China: Der “Pate“ von Shanghais Lebensmittelbranche verhaftet – politisches Erdbeben

Titelbild
Wang Zongnan bei einem Meeting in Shanghai 2012. Am 11. August offiziell wegen Bestechlichkeit und Veruntreuung von Geldern eines staatlichen Unternehmens verhaftet.Foto: STR/AFP/Getty Images
Epoch Times13. August 2014

Da hilft nichts mehr, keine Bestechung und keine hohen Posten in der Vergangenheit oder Gegenwart, keine Krankheit oder Ruhestand. Die Anti-Korruptions-Kampagne von Xi Jinping marschiert ins sogenannte Hoheitsgebiet der „Shanghai-Clique“ ein.

Am 11. August wurde der Haftbefehl der Shanghai-Staatsanwaltschaft gegen Wang Zongnan vollstreckt und offiziell bekanntgegeben. Seit dem 26. Juli liefen schon interne Ermittlungen und Verhöre gegen den 59-jährigen Wang Zongnan wegen Bestechlichkeit und Veruntreuung von Geldern eines staatlichen Unternehmens.

Der Titel „Pate von Shanghai“ ist schon kein Ehrentitel, viel weniger sind es die bekanntgegebenen Beschuldigungen – und wie fast immer in China – gibt es einen doppelten Boden politischer Natur. Niemand steigt so hoch, wenn er nicht politische Rückendeckung hat. Und die heißt in diesem Fall Jiang Zemin und seine „Clique“, ehemaliger Bürgermeister von Shanghai und ab 1989 bis 2002 Staatschef von China, Chef der Kommunistischen Partei und der mächtigen Militärkommission.  Die Ämter gab er seit 2002 schrittweise an Hu Jintao ab, nicht aber die Fäden seiner internen Seilschaften.

Ins korrupte Herz der Jiang Zemin-Clique in Shanghai

Nun also wird nach seinem ehemaligen Protegé Zhou Yongkang, Chinas ehemaligem Sicherheitszaren, auch Wang Zongnan der Justiz überstellt. Dass auch Chinas Justiz von der Kommunistischen Partei und deren jetzt allmächtigen Xi Jinping dirigiert wird, sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Von dem 87-jährigen Jiang Zemin heißt es, dass er im Krankenhaus liegt.

Für unliebsame Gegner innerhalb der Partei gibt es schon immer genügend Verdachtsmomente, um sie hinter Schloss und Riegel zu bringen. Die Kampagne von Xi stößt nun ins korrupte Herz der Jiang Zemin-Clique in Shanghai vor. In diesem Partei-Sumpf bewegte sich der nun verhaftete, 1955 geborene, Wang Zongnan während seiner politischen und wirtschaftlichen Karriere. Aber schon 1995, im Alter von 40 Jahren, hatte Wang den politischen Kreis gegen die Wirtschaftskreise getauscht, blieb aber weiterhin im Geflecht von Shanghai tätig.

Er bewegte sich dort zwischen 1996 und 2013 als Geschäftsführer in verschiedenen staatlichen Unternehmen, die immer zu den 100 erfolgreichsten in China zählten. Ob das Supermarktketten, Logistikunternehmen oder die Immobilienbranche waren, Wang hatte seine Finger im Spiel und steckte vermutlich so manche Million in die eigene Tasche. Ende November 2013 hatte Wang sich aus seinem Posten „wegen Krankheit“ in den Ruhestand zurückgezogen.

Die Shanghai Bright Food Group und die Verhaftung ihres CEO

Der größte Konzern unter seiner Regie war die Shanghai Bright Food Group, die im August 2006 gegründet wurde, und bald einen Jahresumsatz von 100 Milliarden Yuan erreichte (12,15 Milliarden Euro). Die Shanghai Bright Food Group gehört zu den vier größten Staatskonzernen in Shanghai, tätig im Handel der verschiedenen Konsumbranchen und auch in der Immobilienbranche. Die Verhaftung ihres CEO ist keine Petitesse. In Shanghai mit seinen über 23 Millionen Einwohnern (!) kursierte der Spruch über Wang, den „Paten der Konsumbranche“, dass er „das Alltagsleben der Shanghai-Bürger“ in der Hand hielte.

Interessanterweise wurde 2006, im Gründungsjahr der Shanghai Bright Food Group, der damals hochrangige Partei-Schützling von Jiang Zemin, Chen Liangyu, vom damaligen Staats- und Parteichef Hu Jintao überraschend abgesetzt und zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt wegen – so die offizielle Version – Veruntreuung von Geldern aus der Rentenkasse in Shanghai.

Zahl der Selbstmorde unter hohen Parteikadern hat zugenommen

So richtig sicher kann sich als Mitglied  der Shanghai Clique niemand mehr fühlen, und für so bekannte Persönlichkeiten wie Wang ist auch ein heimliches rechtzeitiges Entkommen kaum möglich. Die Zahl der Selbstmorde unter hohen Parteikadern hat zugenommen. Auch dabei wird es viele Vertuschungen geben.

Man vermutet, die AFP hat das auch schon veröffentlicht, dass es noch weitere Untersuchungen und Verfahren im Kreis von Jiang Zemin und seiner Familie geben wird. Seine beiden Söhne sind auch in sehr einflussreichen Positionen tätig.

Der Fokus richtet sich auf die Machtbasis von Jiang Zemin, der auch der Initiator der mörderischen Verfolgung von Falun Gong war, zweifellos sein größtes Verbrechen, das bisher ein Tabu-Thema in China ist. Die Schlinge zieht sich immer enger zusammen.



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