Schweden: 70-jährige Frau soll Sohn 28 Jahre lang gefangen gehalten haben

Ein 41-jähriger Mann wurde in einer Wohnung von einer Verwandten entdeckt, nachdem dessen 70-jährige Mutter ins Krankenhaus musste. Er war unterernährt und nahezu zahnlos in einer verdreckten Wohnung, sodass davon ausgegangen wird, dass er dort jahrelang festgehalten wurde.
Titelbild
Absperrband der Polizei ist am 1. Dezember 2020 an der Tür einer Wohnung in Haninge, südlich von Stockholm, befestigt. Einen Tag zuvor fand man dort einen von seiner Mutter vermutlich festgehaltenen Mann.Foto: JONATHAN NACKSTRAND / AFP über Getty Images
Epoch Times1. Dezember 2020

In Schweden ist eine Frau festgenommen worden, die ihren Sohn unter schrecklichen Bedingungen 28 Jahre lang gefangen gehalten haben soll. Schwedische Medien berichteten am Dienstag, der 41-jährige Sohn sei unterernährt und nahezu zahnlos in einer verdreckten Wohnung entdeckt worden. Er habe entzündete Wunden an den Beinen gehabt und kaum laufen und sprechen können. Die Polizei wirft seiner Mutter Freiheitsberaubung und Körperverletzung vor.

Der Sohn sei in einer Wohnung im Stockholmer Vorort Haninge „eine sehr lange Zeit eingesperrt“ gewesen, sagte Polizeisprecher Ola Österling der Nachrichtenagentur AFP. „Die Mutter wird der illegalen Freiheitsberaubung und der Verursachung körperlicher Schäden verdächtigt.“

Sohn mit 12 Jahren von der Schule genommen

Zu Berichten der Zeitungen „Expressen“ und „Aftonbladet“, die Gefangenschaft des Sohnes habe 28 Jahre gedauert, wollte der Sprecher sich nicht äußern. Die Mutter habe ihren Sohn im Alter von zwölf Jahren von der Schule genommen und seitdem eingesperrt, heißt es in den Berichten. Eine Verwandte habe den heute 41-Jährigen gefunden, nachdem seine um die 70 Jahre alte Mutter ins Krankenhaus gemusst habe.

Polizeibeamte gehen am 1. Dezember 2020 in ein Wohnhaus in Haninge, südlich von Stockholm, ein, einen Tag nachdem dort ein Mann in den Vierzigern gefunden wurde, der von seiner Mutter vermutlich dort festgehalten wurde. Foto: JONATHAN NACKSTRAND / AFP über Getty Images

Die Verwandte sagte laut „Expressen“, die Wohnung sei in einem erbärmlichen Zustand gewesen. „Überall war Urin, Schmutz und Staub. Es stank verdorben“, zitierte die Zeitung die Frau. Sie habe sich ihren Weg durch die Wohnung durch Berge von Müll bahnen müssen. Dann habe sie den Sohn gefunden, der fast keine Zähne mehr und entzündete Beinwunden gehabt habe. Der 41-Jährige habe kaum laufen können und auch seine Sprachfähigkeit sei eingeschränkt.

Verwandte: „Ich bin in einem Schockzustand“

„Ich bin in einem Schockzustand“, sagte laut „Expressen“ die Verwandte, deren Name nicht genannt wurde. Die schrecklichen Lebensumstände ihres Verwandten zu sehen, habe ihr das Herz gebrochen, zugleich fühle sie sich aber „erleichtert“. „Ich habe 20 Jahre lang auf diesen Tag gewartet, weil ich bemerkt habe, dass sie sein Leben vollständig kontrollierte“, sagte die Verwandte über das Mutter-Sohn-Verhältnis.

Sie habe aber nicht geahnt, wie schlimm die Mutter mit ihrem Sohn umgegangen sei. „Sie hat ihm sein Leben gestohlen und die Menschen um sie herum manipuliert, um ihr Geheimnis zu schützen“, sagte die Verwandte weiter. „Ich bin nur dankbar, dass er Hilfe bekommen hat und überleben wird.“

Mutter weist Vorwürfe zurück

Polizeisprecher Österling sagte, der Sohn sei ins Krankenhaus gebracht worden. Er schwebe aber nicht in Lebensgefahr. Die Polizei wurde von den Krankenhausärzten eingeschaltet. Die Wohnung in Haninge wurde von Kriminaltechnikern untersucht und von der Polizei versiegelt, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Laut Staatsanwaltschaft wies die Mutter die gegen sie erhobenen Vorwürfe zurück.

Polizeibeamte gehen am 1. Dezember 2020 in ein Wohnhaus in Haninge, südlich von Stockholm, ein, einen Tag nachdem dort ein Mann in den Vierzigern gefunden wurde, der von seiner Mutter vermutlich dort festgehalten wurde. Foto: CLAUDIO BRESCIANI/TT News Agency/AFP via Getty Images

Der Fall wirft die Frage auf, ob Behörden oder Nachbarn den Sohn nicht vor diesem Schicksal hätten bewahren können und müssen. Laut „Aftonbladet“ sagten die meisten Nachbarn, sie hätten den Sohn nie gesehen. Eine Frau sagte demnach aber, sie sei ihm vor ein paar Monaten in einem Lebensmittelgeschäft begegnet.

Eine andere Nachbarin sagte der Zeitung, sie wundere sich, dass der Fall selbst bei der Renovierung des Wohnhauses nicht ans Licht gekommen sei.

Nachbarin: „Woher soll man wissen, was hinter verschlossenen Türen passiert“

Eine weitere Nachbarin sagte demnach, die Frau habe auf Nachfrage immer nur gesagt, ihrem Sohn gehe es gut, sonst habe sie nie wirklich über ihn gesprochen. „Woher soll man wissen, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht“, fügte die Frau dem Bericht zufolge hinzu. „Es ist alles so schlimm, man kann nicht glauben, dass das wahr ist.“ (afp)



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