China: Krise in der Altenpflege

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Essen im chinesischen Pflegeheim.Foto: Getty Images
Von 20. November 2010

Die erste Generation von Einzelkindern in China nähert sich dem Alter von 30 Jahren. In einer alternden Gesellschaft zeigen sich die ersten Herausforderungen der Zukunft, in der die Altenpflege auf zu wenigen Schultern lastet.

Ein aktueller Online-Betrag, gepostet auf fast zehntausend chinesischen Webseiten, beschreibt das Gefühl der nach 1980 geborenen Einzelkinder: „Die Last der Altenpflege ist wie ein riesiger Berg auf dem Rücken jedes Kindes in einer Ein-Kind-Familie. In der Kindheit genossen wir die größte ungeteilte Aufmerksamkeit unserer Eltern. Aber als Erwachsene sind wir dazu verurteilt, am meisten zu leiden. Bald werden wir 30 oder 40 Jahre alt sein, unsere Eltern sind dann alt, und wir werden die am meisten erschöpfte Gruppe der Welt  sein.“

Ende 2009 waren 12,5 Prozent der chinesischen Bevölkerung älter als 60 Jahre alt, beziehungsweise mehr als 167 Millionen Chinesen. Davon waren etwa 19 Millionen über 80 Jahre alt. Über 9,4 Millionen haben keine finanziellen Mittel, um sich selbst zu versorgen.

Aufgrund der Einführung der Ein-Kind-Politik vor 30 Jahren bestehen viele Familien jetzt aus einem Kind, zwei Eltern und vier Großeltern. Ohne ein staatlich finanziertes Sozialsystem für die Altenpflege betrachteten  chinesische Familien traditionell ihre Kindern und Enkeln als Stütze in ihrem Alter. Heute bedeutet dies eine schwere Belastung für das Einzelkind, von dem erwartet wird, die emotionale, körperliche und finanzielle Unterstützung von bis zu sechs Alten sicher zu stellen.

Außerdem sind junge Erwachsene häufig gezwungen ihren Lebensunterhalt in anderen Städten zu suchen, damit lassen ihre ihre pflegebedürftige Eltern und Großeltern zurück ohne dass jemand nach ihnen schaut.  Eine Studie der China Research Center on Aging zeigt, dass fast die Hälfte der älteren Menschen in städtischen Gebieten nicht mit ihren Kindern leben. Selbst in ländlichen Gebieten ist die Rate fast genauso hoch und liegt bei 40 Prozent.

Viele Eltern sind durch die unausgewogene Familiendynamik genauso unter Stress wie ihre Kinder. Oft wollen sie ihre Kinder nicht weiter belasten, auch wenn sie krank werden. Das hat zur Folge, dass sie an Einsamkeit und körperliche Schwierigkeiten leiden.

Herr und Frau Wang, ein pensioniertes Ehepaar aus der Provinz Hubei, leben alleine. Sie haben zwei Töchter. Eine von ihnen zog arbeitsbedingt nach Shenzhen und muss ihre eigene Familie unterstützen. Die andere Tochter lebt im Ausland und kann ihre Eltern nur selten besuchen.

Herr Wang sagte, dass er sich am meisten davor fürchtet, krank zu werden, da sein Gesundheitszustand nicht gut ist. Vor einigen Jahren hatte er auch schon eine Herzoperation. Als er zuletzt einem Herzinfarkt hatte, traute ersich nicht, dies seiner im Ausland lebenden Tochter mitzuteilen, sie könnte sich zu viele Sorgen machen. Obwohl die Tochter aus Shenzhen ihn besuchen konnte, war es ihr nur möglich,  etwa einen Monat bleiben.

Frau Xu ist über 70 und lebt allein in der Provinz Jiangxi. Ihr Mann starb vor zwei Jahren, und ihr einziges Kind, ein Sohn, lebt in Kanada. Sie sagt es wird immer schwieriger ihre Grundbedürfnisse zu bewältigen je älter sie wird, einschließlich Einkaufen zu gehen. Das einzige, worauf sie sich freuen kann sind die wöchentliche Anrufe ihres Sohnes.

Mangel an Pflegeeinrichtungen

Laut einem Artikel in der Changjiang Daily ergab eine Umfrage zum Thema Altenpflege, dass 60 Prozent der Befragten nicht auf ihre Kinder angewiesen sein wollten. Einige Stadtbewohner haben sich mit einem Leben in einem Pflegeheim abgefunden. Die aktuelle Nachfrage nach Pflegeheimen übersteigt jedoch bei weitem das Angebot.

Tianjin liegt im Nordosten Chinas und ist eine der größten Städte des Landes. In Tianjin bieten 306 Soziadienste 26.423 Betten für Altenpflege, es gibt aber mehr als 100.000 ältere Menschen die mit Behinderungen leben. Ein Mitarbeiter in einem staatlichen Pflegeheim sagte, die durchschnittliche Wartezeit betrage mehr als zwei Jahre. Sie könnten nur neue Leute aufnehmen, wenn die bestehende Bewohner die Einrichtung verlassen oder sterben.

Tianjin ist nur ein Beispiel. Die gleiche Situation gilt für alle großen Städte Chinas. In den letzten Jahren wurden Modell Wohnbauten für ältere Menschen in Peking, Shanghai, Tianjin, und anderen großen Städten errichtet. Allerdings sind die sozialen Dienste, die mit diesen Einrichtungen verbunden sind, immer noch unzureichend. Nur 55,1 Prozent der älteren Menschen in den Städten und 8,2 Prozent der Bevölkerung in ländlichen Gebieten seien ausreichend von Altenhilfeprogrammen abgedeckt.

Artikel auf Englisch: China’s One-Child Policy Leads to Elder Care Crisis

Artikel auf Chinesisch: “独一代”面临养老困局 中国老人路在何方



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