Kahane: „Es gab sehr viel Rassismus in der DDR – hat sich bis heute fortgesetzt“

Gründerin und Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane, sprach im Deutschlandfunk über Rassismus und No-Go Areas für Migranten in Ostdeutschland. Dort sei das Klima schon immer rassistisch gewesen, doch habe sich auch dort die Zivilgesellschaft inzwischen entwickelt.
Epoch Times28. August 2017

Vor 25 Jahren kam es zu schweren ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen. Der „Deutschlandfunk“ nahm dies zum Anlass, um mit der Vorsitzenden der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane, über Rechtsextremismus in Ostdeutschland zu sprechen. Auch heute sei dort Fremdenfeindlichkeit immer noch ein großes Problem, meint nämlich die Journalistin.

„Es gab ja sehr viel Rassismus in der DDR“, blickt die Gründerin der Amadeu Antonio Stiftung etliche Jahre zurück. Das „Klima“ sei schon immer so gewesen und habe sich bis heute fortgesetzt.

So richtig kann Kahane den Rassismus dabei nicht erklären, fakt sei aber: „Als die Mauer fiel, ist das erst richtig rausgekommen. Das war vorher auch da. Es gab sehr, sehr heftige Vorbehalte beziehungsweise starke rassistische Einstellungen bei den Menschen dort – nicht bei allen natürlich, aber bei sehr vielen“, erklärt die gebürtige Ostberlinerin.

Keine Völkerfreundschaft im Osten

Auf die Frage des Dlf, ob es denn eine ganz spezifische Form des ostdeutschen Rassismus gebe, geht Kahane nicht weiter ein sondern erklärt stattdessen, woher die Fremdenfeindlichkeit kam: „Die DDR war eine sehr autoritäre Gesellschaft und Fremde waren nicht Teil sozusagen einer Idee von einer vielfältigen Gesellschaft, sondern die war immer sehr stark autoritär organisiert.“ Die Behandlung der Ausländer sei deswegen nicht von Völkerfreundschaft geprägt gewesen, sagt sie.

Das heißt laut Kahane, dass „eine Gesellschaft, die sich Vielfalt zum Thema mache, auch selbst eine vielfältige Gesellschaft sein müsse, also eine demokratische Kultur haben müsse“. Wer sich für Vielfalt und eine demokratische Kultur einsetzt, der könne nicht gleichzeitig ein autoritäres Regime organisieren. Dass passe für Kahane nicht zusammen. „Wenn Sie zum Beispiel eine Gesellschaft haben, die sehr strikt organisiert ist und wo sehr viel auf Gleichheit, auf Nivellierung, auch auf Anpassung geachtet wird, ist jeder, der abweicht, ob er das äußerlich oder innerlich tut, natürlich in irgendeiner Weise ein Problem.“

Wie steht es heute um den Osten der Republik?

Das Problem sei nicht verschwunden, sondern dezentraler geworden, sagt sie. Es sei regional durchaus verteilt. Bezogen auf die Ausschreitungen von Rostock 1992 erklärt sie: „Erstens hat die Staatsmacht jetzt nicht mehr diesen Kontrollverlust und zweitens – das muss man wirklich eindeutig sagen – hat sich die Zivilgesellschaft doch wirklich sehr stark entwickelt. Wir sehen gerade in Ostdeutschland, dass es sehr viele Leute gibt, die sich da höchst engagiert gegen Rechtsextremismus und Rassismus engagieren.“

Und wie steht es um No-Go-Areas im Osten?

Die gebe es natürlich „Und diese Abwehr einer solchen Erkenntnis, dass es so ist, ist Teil des Problems“, so Kahane. Und weiter: „Und wenn Sie Migranten fragen oder Leute, People of Color, die würden nicht freiwillig im Osten Urlaub machen, nach wie vor nicht, jedenfalls in bestimmten Gegenden nicht, und die Leute wissen das.“

Letzte Frage: Inwiefern wird ein Einzug der AfD in den Bundestag das Klima in Deutschland verändern?

Kahane: „Es wird nicht mehr ganz so gemütlich im Bundestag.“ Ohne die AfD sei es ja bei den Debatten der konkurrierenden Parteien immer noch ganz friedlich zugegangen, meint sie, aber wie man es schon in den Landtagen sehe, werde sich die Stimmung verschärfen. Die AfD „wird versuchen, Zugang zu bekommen zu allen möglichen Aktionen, die sich gegen Rechtsextremismus wenden, und das wird schon eine schwierige Situation werden.“

(mcd)



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