Anti-Japan Proteste in China

Titelbild
Eine Anti-Japan Demonstration am 18. September wurde auf dem Weg zur japanischen Botschaft in Peking umgelenkt zu anderen Botschaften im selben Bezirk.Foto: Frederic J. Brown/AFP/Getty Images
Von 21. September 2010

Während sich die internationale Presse auf die Spannungen zwischen Japan und China stürzt, haben Chinas Insider und Dissidenten eine eigene Sicht auf die nationalistischen Demonstrationen im eigenen Land. Die „Epoch Times“ sprach mit einigen von ihnen.

Heftige Anti-Japan Demonstrationen wurden kürzlich vom chinesischen Regime organisiert. Das empfanden viele etwas tiefer blickende Bürger als ausgesprochene Ironie; denn die Chinesen haben nur selten das Recht, für ihre eigenen Belange auf die Straße zu gehen.

„In einem Land, in dem wir noch nicht einmal das Wort ‚Demonstration‘ in unseren Blogs schreiben dürfen, haben wir tatsächlich eine Demonstration, an der wir teilnehmen sollen“, schrieb Han Han, einer der bekanntesten Schriftsteller Chinas, am 18. September in seinem Blog. Die Anti-Japan Demonstration fand am 18. September statt, dem 79sten Jahrestag der japanischen Invasion in China.

Obwohl „9.18“ immer der Tag gewesen ist, an dem die anti-japanischen Ressentiments ihren Höhepunkt erreichten, so sind doch Demonstrationen, wie sie in diesem Jahre stattfanden, relativ selten. In mindestens sieben Städten, darunter Peking, Shanghai, Shenzhen und Hong Kong, gingen die Chinesen auf die Straße, um ihrer schon lang andauernden Animosität Ausdruck zu verleihen – einer Animosität, die teilweise vom Parteistaat selbst dirigiert wird.

Der Ärger zwischen China und Japan wegen der kürzlich erfolgten Vorkommnisse um ein Schiff, das sich in angeblich japanischen Gewässern befand, und die daraufhin folgende Verhaftung eines chinesischen Kapitäns durch Japan, haben die Gemüter vieler Chinesen erregt. Doch konnten solche Demonstrationen, wie klein sie auch immer waren, nicht erfolgen, ohne dass die Behörden es erlaubt und dazu ermutigt hätten.

Mehrere Petitionssuchende in Peking haben berichtet, dass sie von verschiedenen Seiten einige Tage vor dem 18. September Anrufe erhalten hätten, in denen sie dazu ermuntert wurden, an der „vom Staat genehmigten Demonstration“ im Ritan Park, einige Schritte von der japanischen Botschaft entfernt, teilzunehmen.

Die Petitionssuchenden, die für gewöhnlich eigene Beschwerden gegen örtliche Korruption und Ungerechtigkeiten einlegen, erklärten, dass die Regierung im Patriotismus des Volkes ihren Vorteil suche. Trotzdem beschlossen einige teilzunehmen und die Gelegenheit dazu zu nutzen, die Aufmerksamkeit auf ihren eigenen Fall zu lenken. Normalerweise werden die Versuche der Petitionssuchenden, öffentlich zu protestieren, unterdrückt und die Betroffenen werden verhaftet, schikaniert und aus Peking fortgeschafft.

Aber das Regime hat die Anzahl der Demonstranten niedrig gehalten. In Peking und Shanghai riefen nur ein paar Dutzend Demonstranten unter den wachsamen Augen der Polizei Anti-Japan Parolen.

In anderen Städten auf dem Festland waren die Polizisten den paar hundert Demonstranten zahlenmäßig überlegen und nahmen ihnen ihre Banner und Spruchbänder fort. Bemerkenswert ist auch, dass die Demonstrationen mit Ausnahme von Hong Kong innerhalb einer Stunde von der Polizei aufgelöst wurden.

Die Behörden stellten auch sicher, dass bei den Demonstrationen nichts anderes zu hören war als Anschuldigungen gegen Japan.

Yuan Peiwei, eine Petitionssuchende aus Shenzhen, rief während der Demonstration in Peking: „Nieder mit der Korruption!“ und hielt dabei ein Foto von sich selbst hoch, auf dem man sehen konnte, wie sie während ihrer Antragstellung von der Polizei geschlagen wurde. Nach Augenzeugenberichten wurde Yuan sofort von einem Polizisten verhaftet. Als der Demonstrationsleiter die Polizei bat, sie frei zu lassen, behaupteten die Polizisten, sie sei eine Diebin.

Die meisten anderen Dissidenten und Aktivisten hatten keinerlei Gelegenheit, die Kundgebungen zu besuchen. Liu Anjun, ein Bürgerrechtsaktivist aus Peking, berichtete der „Epoch Times“, dass Agenten des Sicherheitsbüros ihn schon vor längerer Zeit gewarnt hätten, an den Anti-Japan Demonstrationen teilzunehmen. Am 18. September verschwanden drei freiwillige Helfer von Lius Organisation, nachdem sie Essen an obdachlose Petitionssuchende verteilt hatten. Bevor der Kontakt mit ihm abbrach, riefen die Helfer Liu an und teilten ihm mit, dass Agenten des Sicherheitsbüros ihnen folgten.

Zhang Hui, ein anderer Aktivist aus Peking, berichtete, dass die Polizei ihm am 18. September gefolgt sei, als er ausging. Er sagte auch, dass viele andere Aktivisten und Dissidenten in Peking an dem Tag in ihrer Freiheit eingeschränkt wurden und dass Aktivisten in anderen Städten verhaftet worden seien.

Experten glauben, dass das Regime Ressentiments gegen Japan schürt, um Japan, die Vereinigten Staaten und Korea unter Druck zu setzen. Doch die Behörden befürchten, dass das chinesische Volk seinen Zorn eventuell gegen die Regierung richten wird. „Die Kommunistische Partei Chinas spielt mit dem Feuer“, erklärte der China-Experte Shi Cangshan. Er wohnt jetzt in Washington D.C.

„Wenn sein Patriotismus erst einmal entflammt ist, wird das chinesische Volk erkennen, welchen Schaden die KPCh dem Land zufügt und dann wird es all‘ seinen Zorn gegen sie richten.“

Die Paranoia des Regimes mag gerechtfertigt sein. Während der Demonstration in Shanghai riefen Demonstranten, dass die Regierung „zu weich und diplomatisch impotent“ sei. Gleichzeitig blockierte die Polizei den Weg zum japanischen Konsulat. Pekinger Demonstranten verfluchten die Polizisten, die die Menge darin hinderten, ein Bild der japanischen Flagge zu verbrennen. Sie beschimpften die Polizisten als Verräter.

Wie viel Aufmerksamkeit den anti-japanischen Feindseligkeiten zugestanden werden dürfe, war schon immer ein Dilemma für die KPCh. Einerseits legitimierte sich das Regime, indem es sich als Chinas Retter darstellte, das das Land bei der japanischen Invasion zum Sieg geführt habe. Es hat das Volk immer wieder daran erinnert. Andererseits fällt es ihm schwer, eine plausible Erklärung dafür zu finden, warum diese Ehre nicht auch der Kuomintang angerechnet wird, der damaligen offiziellen Regierung und Führung der nationalen militärischen Kräfte.

Fakten wie solche, dass die Kuomintang in 1.000 Schlachten drei Millionen Tote im Kampf gegen die japanische Armee zu beklagen hatten, tauchen in Geschichtsbüchern und historischen Dokumenten nicht auf, wohingegen Filme, in denen der Kampf der KPCh gegen Japan dargestellt wird, zu einem besonderen Filmgenre geworden sind.

„In einem Land, in dem friedliche Demonstrationen für die Rechte der eigenen Bürger nicht erlaubt sind, haben Demonstrationen gegen auswärtige Kräfte keine Bedeutung“, schrieb Han Han am Ende seines Artikels in seinem Blog, der kurz nach seinem Erscheinen gesperrt wurde. „Solch‘ eine Kundgebung ist nicht mehr wert als eine Volkstanzgruppe.“

Hintergrund: Anfang September hat Japan einen chinesischen Fischkutter in umstrittenen Gewässern aufgebracht und zunächst die ganze Mannschaft festgenommen, später hielt man nur noch den Kapitän fest. Das Schiff war mit zwei Booten der japanischen Küstenwache kollidiert. Es befand sich im Ostchinesischen Meer in der Nähe zweier von beiden Ländern beanspruchten Inseln. Am Wochenende brach China wegen des Vorfalls etliche Regierungskontakte mit Japan ab.

Hintergrund des Streits sind handfeste wirtschaftliche Interessen: Rund um die Inseln gibt es nicht nur reiche Fischgründe, sondern es werden dort auch umfangreiche Öl- und Gasvorkommen vermutet.

Originalartikel auf Englisch: Anti-Japan Protests Stage-Managed by State

 

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion