„Jenseits aller Grenzen“ – Meisterwerk von Recherchearbeit und Erzählkunst

Was uns hellhörig machen sollte, hier wird unter anderem eine fragwürdige deutsche Außenpolitik gegenüber bzw. für Saudi-Arabien entlarvt, die jeden Bürger zum Protest veranlassen müsste.
Titelbild
Der Autor schreibt: „Gibt es eher Fortschritte oder Rückschritte im Vergleich zu Ibn Batuttas Zeiten (geb. 1304 in Tanger/ Marokko), von der damaligen globalisierten Welt zur globalisierten Welt von heute?"Foto: Cover Deutsche Verlagsanstalt
Von 20. März 2016

Der promovierte Politikwissenschaftler und Bestsellerautor Erich Follath war viele Jahre lang diplomatischer Korrespondent für den SPIEGEL im Nahen Osten, in Indien und Ostasien. In seinem neuesten Buch „Jenseits aller Grenzen“ schreibt er unter anderem über die islamische Terrorzentrale Saudi-Arabien.

Islamische Terrorzentrale Saudi-Arabien

Erich Follath beschreibt in seinem 4. Kapitel „Mekka – Göttlich“ auf den Seiten 144 – 145 Fakten und Hintergründe, die uns hellhörig machen müssten. Hier wird eine fragwürdige deutsche Außenpolitik entlarvt, die jeden Bürger zum Protest veranlassen müsste.

Die wichtigsten Textpassagen:

„Nach den furchtbaren Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington wurde rasch bekannt, dass fünfzehn der neunzehn Attentäter Staatsbürger Saudi-Arabiens waren. Gefundene Pässe und schnell recherchierte Lebensgeschichten belegten diese Tatsache. Das hinderte die höchsten saudi-arabischen Stellen einschließlich des Innenministeriums in Riad jedoch nicht daran, ihre Landsleute zu verleugnen und von einer „zionistischen Verschwörung“ zu fabulieren.

Ende 2001 hatte ich eine kritische SPIEGEL-Titelgeschichte über das Königreich geschrieben, 2004 nach einem längeren Besuch in Riad und Jeddah einen skeptischen Artikel zur Zukunft des Landes („Heimspiel für den Terror“) verfasst. Und dann den früheren Geheimdienstchef Prinz Turki al-Feisal interviewt, der relativ offen – vielleicht für die heute Herrschenden zu offen? – über seine Treffen mit Osama Bin Laden und Mullah Omar und gewisse Defizite der Monarchie geplaudert hatte.

Fest steht: Die Regierung in Riad hat bis heute sehr eigenwillige Vorstellungen von Pressefreiheit. Die Enthüllungsplattform Wiki-Leaks veröffentlichte im Frühjahr 2015 abgefangene Dokumente aus dem saudi-arabischen Außenministerium. Demnach haben die Behörden per Scheckbuch versucht, sich in aller Welt Einfluss zu beschaffen – auch über die Medien. Der Iran-kritische Fernsehsender MTV-Libanon erhielt „Zuschüsse“ in Höhe von 20 Millionen US-Dollar, auch in Australien und Kanada floss Geld für eine freundliche Berichterstattung über das Königshaus.

Einen besonderen Schwerpunkt der PR-Initiative sollte Deutschland bilden. Wie viel würde es kosten, einen deutschen Journalisten als Auftragsschreiber zu kaufen, fragte das Außenministerium Ende 2011 in Riad beim Botschafter in der Bundesrepublik an, reichten die veranschlagten 7.500,– € im Monat?

[Anmerkung RRR: zu jener Zeit war Dr. jur. Guido Westerwelle Außenminister der Bundesrepublik Deutschland].

Die Saudi-Jubelberichte sollten „mal in Hamburg, mal in Berlin, mal in München“ erscheinen, um die hässlichen Fakten zu konterkarieren, die unabhängige Organisationen wie Reporter ohne Grenzen über das Königreich kolportierten; nach deren Liste steht Saudi-Arabien in Sachen Pressefreiheit unter 180 Staaten derzeit auf dem 166. Platz. Auch deutsche Schriftsteller sollten in die Kampagne einbezogen werden. Der als oberster Scheckbuch-Diplomat fungierende Außenminister plante laut einer mit „Streng-geheim“ gestempelten Depesche „alle sechs Monate ein positives Buch“ drucken zu lassen, freilich ohne Hinweis darauf, dass es sich um eine Auftragsarbeit handelte. Botschafter S. E. Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi war nach den Wiki-Leaks-Auswertungen der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG aktiv in das manipulative Geschehen eingebunden – oder zumindest in seine Planung, denn bis heute ist unklar, ob und an wen gezahlt wurde…"

Abu Abdullah Muhammed Ibn Batutta, der „Marco Polo des Orients“

In seinem aktuellen Buch präsentiert Erich Follath auf 520 Seiten dem Leser den größten Reisenden aller Zeiten, den 1304 in Tanger/ Marokko geborenen Abu Abdullah Muhammed Ibn Batutta, der als „Marco Polo des Orients“ in die Geschichte eingegangen ist. Jede Zeile ein Eintauchen in eine abenteuerliche Welt; man legt dieses Buch von höchstem Bildungsniveau nicht mehr aus der Hand. Sehr klug gewählte Kapitelüberschriften:

·       Tanger – Ursprünglich 

·       Kairo – Triumphal

·       Damaskus – Lehrreich

·       Mekka – Göttlich

·       Shiraz – Bezaubernd

·       Dubai – Unglaublich

·       Istanbul – Zukunftsweisend

·       Samarkand – Entlarvend

·       Delhi – Umwerfend

·       Male – Phantastisch

·       Jakarta – Hoffnungsvoll

·       Hangzhou – Überwältigend

·        Granada – Traditionsbewusst.

Der Autor schreibt: „Gibt es eher Fortschritte oder Rückschritte im Vergleich zu Ibn Batuttas Zeiten, von der damaligen globalisierten Welt zur globalisierten Welt von heute? Haben sich die Muslime unversöhnlich auseinanderentwickelt oder ist ihre ausgeprägte Verschiedenheit, die Vielfalt ihrer Traditionen und Glaubensformen, langfristig womöglich ein Vorteil? Der Islam steht in diesen Tagen an einem Scheideweg, Reformer und Fundamentalisten kämpfen um die Deutungshoheit. Viele Europäer sind heute nicht mehr willig, zwischen Islam und Islamismus zu differenzieren… Auch in diesem neuen Zeitalter der Grenzzäune aber ist eines sicher: Der Einfluss dieser Weltreligion wird weltweit zunehmen, ob man das in Europa und den USA zu akzeptieren bereit ist oder nicht… Ibn Batutta brauchte kein einziges Visum auf seinem Weg. Für den Besuch meiner 12 Städte in 12 Staaten benötigte ich 11 Visa, nur das spanische Granada war ein EU-Heimspiel…“

In diesem phantastischen Buch wird das Reisen als einzigartiges Bildungs-Abenteuer deutlich. Der moderne Massentourismus hat leider eigene Erkundungsaktivitäten weitestgehend lahmgelegt. Jeder von uns sollte im Rahmen seiner Möglichkeiten versuchen, zum „König des Reisenden“ zu werden, in der letzten irdischen Lebensphase dann zum „Reisenden zu sich selbst“.

„Jenseits aller Grenzen“ ist ein hervorragender Buchtitel. Die Menschheit auf dem Planeten Erde wächst immer mehr zusammen. Die Zukunft der Religionen muss in einem für alle verbindlichem Verständnis für die kosmische Herkunft liegen. An der innersten Urquelle ist jeder gleich gültig und unterschiedslos beheimatet. Die Beseitigung der "inneren Grenzzäune" ist eine wichtige Arbeit, für die man die spirituelle Wegbegleitung von Wissenden und Weisen benötigt.

Foto: Cover Deutsche Verlagsanstalt

Erich Follath

Jenseits aller Grenzen

Gebundene Ausgabe: 528 Seiten

Deutsche Verlags-Anstalt (22. Februar 2016)

ISBN-10: 3421046905

Euro 24,99



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