Nährwertampel Nutri-Score: Schnell erfassbar – Aber wie es zu den Bewertungen kommt, bleibt unklar

Die Mehrheit der Deutschen befürwortet einer Forsa-Umfrage zufolge eine Kennzeichnung von Lebensmitteln mit der Nährwertampel Nutri-Score. Die Studie ergab, dass 69 Prozent den Nutri-Score gegenüber dem Modell des Max-Rubner-Instituts bevorzugen.
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Auf einer Packung Joghurt ist der sogenannte "Nutri-Score" zu sehen.Foto: Christophe Gateau/dpa
Epoch Times14. August 2019

Die Mehrheit der Deutschen befürwortet einer Forsa-Umfrage zufolge eine Kennzeichnung von Lebensmitteln mit der Nährwertampel Nutri-Score. Die Studie unter 1003 Verbrauchern ergab, dass 69 Prozent den Nutri-Score gegenüber dem Modell des zum Landwirtschaftsministerium gehörenden Max-Rubner-Instituts (MRI) bevorzugen, teilten die Organisation Foodwatch, die Diabetes Gesellschaft und weitere Verbände am Mittwoch in Berlin mit. Für den vom MRI entwickelten „Wegweiser Ernährung“ sprachen sich demnach 25 Prozent aus.

Den Umfrageteilnehmern wurden beispielhaft Lebensmittel gezeigt, die mit den jeweiligen Modellen gekennzeichnet waren. Im Anschluss sollten sie die Kennzeichnungen danach bewerten, ob sie verständlich sind und die Wahl erleichtern.

Rund 87 Prozent der Befragten befänden den Nutri-Score als „schneller erfassbar“, sagte Barbara Bitzer von der Deutschen Diabetes Gesellschaft und der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten. Die Ampel-Farbgebung des Nutri-Scores beurteilten die meisten Studienteilnehmer demnach als „sinnvoller“. „Der Wegweiser Ernährung liegt in zwei Bereichen vorne, und das ist in dem Bereich „verwirrend“ und in dem Bereich „kompliziert“, ergänzte Bitzer.

Klare Kennzeichnung für Familien besonders wichtig

Das Modell des MRI vergibt Sterne für den Nährwert der Lebensmittel und listet zusätzlich etwa den Anteil von Zucker, Salz und Fett auf. Luise Molling von Foodwatch kritisierte, dass dies nur eine Wiederholung der Nährwerttabelle von der Verpackungsrückseite sei. Sie forderte Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) auf, „den Nutri-Score endlich in die deutschen Supermarktregale zu bringen“.

Den Verbänden zufolge wählten vor allem Befragte mit einem geringeren Bildungsgrad und jene mit starkem Übergewicht den Nutri-Score. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin betonte, dass eine klare Kennzeichnung besonders für Familien wichtig sei. Kinderlebensmittel seien häufig ungesünder zusammengesetzt, fügte Koletzko hinzu und verwies etwa auf den hohen Zuckeranteil in Frühstücksflocken.

Der Nutri-Score sei auch deshalb leichter zu erfassen, da er dem in Europa etablierten System der Energiekennzeichnung für Elektrogeräte entspreche, sagte Koletzko. Dort sei auf einen Blick sichtbar, ob ein Gerät viel oder wenig Strom verbrauche.

„Die Gesundheit unserer Kinder sollte uns genauso wichtig sein wie der Stromverbrauch unseres Kühlschranks“, ergänzte Koletzko. Der Nutri-Score könne die Hersteller ermutigen, ihre Rezepturen zu verbessern und ungesunde Bestandteile wie etwa Zucker zu reduzieren, um einen schlechte Bewertung zu vermeiden, sagte Bitzer.

Die Methodik hinter den Modellen bleibt unklar

Das Bundeslandwirtschaftsministerium kritisierte, dass Foodwatch eine Umfrage über zwei Modelle erheben lasse, „deren Methodik vollkommen im Unklaren bleibt“. Es verwies zudem darauf, dass das MRI ein eigenes Kennzeichnungsmodell „unabhängig von inhaltlichen Vorgaben unseres Ministeriums“ entwickelt habe. Es gebe kein „Klöckner-Modell“, erklärte das Ministerium mit Blick auf die Wortwahl von Foodwatch.

Das Landwirtschaftsministerium hatte kürzlich eine eigene Verbraucherbefragung zur Nährwertkennzeichnung gestartet. Diese umfasst neben dem Nutri-Score und dem „Wegweiser Ernährung“ auch das in skandinavischen Ländern eingesetzte Schlüssellochzeichen, das einer reinen Positivkennzeichnung entspricht, sowie einen Entwurf der Lebensmittelwirtschaft mit farblich hervorgehobenen Kreisdiagrammen für die einzelnen Nährwerte.

Die Ergebnisse der eigenen Befragung seien für die Ministerin „maßgeblich“, sagte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Sie sollen Ende September vorliegen. (afp)



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