„Will man nach links, geht man zunächst nach rechts“

Der klassische chinesische Tanz legt Wert auf innere Qualität
Titelbild
(The Epoch Times)
Von 11. Juli 2007

Trotz stetigem Wandel hat der chinesische Tanz bis heute seine bedeutungsvolle Form und den klassischen Stil bewahrt. Er ist imstande, alle Arten von Charakteren und Geschichten mit seiner strikten Form, seinen Bewegungen und Techniken auszudrücken.  Der chinesische Tanz ist ein einzigartiges Tanzsystem, das die Technik der chinesischen Kampfkunst und der chinesischen Oper beeinflusst hat.

Gesetzmäßigkeit von Körper-Geist-Kraft

Der chinesische Tanz hat zwei wichtige Elemente: die innere Qualität und die Technik. Durch die innere Qualität bekommt der chinesische Tanz seine Bedeutung und sein einzigartiges Wesen. Jeder chinesische Tanz hat eine ihm eigene, innere Qualität. Die Technik hingegen besteht aus Tanzformen und Tanzbewegungen die die geistigen Inhalte transportieren. Während das Publikum die Tanzkostüme, die Farben und die Bewegungen wahrnimmt, wirken zugleich die geistigen Inhalte. Der chinesische Volksmund sagt dazu „der Geist der Zuschauer wird tiefgründig kultiviert und genährt“.

Die innere Qualität wird erreicht, wenn die vier Aspekte – Xing (Körper), Shen (Geist), Jing (Kraft) und Lü (Gesetzmäßigkeit) – miteinander harmonisch verschmelzen. Die Beziehung von Körper und Geist wird im chinesischen Tanz so erklärt: „Der Geist leitet den Körper, der Körper spiegelt den Geist; bevor der Körper eine Bewegung ausführt, existiert sie schon im Geist; wenn der Körper zur Ruhe kommt, bleibt die Bewegung noch im Geist“. Experten führen auf diese erstaunliche Charakteristik zurück, dass in der Wahrnehmung der Zuseher die Tanzbewegungen niemals aufzuhören scheinen.

„In der Bewegung gibt es die Ruhe, in der Ruhe gibt es die Bewegung; will man vorstoßen, hält man zunächst an; will man nach links, geht man zunächst nach rechts; will man nach vorne, rückt man zunächst nach hinten; will man sich öffnen, macht man sich zuerst zu. Will man das Netz zuziehen, öffnet man es zuerst so weit wie möglich; will man eine Sache haben, gibt man diese Sache zuerst ab“. Diese Regeln stammen aus „Der überraschende Einsatz der Kampfkräfte“ – eine Rede über chinesische Kriegskunst von Laotse. Sie finden auch beim klassischen chinesischen Tanz Anwendung und gehören hier zu dem Aspekt der „Gesetzmäßigkeit“, auch als „Fan lü – gegensätzliche Gesetzmäßigkeit“ bezeichnet. Die Wahrnehmung der wechselvollen, rätselhaften und überraschenden Änderungen in den Bewegungen des chinesischen Tanzes entsteht aus dieser gegensätzlichen Gesetzmäßigkeit.

Kultur der Toleranz

Allgemein wird die Toleranz als eine wesentliche Eigenschaft der chinesischen Kultur gesehen. Der Inhalt der Toleranz ist in den taoistischen und konfuzianischen Werken beschrieben. So existiert im Yin-Yang-Symbol in der Yang-Welt ein Yin-Auge und in der Yin-Welt ein Yang-Auge. Yin umfasst Yang, Yang umfasst Yin. In der konfuzianischen Kultur heißt es: „Die „Menschen leben in Harmonie, bleiben aber unterschiedlich“. Vergleichbar einem See, in den hunderte Flüsse münden, integriert die chinesische Kultur die Essenz unterschiedlicher Dynastien in sich. Die Eigenschaft der Toleranz findet sich auch im chinesischen Tanz wieder. Seine unterschiedlichen Techniken findet man in der chinesischen Kampfkunst, dem Volkstanz sowie der Volksoper wieder. Beispielsweise kommen die Salti in der Kampfkunst ursprünglich aus dem chinesischen Tanz. Der chinesische Tanz ist  sehr reich an Ausdrucksformen und im Stande, eine Reihe menschlicher Gefühle wie Freude, Ärger, Trauer und Begeisterung perfekt zum Ausdruck zu bringen.

Göttliche Kultur

Der chinesische Tanz beinhaltet zudem die Essenz der chinesischen göttlichen Kultur. Im Publikum soll der Wunsch entstehen, sich später die während der Aufführung empfundene Freude in Erinnerung zu rufen und über die Bedeutung des Tanzes nachzudenken. Nach Ansicht der Chinesen soll der klassische Tanz imstande sein, die Schicht des Nebels der Illusionen, der die Menschen in dieser Welt umgibt, zu durchdringen, die gutherzige Natur in den Herzen der Zuschauer zu berühren. Der chinesische Tanz soll – kurz gesagt – die Zuschauer dazu bringen, über das Leben und den Sinn des Lebens nachzudenken und sie zu einem positiveren Lebensgefühl führen.

Der Text stammt aus einem Interview mit Cao Yi, Tanzexpertin und Jurymitglied des Internationalen Tanzwettbewerbs zum klassischen chinesischen Tanz von NTDTV.
(The Epoch Times)
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