Zeugnis der Unterdrückung in Tibet

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Foto: Lunga Verlag
Von 9. November 2009

„Eine Schar von Gottheiten schützte unsere Vergangenheit … doch die Gottheiten sind nun schon lange fort“, so endet das Gedicht „Vergangenheit“ von Tsering Woeser, das vor den Augen der Zuhörer Bilder entstehen lässt: Verschneite Berge, eine sich öffnende Lotusblüte, eine flatternde Gebetsfahne. All dies Zeichen Tibets und seiner Kultur, spiegelt das Gedicht doch die Gegenwart eines sich entfremdenden Landes wider.

Tsering Woesers im Oktober auf Deutsch veröffentlichtes Buch „Ihr habt die Gewehre, ich einen Stift“, zeigt die Geschehnisse ab dem 10. März 2008, dem 49. Gedenktag der friedlichen Erhebung des tibetischen Volkes. Seit 1959 kommt es in Tibet jedes Jahr zu Auseinandersetzungen zwischen Tibetern und den chinesischen Behörden. Diese Chronologie zeigt, was mit Mönchen passierte, die sich in Lhasa versammelt hatten und immer mehr wurden, dabei Parolen riefen wie „Forderung nach religiöser Freiheit“ und „Lasst nicht zu viele Chinesen nach Tibet“. Von Sicherheitskräften wurde sie gewaltsam festgehalten, das Kloster umstellt und die Lebensbedingungen erschwert, da die Wasserversorgung gestoppt wurde.

Mit allen möglichen Methoden versuchen die chinesischen Behörden die gläubigen Tibeter umzuerziehen. Bilder ihres Oberhauptes, des Dalai Lama, liegen auf dem Boden; wer nicht bereit ist darüber zu laufen, dem werden die Hände gebrochen. Fragebögen wie: „Wie siehst du den Dalai Lama?“ werden als Einschüchterung benutzt. Nachdem drei Tibeter Selbstmord begangen hatten, um der Polizei zu entfliehen, wurde bald darauf verkündet, dass alles wieder zur „Normalität zurückgekehrt sei“, alle diejenigen, die in diesem Bericht befragt wurden, seien Chinesen gewesen.

Das Buch ist im Oktober 2009 als Taschenbuch im Lunga-Verlag erschienen; 297 Seiten, ISBN 978-3-00-028220-1; € 16,95.Das Buch ist im Oktober 2009 als Taschenbuch im Lunga-Verlag erschienen; 297 Seiten, ISBN 978-3-00-028220-1; € 16,95.Foto: The Epoch Times

Tsering Woeser steht in Peking unter Hausarrest. Als sie ahnte, dass sie in Tibet nicht mehr sicher war, floh sie nach Peking. Sie kannte einige Reporter des chinesischen Staatsfernsehens, die ihr halfen, die bewaffneten Checkpoints zu überqueren. Die Reporter erzählten, dass sie zum Kamerateam gehörte und so war es ihr trotz ihres tibetischen Aussehens möglich zu fliehen.

Im August 2008 reiste sie mit ihrem Mann wieder nach Tibet und wurde prompt in Lhasa von der Polizei zu einem Verhör geladen, ihre Wohnung durchsucht und ihr Computer beschlagnahmt, sodass sie wieder Lhasa verlassen musste. Im Flugzeug zurück nach Peking schrieb sie das Gedicht „Angst in Lhasa“.

In ihrer Grußbotschaft zur deutschen Ausgabe des Buches spricht die Autorin darüber, dass sich in Tibet nichts zum Guten geändert habe, alles sei noch schlimmer und strenger in der Überwachung. „Anstatt einer politischen Veränderung erhöht China seine Militärpräsenz in Tibet.“ Obwohl sie nicht nach Tibet reisen darf, ist ihr die dortige Situation bekannt. Auslandsreisen werden ihr verwährt, Privatrechte eingeschränkt. Die tibetische Autorin wurde im Jahre 1966 in Lhasa, der Hauptstadt Tibets, geboren. Nach ihrem Studium der chinesischen Literatur war sie in Tibet als Reporterin tätig. Im Jahr 2003 erschien ihr Buch „Notes on Tibet“, das von der chinesischen Regierung verboten wurde.

„Die Machthaber Chinas begreifen sogar den tibetischen Buddhismus als Gefahr, die Tibeter sollen lernen, dass der eigentliche Buddha der Kommunismus ist. Dies ist eigentlich lächerlich, da der Kommunismus tatsächlich gegen jede Religion ist“, meint Peter Bezler, Sprecher der Tibet-Initiative Heidelberg bei der Buchvorstellung in Heidelberg in den Räumen des Palmyra Verlags. Dass sich in kürzerer Zeit etwas in Tibet ändern mag, sieht er als Deutscher hoffnungsvoll: „Ich habe 1989, im Frühjahr noch geglaubt, dass ich nie sehen werde, wie diese Mauer fällt, ich würde niemals erleben, dass es so etwas wie in Ostdeutschland und keinen Kommunismus mehr gibt. Innerhalb ganz kurzer Zeit ist alles in sich zusammen gebrochen. In China ist es wichtig, den demokratischen Prozess zu unterstützen. In Tibet sind die Probleme anders – die Chinesen müssen Tibet einfach verlassen. Die Han-Chinesen, die in China leben, werden von der Regierung gefördert. Die Tibeter empfinden die Han-Chinesen als Fremdkörper und das wissen diese auch“, so Bezler weiter. „Was es der chinesischen Regierung schwierig macht, ist, dass die Tibeter unglaublich gläubig sind. Und die Kultur ist vollkommen verschieden, sie verstehen sie auch nicht. Und Menschen, die man nicht versteht, kann man nur schwer beherrschen. Dies schafft man nur mit unglaublicher Gewalt.“

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen (1994-2002),  Dr. Angelika Köster-Loßack, die die Buchauszüge von Woeser vorlas, war in der Zeit, in der diese Ereignisse stattfanden, in Neu Dehli in einem Zentrum für Menschenrechte. „Dort gab es viele Demonstrationen und Kundgebungen in Anbetracht derer, die in Tibet so einen großen Mut bewiesen haben.“ Indische Politiker wären gekommen und hätten sich solidarisiert.

„Es gibt ein großes Bewusstsein für diese unerträgliche Lage der Menschen in Tibet.“ Auch wenn China immer als Wirtschaftsgigant wahrgenommen wird, so Köster-Loßack, seien die Zeichen für eine positive Entwicklung nicht hoffnungslos. Jedoch, so ist sich Köster-Loßack sicher, kommen die Veränderung in China nur von Innen: „Wenn die inneren Widersprüche, ökonomische oder sozialer Entwicklung, sich darstellen, führt dies dazu, dass politische Forderungen gestellt werden. Die Solidarität, die wir zeigen können, kann nur eine Ermutigung sein.“

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 43/09

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