„Die neuen Sklaven Europas“ – Mittelmeer-Flüchtlinge in der italienischen Landwirtschaft + Video

Italiens Landwirtschaft lebt großteils von Migranten. Ernte ist schwere Arbeit, gezahlt wird pro Kiste – vielleicht 20 Euro pro Tag. Der Deutschlandfunk spricht von den "neuen Sklaven Europas".
Titelbild
Mittelmeer-Migranten werden zu den "Neuen Sklaven Europas", vor allem in der Landwirtschaft (Symbolbild).Foto: PIUS UTOMI EKPEI/AFP/Getty Images
Von 1. Juli 2017

Italien nimmt sehr viele Migranten auf, der derzeitige Ansturm lässt sie in der EU um Hilfe rufen, doch warum? Wie der „Deutschlandfunk“ berichtet, basieren große Teile der italienischen Landwirtschaft auf der Ausbeutung eben dieser Migranten – in sklavenartigen Verhältnissen.

Sie werden „die neuen Sklaven Europas“ genannt.

So sagt ein 40-jähriger Mann aus Gambia; „Die Arbeit ist sehr schwer. Wir ernten die Früchte und tragen sie auch zum Laster. Dafür gibt es 25 Euro am Tag für neun, zehn Stunden Arbeit. Manchmal werden wir nicht pro Tag bezahlt, sondern es gibt einen Euro pro Kiste. Und wer jung ist und stark, schafft etwa 25 Kisten am Tag. Oft ist das Feld nass. Man rutscht aus, man verletzt sich ab und zu, es ist sehr schwer.“

Sie haben keine Wahl

Die Gründe sind einfach: „Sie müssen das machen, denn sie haben sonst nichts. Sie haben keine Wahl, und das führt dazu, dass sie nehmen, was kommt.“

Der Mann aus Gambia erklärt, dass er schon drei Jahre in Italien sei und alle paar Monate in eine andere Gegend zieht – je nachdem, wo Erntehelfer gebraucht werden. Das System ist stets gleich: „Um fünf Uhr stehen alle auf und es gibt Treffpunkte, wohin die Caporali kommen, um Arbeiter zu holen. Sobald ein Auto kommt, rennen alle los und wer der Schnellste ist, wird mitgenommen. Manchmal werden zwei, drei, vier mitgenommen. Aber es warten immer viele.“

„Caporali“ organisieren in Feldherrenmanier die Arbeiter und überwachen sie, vergleichbar mit Korporalen („Capo“) beim Militär.

Große Teile der Landwirtschaft Italiens leben davon. In Süditalien, wo Mafia, Schwarzarbeit und Ausbeutung traditionell verankert sind, funktioniert das sehr gut.

Wie funktioniert das System?

Staatsanwältin Marisa Manzini aus Cosenza hob einen derartigen Ring von Sklavenhaltern aus. Dort hatte der Betreiber einer Flüchtlingsunterkunft „seine“ Migranten für einen Hungerlohn auf die Felder geschickt:

„Sie wurden morgens ganz früh rekrutiert, als es noch dunkel war. Dann wurden sie auf die Felder gebracht, wo sie gewartet haben, bis es heller wurde. Und da haben sie dann den ganzen Tag Kartoffeln geerntet. Ohne eine Pause, vom Caporale überwacht, und immer mit der Drohung, dass sie die Arbeit verlieren. Und das hat dafür gesorgt, dass sie bis zum Abend geschuftet haben.“

Die Staatsanwältin muss sich in Kalabrien ständig von Leibwächtern beschützen lassen. Es gibt ein neues Gesetz gegen derartige Vermittler und Landwirte, jedoch fehlen die Mittel, es durchzusetzen.

Ein Kameruner organisierte den ersten Streik der ausländischen Arbeiter

Yvan Sagnet, ein junger Mann aus Kamerun, kam nach Italien und erlebte ähnliches. Er geriet an einen Caporale in Apulien:

„Er zahlt dir für jede Kiste à 300 Kilo 3,50 Euro. Für 300 Kilo. Ich habe jeden Tag fünf davon geschafft. Also 20 Euro für 14 Stunden Arbeit. Und davon musste ich noch 5 Euro für den Transport abziehen, 3,50 Euro für das Brot. Am Ende hatte ich nichts mehr. Und nach fünf Tagen habe ich Nein gesagt.“

Sagnet organisierte einen Streik von eineinhalb Monaten, es war der erste Streik ausländischer Arbeiter in Italien. Seither kommt das Thema an die Öffentlichkeit.

„Es gibt die Caporali, die Landwirte, und dann die anderen, wirklich Verantwortlichen, die der Grund für alles sind, was dort passiert. Ich nenne sie die Generäle. Das sind die großen Lebensmittelunternehmen, Coop, Auchan, Carrefour und Lidl. Das sind die wirklich Verantwortlichen, denn am Ende entscheiden sie über die Preise für die Produkte.“

Verbraucher, die die billigen Tomaten aus Italien kaufen, wissen nichts davon. Sie werden unbewusst zu Mitschuldigen, schreibt Jan-Christoph Kitzler vom „Deutschlandfunk“.

Auch in Frankreich und Spanien arbeiten Flüchtlinge unter üblen Bedingungen in der Landwirtschaft. Im Video ein Bericht aus Frankreich vom 16.06.2017.

Video: Moderne Sklaven – Europas Erntehelfer

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