Mit Sohn geknuddelt: Vater wird von Polizisten aus Zug geholt und inhaftiert

Wie weit Wahrnehmung und Realität voneinander getrennt sein können, zeigt ein Fall, der sich auf einer Bahnfahrt von Rostock nach Hamburg ereignete.
Epoch Times19. Oktober 2021

Ein 55-jähriger Rostocker Künstler lebt von seiner in Hamburg mit dem gemeinsamen Sohn lebenden Frau getrennt. Vater und Mutter verstehen sich weiterhin gut und der Siebenjährige besuchte seinen Vater am Wochenende. Anschließend sollte es zurück nach Hamburg zu Mama gehen. Doch alles kam anders.

Nach dem gemeinsam verbrachten Wochenende fuhren Vater und Sohn mit dem Regionalexpress in Richtung Hamburg, um das Kind wieder bei seiner Mutter abzugeben. Abends wollte die Frau dann noch den Vater des Kindes zum Flughafen fahren. Doch an diesem Tag lief so manches schief. Es fing an mit einer Frau, die im Zug ein Sexualdelikt beobachtet haben will …

Die Zeugin

Der Regionalexpress stoppte kurz vor Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern auf freier Strecke, wobei eine Durchsage auf ein „Fahrgastsignal“ verwies, wie die „Ostsee-Zeitung“ berichtet. In Hagenow hielt der Zug dann außerplanmäßig an und zwei Polizisten gesellten sich zu Vater und Sohn. Sie sollten ihre Sachen packen und mitkommen, hieß es. Es gebe etwas zu besprechen, was im Zug aber nicht ginge. Neben Vater, Sohn und den zwei Polizeibeamten stieg noch eine Frau aus. Diese wurde kurz vernommen und durfte dann ihre Fahrt fortsetzen.

Für Vater und Sohn begann die Reise jedoch erst. Dem Vater wurde mitgeteilt, dass gegen ihn eine Anzeige erstattet worden sei, wegen „sexuell anzüglichen Verhaltens“ in der Öffentlichkeit. Vater und Sohn wurden getrennt. Der Vater wurde in einen Streifenwagen gesetzt und in eine Arrestzelle in der Polizeiwache Hagenow gebracht. Dort verblieb er für vier Stunden, wurde verhört.

„Sexuelle Handlungen“ mit den Füßen?

Die „Zeugin“ hatte dem Bericht nach den Notruf gewählt. Im Vernehmungsprotokoll wurde dem Vater vorgeworfen: „Laut Angaben einer Zeugin soll Ihr Sohn um 13:30 Uhr sexuelle Handlungen an Ihnen vorgenommen haben“, heißt es da. Dem Vater wurde „konkret“ vorgeworfen, dass er sein Kind animiert haben soll, „mit seinen Füßen Handlungen in ihrem Intimbereich vorzunehmen“.

Der Vater versuchte sich zu erinnern und gab eine etwas andere Version des Geschehens wieder. Er erklärte, dass sein Sohn und er ein „sehr liebevolles Verhältnis“ hätten. Der Junge habe ein bisschen im Zug herumgetobt, sie hätten ein bisschen gerangelt und geknuddelt. Dabei sei er ihm auf den Schoß gesprungen und der Vater habe ihm dann etwas derb gesagt: „Ey, spring mir nicht auf die Eier!“

Die „Zeugin“, laut dem Vater rund vier Meter entfernt sitzend und öfters rüberschauend, hatte dies wohl gehört und als sexuelle Aufforderung wahrgenommen. „Das ist totaler Blödsinn“, meinte der Vater. Seiner Ansicht nach sei es normal, wenn Vater und Sohn sich mal drückten oder umarmten. Es sei keinerlei sexuelle Handlung im Spiel gewesen, keine nackte Haut oder „irgendwas in der Art“.

Keine anderen Fahrgäste befragt

Kurz nachdem die Frau dann gegangen war, kam die Polizei. Diese versäumte es jedoch dem Bericht nach, andere Fahrgäste als Zeugen zu befragen oder auch nur ihre Personalien aufzunehmen. Der Vater führte beispielsweise die Sitznachbarn an, ein älteres Ehepaar. Offenbar hatten diese eine andere Wahrnehmung als die Frau. Dem Vater nach hätte sich das Ehepaar über das lebhafte Kind amüsiert. Der Vater stellt fest: „Das hätten die wohl kaum gemacht, wenn an dem Vorwurf was dran gewesen wäre.“ An die Polizeibeamten ergeht der Vorwurf des Vaters, diese nicht befragt zu haben, wodurch sich alles aufgeklärt hätte. Stattdessen landete der Vater in einer Polizeizelle: „Ich kam mir vor wie ein Verbrecher.“

Erst als die Mutter des Kindes die rund 90 Kilometer aus Hamburg nach Hagenow angereist war und den Beamten versicherte, dass sie und ihr Ex-Mann ein sehr gutes Verhältnis pflegen würden und er auch „kein Pädophiler“ sei, konnten die drei zurück nach Hamburg fahren.

Eine Polizeisprecherin bestätigte den Vorfall und auch, dass es Pflicht der Polizei sei, solchen Anzeigen nachzugehen. Sie gab aber zu, dass nicht alles optimal gelaufen sei: „Es wäre sicherlich besser gewesen, weitere Zeugen zu vernehmen, die es im Zug auch gegeben hat.“ Die Sprecherin musste auch zugeben, dass wohl der Zeugin in diesem Fall das richtige Augenmaß gefehlt habe. (sm)



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