China: Erneutes Blutvergießen in Shanwei

Titelbild
Shanwei am 10. Dezember 2005. Die Dorfbewohner werden von der Polizei eingekreist und dürfen das Dorf nicht verlassen. Viele Familien, die Tote zu beklagen haben, fordern die Herausgabe der Leichname. Manche sind niedergekniet, verbrennen Räucherstäbchen und bitten die Polizei, auf ihre Verstorbenen wenigstens einen Blick werfen zu dürfen. Ihre Bitten sind vergeblich. (Foto: The Epoch Times)
Von 16. März 2007

Am Mittag des 11. März brachen in Shanwei, Provinz Guangdong, erneut Kämpfe wegen enteigneter Grundstücke aus. Schon am 6. Dezember 2005 waren etwa 70 Dorfbewohner während ihrer massiven Proteste durch Schüsse von Polizei und Militär ums Leben gekommen und der Ort anschließend von der Außenwelt abgeriegelt worden. Seitdem ist dieser Aufstand der Bürger als „Massaker von Shanwei“ in aller Munde. Diesmal war es ein angeheuerter Schlägertrupp, der die Bewohner angriff.

Gegenstand der Proteste waren mehrere Grundstücke, die enteignet worden waren, um darauf ein Kraftwerk zu errichten. Entgegen allen Einwänden der Dorfbewohner wurde das Kraftwerk gebaut und hat jetzt – über ein Jahr nach dem Massaker – seine Arbeit bereits aufgenommen. Die Betreiberfirma hatte es zuletzt im Eilverfahren hochziehen lassen. Die Verhandlungen der lokalen Behörden mit den ehemaligen Grundstückseigentümern über Ausgleichszahlungen sind aber noch lange nicht beendet. Dementsprechend regte sich in Shanwei, das zu der Gemeinde Dongzhou gehört, starker Widerstand gegen das Bauvorhaben. Die Betreiberfirma reagierte darauf mit dem Anheuern von Schlägertrupps. Die Bewohner der Dörfer in der Gemeinde wurden in Folge schon mehrmals zusammengeschlagen.

Hunderte von Schlägern im Einsatz gegen Bürger

Wie Herr Li aus dem Dorf Shigu, das auch zur selben Gemeinde gehört, berichtete, kamen am 11. März etwa ein Dutzend Arbeiter mit Baggern, Lastwagen und Traktor zu weiteren Baumaßnahmen in sein Dorf. Die Dorfbewohner baten die Arbeiter, nicht mit den Arbeiten zu beginnen, solange die Probleme um das Bauland noch ungelöst sind. Daraufhin zogen sich die Arbeiter zurück, kamen aber wenig später in Begleitung mehrerer hundert Schläger wieder – und führten sogar einen Lastwagen mit, der mit Schlagstöcken und Steinen beladen war.

Li sagte: „Nach ihrer Ankunft schlugen sie sofort auf jeden ein, der ihnen über den Weg lief. Drei Einwohner wurden schwer verletzt und einem wurde die Hand gebrochen. Als die Dorfbewohner einen Wagen holten, um die Verletzten ins Krankenhaus zu bringen, verhinderten dies die Gangster und verprügelten auch noch den Fahrer. Die Hilferufe der Dorfbewohner wurden von der Polizei ignoriert. Kein Polizeibeamter ließ sich blicken“.

Der Ort Shigu wurde von den Gangstern dann regelrecht belagert und sie gaben bekannt: „Wer versucht, die Bauarbeiten zu behindern, muss mit dem Tod rechnen!“ Daraufhin suchten die Dorfbewohner Hilfe in den Nachbarorten, und es kamen weit über tausend Einwohner aus der Umgebung. Sie brachten die Verletzten ins Krankenhaus und einige von ihnen bewaffneten sich ebenfalls mit Stöcken. Bei den folgenden Auseinandersetzungen wurden drei der Schläger schwer verletzt und alle ihre Fahrzeuge in Brand gesteckt.

Die Polizei auf der Seite der Schläger

Einem Zeugen zufolge tauchte die Polizei sehr schnell auf in dem Moment, als die Autos in Brand gesteckt wurden und befahl den Einwohnern, die Kämpfe zu beenden. Der Zorn der Einwohner wurde noch größer, als ihnen klar wurde, auf wessen Seite die Polizei stand. Sie kümmerte sich nicht um den Schutz der Dorfbewohner, trat aber sofort in Aktion, als die Gangster verletzt wurden.

70 Todesfälle weiter ungeklärt

Einwohnern zufolge wurden die Schläger und deren Anführer Wu Huajin von Beamten der lokalen Regierungsbehörden angeheuert, damit der Bau weiter ging. Nach Aussagen der Dorfbewohner lag der Ort der jüngsten Auseinandersetzungen nahe dem Platz, wo das „Shanwei-Massaker“ im Dezember 2005stattgefunden hatte. Dies war seitdem angeblich die erste größere Auseinandersetzung, zwischendurch habe es wiederholt kleinere Vorfälle gegeben.

Das Massaker liegt inzwischen über ein Jahr zurück, aber bis heute wurde noch niemand für die Ausschreitungen seitens der Sicherheitskräfte und für die daraus resultierenden etwa 70 Toten zur Verantwortung gezogen. Der Konflikt um das enteignete Land schwelt weiter.



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