Geschichten aus dem alten China: Shi Kuang – der Gott der Musik

Der blinde Musiker Shi Kuang glaubte, dass Musik den Aufstieg oder Niedergang eines Staates beeinflussen könnte. Gute Musik harmonierte seiner Meinung nach mit den natürlichen Regeln des Universums.
Titelbild
Shi Kuang, der Gott der chinesischen Musik, war sowohl für seine musikalischen Leistungen als auch für seine politischen Erkenntnisse berühmt.Foto: Zeichnung von ZONAH YEH / Epoch Times
Von und 3. Dezember 2013

Shi Kuang, 师旷, (572-532 v. Chr.), war ein blinder Meister der Musik im Königreich Jin. Er lebte während der Frühlings- und Herbstperiode (770-476 v. Chr.). Er konnte die Zheng (auch als Gu Zheng bekannt), ein sieben-saitiges chinesisches Musikinstrument der Zither-Familie, außergewöhnlich gut spielen.

Beim Anhören seiner virtuosen Darbietungen sollen sogar Pferde aufgehört haben zu fressen und Vögel im Sturzflug ihre Nahrung aus dem Schnabel fallen gelassen haben. Er soll auch über die Fähigkeit verfügt haben, beim Hören eines Musikstückes Glück oder Unglück vorhersagen zu können.

Shi Kuang glaubte, dass Musik den Aufstieg oder Niedergang eines Staates beeinflussen könnte. Gute Musik harmonierte seiner Meinung nach mit den natürlichen Regeln des Universums und konnte dazu beitragen, dass ein König und sein Volk nach Moral und Etikette lebten.

Die Menschen sollten ihre „de“ (Tugend) kultivieren, um sich an heilige Musik anzupassen. Frieden und Glück würden bewahrt bleiben, wenn sie sich nach einem guten Verhaltenskodex richteten, während dunkle und dekadente Musik zum Niedergang eines Staates führen würden.

Vorhersagen mit Musik

Der König von Jin bestand einmal darauf, dass Shi Kuang einige heilige Lieder für ihn spielte, obwohl er gewarnt wurde, dass solche Musik nur einem König mit großer Tugend vorbehalten war. Als Shi Kuang widerwillig das erste Lied spielte, zog es wunderschöne Kraniche an, die in den Hof flogen und nach der Melodie tanzten, was ein gutes Omen war.

Dies erstaunte jeden und der König befahl ihm trotz Protesten, ein bewegteres Lied zu spielen. Als er anfing, sammelten sich dunkle Wolken und ein schwerer Sturm fegte plötzlich die Dachziegel herunter.

Der König floh in Panik. Das Wetter beruhigte sich wieder, nachdem Shi Kuang aufgehört hatte zu spielen. Von da an bewunderten und respektierten die Menschen ihn und die edle Musik noch mehr.

Die fünf Arten der Blindheit

Neben seiner musikalischen Begabung gab Shi Kuang dem König weise und mutige Beratung in vielen politischen Angelegenheiten und sein Musikverständnis spiegelte sich auch in seinen außergewöhnlichen politischen Ansichten wider.

Als der König Mitgefühl für seine Blindheit zeigte, antwortete Shi Kuang, dass es fünf Arten von Blindheit gebe, die viel schlimmer als sein Leiden seien.

Es hieß, dass ein König, der blind für Ungerechtigkeit, für die Inkompetenz seiner Beamten, für die Rechtschaffenen, für eine kriegerische Auseinandersetzung und für das Wohlbefinden seiner Untertanen war, seinen Staat zum Untergang verdammen würde und sein Volk mehr leiden müsste. Von Shi Kuangs Worten berührt, beschloss der König, sich fleißiger um die Staatsangelegenheiten zu kümmern und mit Tugend zu regieren.

Das Gewissen der Herrschenden wecken

Doch später, als der König alt wurde, pflegte er wieder einen verschwenderischen Lebensstil zu genießen, während er vor den Leiden seines Volkes die Augen verschloss und nicht auf  gute Ratschläge hörte. Shi Kuang beschloss, nicht mehr für ihn zu spielen. Er tötete sich mit seinem Musikinstrument vor dem König, in der Hoffnung das Gewissen des Königs zu wecken, aber ohne Erfolg. Der Staat zerfiel und brach schließlich auseinander.

Obwohl er blind war, hielt man Shi Kuangs Errungenschaften in der Musik und seine klare politische Sichtweise für eng verbunden mit seiner Kultivierung der „Erforschung der Verbindung zwischen dem Universum und den Menschen sowie dem Verständnis der Veränderungen in der Vergangenheit und Gegenwart.“

Der Legende nach wurde Shi Kuang zu einem Gott der Musik und zum Schutzpatron der blinden Wahrsager.



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