Redewendung in China: „Die Hand beißen, die dich füttert“

Die Arroganz eines Freundes – In China gibt es sehr bildhafte Redewendungen, die eine Fülle von Assoziationen hervorrufen und manchen Beurteilungen entweder die Schärfe nehmen oder eine Situation verdeutlichen.
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Die chinesische Redewendung „Wang En Fu Yi“ 忘恩負義, sinngemäß „die Hand beißen, die dich füttert" - treuloses Verhalten wurde nicht geduldet.Foto: Zhiching Chen / Epoch Times
Von 10. September 2013

In China gibt es sehr bildhafte Redewendungen, die eine Fülle von Assoziationen hervorrufen und manchen Beurteilungen entweder die Schärfe nehmen oder eine Situation verdeutlichen.

Zu diesen Redewendungen gehört auch „Wang En Fu Yi“ 忘恩負義, sinngemäß „die Hand beißen, die dich füttert“. Wörtlich übersetzt bedeutet es „Zuwendung vergessen, Freundschaft verraten“.

Dazu gibt es eine Geschichte, die im Band 76 der historischen Sammlung „Das Buch über die früheren Han“ zu finden ist. Kaum zu glauben, dass diese Aufzeichnungen bis heute erhalten geblieben sind und ihre Wirkung entfalten, stammen sie doch aus dem Jahr 111 nach Christus!

Es ist die Geschichte über Zhang Chang, der ein angesehener Gelehrter und Gouverneur des Kaisers Xuan in der Westlichen Han-Dynastie war. Er starb im Jahr 48 v. Chr., sein Geburtsjahr ist nicht bekannt.

In der Region Shandong, südöstlich von Peking gelegen, gab es Rebellionen und kriminelle Machenschaften. Zhang Chang konnte sie erfolgreich unter Kontrolle bringen und wurde dafür zum Gouverneur des Hauptstadt-Bezirks ernannt. Er nahm an allen Sitzungen des Staatsrats teil.

Kaiser Xuan war sehr freundlich zu Zhang, nicht nur, weil es ihm gelungen war, den Bürgern in vielen Regionen wirklichen Frieden zu bringen, sondern auch, weil sein Rat oft auf seinem umfassenden Wissen über die Geschichte des Landes basierte.

Die Arroganz eines Freundes

Zhang Chang hatte einen Freund namens Yang Yun, der sehr arrogant war und oft negative Kommentare über die Herrschaft des Kaisers von sich gab. Eines Tages, nachdem Yang den Kaiser Xuan heftig kritisiert hatte, wurde er dafür zum Tode verurteilt.

Kurze Zeit später bat Zhang Chang einen seiner Assistenten namens Xu Shun, einen Raub aufzuklären. Xu dachte, dass auch Zhang vielleicht bald seinen Posten verlieren könnte und weigerte sich, die Aufgabe zu erledigen und kehrte nach Hause zurück um zu schlafen. In jenen Zeiten waren Verwandte und Freunde von verurteilten Personen häufig ebenfalls davon betroffen, sie fielen in Ungnade und verloren dann ihre Positionen.

Xu Shun sagte zu anderen: „Ich habe für Gouverneur Zhang seit Jahren gearbeitet. Jetzt ist er durch seinen Freund in Schwierigkeiten geraten. Innerhalb von fünf Tagen wird er sicherlich nicht mehr Gouverneur des Bezirks sein. Warum sollte ich noch auf ihn hören?“

Als ihm das zu Ohren kam, war Gouverneur Zhang Chang so wütend und gekränkt, dass er Xu Shun tötete. Viele diskutierten darüber, ob diese Strafe nicht doch zu schwer für das Verbrechen war. Xu Shuns Verwandte jedenfalls appellierten an Kaiser Xuan und baten darum, dass Zhang Chang als Sühne für das Töten von Xu Shun zum Tode verurteilt werden sollte. Der Kaiser hatte keine andere Wahl, als Zhang zu bestrafen und entließ ihn aber nur aus dem Amt.

Ein paar Monate nach der Entlassung von Zhang war sein Bezirk wieder in Aufruhr und im Chaos. Niemand wusste, wie man wieder für Frieden in der Gegend sorgen könnte. Kaiser Xuan schickte deshalb einen Boten zu Zhang Chang und bat ihn zurückzukehren. Er kam und wurde wieder als Gouverneur eingesetzt.

Treuloses Handeln: Im alten China nicht geduldet

Auf dem Weg zum Palast schrieb Zhang einen Brief an den Kaiser zur Klärung des Vorfalls. Er beschrieb, wie er immer sehr freundlich zu Xu Shun gewesen war und ihn gefördert hatte, aber Xu drehte ihm sofort den Rücken zu, als er meinte, Zhang könnte in Schwierigkeiten geraten. Er schrieb, dass Xu auch Gerüchte darüber verbreitet hatte.

Da Xu Shun die Person, die so freundlich zu ihm war, hintergangen hatte, oder in die Hand biss, die ihn fütterte, sagte Zhang, dass er Xu als Warnung für andere tötete, um diese Art von Verhalten ein für alle Mal zu stoppen.

Zhang Chang gelang es auch, dem Chaos ein Ende zu setzen und der unruhige Bezirk war erneut befriedet. Die Worte, die Zhang Chang verwendete, um das Verhalten von Xu Shun zu beschreiben, nämlich „die Hand beißen, die dich füttert“, wurde später zur Redewendung über einen undankbaren Menschen. Wohl nicht nur in China.

Anmerkung:

Das „Buch der früheren Han“, auch bekannt als „Geschichte der früheren Han“, ist eine klassische chinesische Geschichte, die die westliche Han Dynastie von 202 v.Chr. – 9 n. Chr. beschreibt. Es wurde im Jahre 111 abgeschlossen, vor allem durch die Familie von Gelehrten namens Ban. Ein weiterer Klassiker chinesischer historischer Texte über die Han-Dynastie ist „Das Buch der späteren Han“, das von Fan Ye geschrieben wurde und sich auf die östliche Han-Periode von 25 – 220 n. Chr. bezieht.

Zhang Chang war ein angesehener Gelehrter, Gouverneur und Berater des Kaisers Xuan aus der Han-Dynastie. Es ist nicht bekannt, wann er geboren wurde, er starb im Jahr 48 v. Chr.



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