Mögest Du in bewegten Zeiten leben …

„Mögest Du in bewegten Zeiten leben“ ist kein frommer Neujahrswunsch, sondern ein chinesischer Fluch.
Von 6. Januar 2009

Ein interessanter Ort, diese Wiener Wirtschaftsuniversität. Dort, an der ehemals ehrwürdigen Hochschule für Welthandel, begab es sich, dass vor nicht allzu langer Zeit ein Gastdozent der Statistik Austria über die Inflationsstatistik Österreichs folgendes Insiderwissen zum Besten gab: „Nicht einmal die Frau meines Chefs glaubt ihm seine Inflationsstatistiken.“

Der gute Mann plauderte aus dem Nähkästchen des schweren Alltags eines Statistikers. Ob die derzeitigen Inflationszahlen in den westlichen Ländern der tatsächlichen Teuerung entsprechen, daran zweifelte nicht nur der Hausverstand seiner besseren Hälfte. Der deutsche Ökonom und Buchautor Roland Baader („Geld, Gold und Gottspieler – Am Vorabend der nächsten Weltwirtschaftskrise“) spricht sogar davon, dass seit Jahren die tatsächliche Preissteigerung hierzulande um das drei- bis fünffache höher liegt als offiziell verkündet und stützt das mit Zahlen. Und der Mann ist nicht einer jener Scharlatane, die sich jetzt als apokalyptische Reiter aufs lahmende Pferd der Weltwirtschaftskrise schwingen und Untergangsstimmung verbreiten, den allwissenden Zeigefinger erheben und keine Lösungen anbieten.

Schon vor vier Jahren sah er die derzeitigen Ereignisse voraus. Baader brachte bereits damals in Verbindung, was zusammengehört, und hielt sich nicht mit den allzu engen Sichtweisen vieler angesehener Volkswirte auf, die gerade zu den derzeitigen Problemen geführt haben, und von denen manche noch immer die Realität verweigern. Er sieht einen klaren Zusammenhang zwischen dem „Fiat Money“, dem „gemachten Geld“, dem „staatlichen Inflationsgeld“, und dem Niedergang von Moral und selbstständigem Denken. Ein solches Geldsystem, in dem der Staat Papiergeld druckt, das ohne einen Gegenwert in Gold oder anderen Sachwerten daherkommt, führt unweigerlich in die Krise. „Papiergeld kehrt immer zu seinem ursprünglichen Wert zurück, nämlich nichts“, schloss der Philosoph Voltaire scharfsinnig bereits im 18. Jahrhundert.

Neben der wirtschaftlichen Krise hat die bisherige Inflation und die bevorstehende Hyperinflation am Ende des Zyklus noch weitere fatale Folgen: „Die Zerstörung des Geldes zerstört die Gesellschaft“, schreibt Roland Baader. Das zieht sich durch alle Bereiche. Der Mensch hat sich schon in die völlige Abhängigkeit des Staates begeben, kein Lebensbereich wird da ausgespart. Ist man alt, soll die Pensionsversicherung alles richten, ist man krank, sollen sich staatlich dirigierte Kassen aufopfernd um die eigene Versorgung kümmern, hat man Kinder, lässt man dem Staat freie Hand bei der Bildung des Nachwuchses. Und nun soll der Staat die Banken beaufsichtigen, wobei er gerade sichtbar versagt hat, er soll bestimmte Firmen retten, die am lautesten schreien, und uns vor möglichst jeder Eigenverantwortung bewahren.

Die Medien tun ein Übriges dazu, den Dämmerschlaf zu fördern. Hand aufs Herz: Wissen Sie noch von selbst, ob es Ihnen gut geht, oder muss es Ihnen Ihr Arzt oder Psychologe sagen? Schauen Sie nicht auch manchmal in Hochglanz-Schmonzetten nach, ob Sie ein normales Leben führen? Ob Ihr Sexualleben „in Ordnung“ ist? Ob Ihre Kinder intelligent genug sind?

Lassen Sie sich nichts einreden. Und vor allem nicht, dass die derzeitige Krise und alles, was mit ihr an Hässlichkeiten und Mühsal auf uns zukommt – Arbeitslosigkeit, große Veränderungen, vielleicht sogar Hunger – ein reiner Auswuchs des Kapitalismus sein soll. Denn der hat zwar dazu beigetragen, mit den vernetzten Weltbörsen ein System zu schaffen, das die Gier der Menschheit immer weiter angefacht und doch nie befriedigt hat. Doch das noch viel tiefer greifende Übel stammt aus den sozialistischen Überbleibseln oder Mitbringseln innerhalb des Kapitalismus, an die wir alle als Ersatzreligion geglaubt haben. Das leichte Geld, der billige Kredit, die zehnfache Pension vom eingezahlten Gegenwert und vieles mehr. Wenn´s nur in der Zeitung und auf den Wahlplakaten gestanden hat, wir haben es geglaubt.

Und lassen Sie sich auch nicht einreden, dass Sparen in Krisenzeiten etwas Schlechtes wäre. Alles andere funktioniert nachhaltig nämlich im Kleinen wie im Großen nicht, bei den privaten Haushalten genauso wenig wie beim Haushalt des Staates. Gutes Geld dem schlechten hinterher zu werfen, verschiebt nur den Ausbruch des Zusammenbruchs und macht ihn für alle noch teurer. Wir wissen seit der Kreditkrise, dass man Ausgeborgtes zurück geben muss, doch haben wir wirklich etwas daraus gelernt? Denn die Krise der Zahlen und Maschinen kommt unweigerlich auch auf uns Menschen zu. Schon 2009.

Die Lösung des Problems im Großen – und hier darf ich den hochgeschätzten Leser wieder an die Wiener Hochschule für Welthandel zurück begleiten – wurde ebendort von Ökonomen wie dem Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek und Ludwig von Mises bereits im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts ausgearbeitet. Sie waren klare Vertreter einer Goldwährung, also eines durch Gold gedeckten Geldes, das für Inflation keine Angriffsfläche bietet. Denn, und das wissen vielleicht nicht alle: Inflation in seiner ursprünglichen Definition bezeichnet nur die Steigerung der Geldmenge, nicht die daraus resultierenden Preiserhöhungen. Und die gab´s etwa im 19. Jahrhundert so gut wie überhaupt nicht.

„Mögest Du in bewegten Zeiten leben“ ist übrigens kein frommer Neujahrswunsch, sondern ein chinesischer Fluch. Es wird hart 2009, soviel ist sicher. Doch sagen die Chinesen nicht auch, dass jedes Ding zwei Seiten hat? Schließlich bietet jede Krise ihre Chancen zur Veränderung. Vielleicht wird so der Fluch der bewegten Zeiten zum Segen des Neu-Denkens und Neu-Handelns werden – für alle. Ein gutes Neues uns allen.



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