Clan-Kriminalität: Razzia gegen Wucher-Monteure im Ruhrgebiet

Mit einem großen Aufgebot ist die Polizei in Nordrhein-Westfalen gegen Clan-Kriminalität vorgegangen. In mehreren Städten rückten die Beamten mutmaßlichen Kriminellen auf die Pelle. Es gab auch Festnahmen.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) spricht mit einem Polizisten der Spezialeinheiten.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) spricht mit einem Polizisten der Spezialeinheiten.Foto: Roland Weihrauch/dpa
Epoch Times12. März 2022

Mit groß angelegten Razzien ist die Polizei in Nordrhein-Westfalen am Samstag erneut gegen Clan-Kriminalität vorgegangen.

In Essen wurde mit Hilfe von Spezialkräften ein 24-Jähriger mit Kontakten ins Clan-Milieu festgenommen, der mit fünf Komplizen Menschen mit überteuerten Monteursleistungen ausgenommen haben soll. Allein im Zusammenhang mit diesem Tatkomplex waren rund 200 Beamte an Durchsuchungen in insgesamt vier Städten beteiligt.

In einem anderen Fall in Bochum ging es unter anderem um den Verdacht illegaler Abfallentsorgung. In einem Gewerbegebiet wurden dabei zwei Gebäude durchsucht. Auch dort waren zahlreiche Beamte im Einsatz.

Null-Toleranz-Strategie der Landesregierung

Das Ruhrgebiet gilt als eine Hochburg der Clan-Kriminalität in Deutschland. Die nordrhein-westfälische Landesregierung geht seit einigen Jahren mit einer sogenannten Null-Toleranz-Strategie dagegen vor. Landesweit hat die Polizei 112 türkisch-arabischstämmige Großfamilien im Blick. 2020 ordnete die NRW-Polizei knapp 5800 Straftaten der Clan-Kriminalität zu. Tatverdächtig waren mehr als 3800 Menschen. Bei einem Fünftel der Ermittlungskomplexe im Bereich der Organisierten Kriminalität gibt es laut Landeskriminalamt Bezüge zu Clan-Kriminalität.

Die mutmaßlichen Bandenmitglieder in Essen sollen sich als Schlüsseldienst, Rohrreiniger oder Kammerjäger ausgegeben und im Schnitt 1000 Euro von den Opfern verlangt haben. Da der 24-Jährige der Polizei unter anderem wegen Verstößen gegen das Waffengesetz bekannt war, holten ihn Spezialkräfte aus seiner Wohnung.

Dem Mann wird gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Er soll mit seinen Komplizen schlechte oder gar keine Arbeiten abgeliefert haben – für die dann horrende Summen aufgerufen wurden. Laut Ermittlerkreisen buchten die Verdächtigen zudem über die EC-Karten ihrer Opfer in mehreren Fällen noch mehr ab. Mit der Betrugsmasche soll die Bande ihren Lebensunterhalt bestritten haben. Durchsucht wurden in dem Zusammenhang insgesamt sieben Wohnungen in Essen, Herne, Bochum und Hattingen. Noch zwei weitere Männer wurden festgenommen, darunter auch ein 29-Jähriger in Hattingen, gegen den bereits ein Haftbefehl vorlag. Bei dem Bochumer Tatkomplex gab es laut Polizei zunächst keine Festnahmen.

Innenminister Reul musste früh aufstehen

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) machte sich am frühen Samstagmorgen in Essen selbst ein Bild von dem Einsatz. „Das waren arglose Menschen, die Hilfe bestellten und Betrüger bekamen – das finde ich wirklich perfide“, sagte Reul. „Diesen angeblichen Monteuren haben wir heute das Handwerk gelegt.“ Mit jeder einzelnen Festnahme rücke man den kriminellen Clans „mehr und mehr auf die Pelle“, so der Innenminister: „Die sollen wissen, dass wir ihnen auf der Spur sind.“

Laut Reul gehören alle sechs Verdächtigen zu einer größeren Bande mit Kontakten ins Clan-Milieu. Es gebe weitere Beteiligte in Callcentern, die den „angeblichen Monteuren“ die Aufträge vermittelt hätten. Deutschlandweit sei es zu 151 bekannten Betrugsfällen gekommen. Der Schaden liege bei 151.000 Euro, so Reul. Man gehe aber von weit mehr Taten aus. (dpa/red)



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