Pisa-Studie: Die OECD ist kein globales Bildungsministerium

Deutschlands Schüler schneiden schlecht ab, die Wirtschaft ist beunruhigt über das mangelhafte Wissen der Schüler. Das gleiche in Österreich. Doch was misst Pisa eigentlich? Wer ist der Autor und was ist der Zweck dieser Studie?
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Schüler stehen im Gymnasium in Weingarten in Baden-Württemberg während des Deutschunterrichts vor der Tafel und sprechen eine Aufgabe durch.Foto: Felix Kästle/Archiv/dpa
Epoch Times6. Dezember 2016

Wirtschaftsvertreter reagierten alarmiert auf die neue Pisa-Studie: Die Studie sei ein „Weckruf“ für Deutschland, sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Mit diesen Ergebnissen werden wir das kommende Jahrzehnt nicht erfolgreich bestehen können“, warnte der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA).

Nach den am Dienstag weltweit präsentierten Ergebnissen von „PISA 2015“ kam Deutschland in Naturwissenschaften nur auf 509 Punkte (2012: 524) und in Mathematik auf 506 (514). Beunruhigt zeigte sich auch Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer: „Für den erfolgreichen Einstieg in die komplexen gewerblich-technischen Ausbildungsberufe im Handwerk sind naturwissenschaftliche und mathematische Kompetenzen der Schüler entscheidend.“

Was misst Pisa?

Getestet werden 15-Jährige mit wechselnden Schwerpunkten in Mathematik, Naturwissenschaften sowie Lesen und Textverständnis. Am Pisa-Test 2015 nahmen rund eine halbe Million Schüler aus etwa 70 Ländern teil – darunter die 34 OECD-Staaten, Partnerländer und aufstrebende Wirtschaftsregionen. In Deutschland machten rund 10.000 Schüler mit.

Pisa-Chef-Koordinator Andreas Schleicher von der OECD schreibt, dass damit ein internationaler Vergleich der Leistungen von Schülern möglich wird. Seit ihrer Einführung werden aus den Ergebnissen der Studie Zusammenhänge zur Qualität des Schulsystems gezogen. Seither wurden die Ganztagsschule eingeführt, eine bessere Diagnostik der Lernentwicklung, Förderung sozial benachteiligter Gruppen und es gab Änderungen bei der Lehrerbildung.

Nun hat sich der Abstand zu Singapur und anderen asiatischen Ländern vergrößert. Deutsche Schüler können Matheformeln wiedergeben und anwenden, jedoch können Asiaten ihr Wissen schneller auf neue Problemstellungen übertragen. Es mangelt deutschen Schülern an kreativen Problemlösefähigkeiten.

Oder anders gesagt: Fast jeder Schultest lässt sich mit Hilfe eines Smartphones ziemlich schnell lösen. Wenn Kinder nicht nur so gut wie Smartphones sein sollen, dann sollte kreatives, eigenständiges und kritisches Denken und soziale Fähigkeiten entwickelt werden. Doch diese sind viel schwerer messbar.

Österreichs Schulleistungen sind auch schlechter geworden, wenn man diesen Maßstab der OECD anlegt.

Denn bei der Pisa-Studie wird ein von der OECD entwickelter Maßstab an alle Schulsysteme angelegt, oder anders gesagt: Herr Schleicher bestimmt, was Schüler wissen müssen.

Die OECD ist eine Wirtschaftsorganisation – kein globales Bildungsministerium

Die OECD hatte nach dem zweiten Weltkrieg den Auftrag, den Wiederaufbau in Europa zu organisieren. Anschließend ging es um die Lösung wirtschaftlicher Probleme, wie niedrige Arbeitslosigkeit, wirtschaftliches Wachstum oder dem Vorantreiben der Globalisierung, also der Ausweitung des Welthandels auf multilateraler Basis.

Diese Art Bildung widerspricht in gewissem Maß dem, was früher unter Bildung verstanden wurde. Früher war Bildung „die Formung des Menschen im Hinblick auf sein „Menschsein“, seiner geistigen Fähigkeiten“ (wikipedia). Heute geht es eher um die Nützlichkeit des Schülers für die Wirtschaft.

Es gibt Tests, die den Lernstand der Schüler besser und differenzierter zeigen, wie Timss. Timss findet am Ende der vierten Klasse statt und misst die Leistungen im Fach Mathe und in den Naturwissenschaften. Das aktuelle Ergebnis von Timss 2015 zeigte, dass deutsche Schüler in Mathe unter dem OECD- und unter dem EU-Durchschnitt liegen, noch hinter Bulgarien und Zypern. (dts/ks)



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