Ladendiebe werden dreister und brutaler – Schwere Delikte verdreifacht

Milliardenschäden durch Ladendiebe: Immer mehr Händler rüsten im Kampf gegen die tägliche Kriminalität auf. Während viele Diebstähle Bagatelldelikte sind, wird manchmal auch trickreicher zugegriffen.
Titelbild
Schnell einstecken: Ladendiebe (nachgestellte Szene) werden lau Handelsforschungsinstitut EHI «immer dreister und brutaler».Foto: Felix Kästle/dpa
Epoch Times27. Juni 2017

Vitrinen werden aufgebrochen, Etiketten entfernt – Ladendiebe werden in Deutschland nach Beobachtungen des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI „immer dreister und brutaler“.

Häufig komme es auch zu Konflikten mit Personal oder Sicherheitskräften, berichtet Branchenexperte Frank Horst. Dabei musste der deutsche Einzelhandel auch im vergangenen Jahr wieder Milliardenverluste durch unehrliche Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter verbuchen. Ein Durchbruch im Kampf gegen die Langfinger ist vorerst nicht in Sicht.

Mit rund 3,4 Milliarden Euro lägen die Schäden auf dem Niveau des Vorjahres, so der Tenor einer Untersuchung des EHI. Am Dienstag will die Branche das Problem in Köln auf der Konferenz „Inventurdifferenzen und Sicherheit“ erörtern.

Die Kunden verursachten den größten Teil der Schadenssumme: rund 2,26 Milliarden Euro. In den Taschen der eigenen Mitarbeiter landeten zudem Waren im Wert von etwa 820 Millionen Euro. Servicekräfte ließen Produkte im Wert von schätzungsweise 300 Millionen Euro mitgehen.

Rund 378 000 Ladendiebstähle wurden 2016 in Deutschland laut Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) angezeigt, doch das ist nach Einschätzung der Handelsforscher nur die „Spitze des Eisbergs“. Vor allem die Zahl der schweren Delikte habe sich in den vergangenen neun Jahren fast verdreifacht. Rund 26 Millionen Ladendiebstähle mit einem durchschnittlichen Warenwert von je 83 Euro blieben wohl unentdeckt.

Nach Beobachtungen des Sicherheitsdienstleisters Checkpoint arbeiten ganze Banden von Profi-Dieben in den Läden mittlerweile nach einem festen System. Ausgerüstet mit folienbeschichteten Taschen oder derart gefütterten Mänteln versuchten Diebe, den an der Eingangstür drohenden Alarm durch die Sicherungsetiketten zu umgehen. Daher rüsteten nun immer mehr Händler auf, erklärt der Warensicherungsexperte des US-Unternehmens, Hans-Jürgen Nausch.

Insbesondere Baumärkte und Lebensmittelhändler investierten nun in neue Sicherungstechnik, während dies im Elektronikhandel und in Modeläden heute schon weit verbreitet sei. Aktueller Trend dabei sei es, die früher eher versteckten Sicherungseinrichtungen nun offen zu zeigen, um so die Diebe abzuschrecken. Es gehe darum, diese zu verunsichern statt zu fangen. Notfalls müsse dann der Nachbarladen mit dem Problem fertig werden.

Eine noch stärkere Sicherung etwa mit Produkten hinter Glas sei dagegen nicht im Sinne der Einzelhändler, die in Konkurrenz zum boomenden Onlinehandel auf eine möglichst attraktive Präsentation setzen müssten. „Die Kunst ist es, einen Artikel zu sichern, ohne das Einkaufserlebnis des ehrlichen Kunden zu beeinträchtigen“, so Nausch.

Den Zahlen des EHI zufolge investiert der deutsche Einzelhandel derzeit bereits rund 1,3 Milliarden Euro in die Diebstahlsicherung. Das entspricht rund 0,3 Prozent des Einzelhandelsumsatzes im vergangenen Jahr von rund 410 Milliarden Euro. Damit sei das Budget nur leicht erhöht worden, hieß es. Bei etwa der Hälfte der Ladendiebstähle handele es sich ohnehin um Bagatelldelikte mit Waren im Wert von unter 15 Euro. (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion