DIW rechnet mit Ende des Booms beim Wohnungsneubau – Caritas: Wohnungsmangel birgt Konfliktpotenzial

"Im Wohnungsbau kündigt sich das Ende des Neubaubooms an", heißt es in einer Studie des DIW. Unterdessen warnt die Caritas vor dem Konfliktpotenzial durch den Wohnungsmangel.
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Wohnungen in Berlin.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times10. Januar 2018

Der Boom beim Neubau von Wohnungen in Deutschland geht zu Ende. Damit rechnet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seiner neuen Prognose für das Bauvolumen, über die die „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwochsausgabe) berichtet.

„Im Wohnungsbau kündigt sich das Ende des Neubaubooms an“, heißt es in der Studie des DIW, die das Berliner Institut jedes Jahr im Auftrag des Bundesbauministeriums und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung erstellt.

Nach Wachstumsraten von jährlich teilweise mehr als zehn Prozent dürfte der Zuwachs bei den Neubauten von Wohnungen „stark an Dynamik verlieren“, stellen die DIW-Forscher Martin Gornig und Claus Michelsen in ihrer Untersuchung fest. Unterm Strich werden der Prognose zufolge die Investitionen für den Wohnungsneubau nach Abzug der Preissteigerungen 2018 um knapp fünf Prozent und 2019 um nur noch knapp ein Prozent zulegen.

Für das Ende des Booms sehen die DIW-Forscher mehrere Gründe: Das ohnehin schon knappe Bauland in den gefragten Lagen der großen Städte wird noch knapper. Die Bauwirtschaft arbeitet an der Grenze ihrer Kapazitäten. Neues Personal einzustellen, fällt den Betrieben aber schwer, auch weil anderswo in Europa Fachleute fürs Bauen zunehmend gesucht sind. „Konnten in den vergangenen Jahren fehlende Arbeitskräfte relativ problemlos aus der Europäischen Union rekrutiert werden, dürfte dies zunehmend schwerer fallen“, heißt es in der Studie.

Die Baupreise dürften laut DIW wegen der starken Nachfrage auch 2018 und 2019 voraussichtlich um jährlich mehr als drei Prozent zulegen. Die Zahl der genehmigten Wohnungsneubauten stagniert. „Der Eigenheimbau dürfte zudem unter den perspektivisch wieder steigenden Zinsen und den erheblich gestiegenen Bodenpreisen leiden“, schreiben die DIW-Experten.

Das Berliner Institut rät jedoch davon ab, schnell eine großzügige Förderung, wie etwa eine neue Sonderabschreibung für den Mietwohnungsbau, zu beschließen. Eine pauschale Förderung würde in der aktuellen konjunkturellen Lage nur dazu führen, dass Baufirmen und Verkäufer von Grundstücken und Immobilien noch höhere Preise verlangen. Großes Potenzial sehen die DIW-Forscher dafür im Aufstocken von Gebäuden, der Bebauung in der zweiten Reihe und im Schließen von Baulücken. „Mit einer Investitionszulage für die Nachverdichtung könnte die Politik zusätzliche Investoren aktivieren“, sagte DIW-Experte Michelsen.

Caritas: Wohnungsmangel birgt Konfliktpotenzial

Unterdessen warnt die Caritas vor dem Wohnungsmangel. Daraus könnte sich ein Konfliktpotenzial entwickeln.

„Was, wenn die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung in einer beliebten deutschen Stadt hoffnungslos ist?,“ lautet eine Frage in einer Erhebung der Wohlfahrtsorganisationen.

Die Caritas hat für ihre neue Kampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ eine Umfrage gestartet, die sie in Berlin vorstellen will.

Meinungsforscher haben nachgefragt, wie die Bevölkerung das Problem von mangelndem Wohnraum wahrnimmt und welche Lösungen es geben könnte. In einigen deutschen Städten ist es nach Angaben der Hilfsorganisation nicht mehr möglich, mit einem durchschnittlichem Einkommen eine Wohnung zu mieten. Das berge Konfliktpotenzial für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. (dpa/dts)



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