China: Renten sinken unter kritische Grenze

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Rentner in China müssen mit heftigen Einschnitten bei ihrem Lebensstandard rechnen.Foto: Liu Jin/AFP/Getty Images
Von 27. September 2012

Eine aktuelle Überprüfung von Renten in China fördert Ungleichheit und schlechte Rentenersatzquoten zutage.

Der chinesische Rechnungshof berichtete, dass Chinas Rentenersatzquote, also die Höhe der Rente im Verhältnis zum früheren Einkommen, 2011 bei 42,9 Prozent lag, Das ist weit unter der internationalen Warnstufe von 50 Prozent. Chinesische Rentner haben also ernste Verschlechterungen ihres Lebensstandards zu erwarten.

Staatsagenturen hingegen zahlen den Rentnern den vollen Umfang ihres früheren Einkommens. In manchen Fällen ist die Rente sogar höher, heißt es.

Ungleichheiten bei der Rentenersatzquote bestehen seit langer Zeit. Allerdings spiegelt der Durchschnitt einige krasse Unterschiede zwischen der städtischen und der ländlichen Rente nicht wider.

Chu Fuling leitet die Abteilung für Soziale Sicherheit an der Zentral Universität für Finanzen und Wirtschaft in China. Bei seiner Arbeitet konzentriert er sich auf das Rentensystem. Er fand heraus, dass Chinas Rentenersatzquote von 69,18 Prozent im Jahr 1999 auf 59,28 Prozent im Jahr 2002 und später auf 47,94 Prozent im Jahr 2005 gefallen war. Bis 2011 lag die Rate stabil bei 45 Prozent.

Laut Chu sind die Rentner, die früher beim Staat gearbeitet haben, weit besser dran, als die aus dem privaten Sektor. Die Rentenersatzquote im öffentlichen Dienst und bei öffentlichen Einrichtungen liegt stets um die 100 Prozent.

Chu berichtete, dass einige Rentenersatzquoten beim Staatsdienst von 100,92 Prozent im Jahr 1999 auf 97,49 Prozent im Jahr 2002 gefallen sind. Bei anderen staatlichen Arbeitgebern ist die Quote sogar von 101,61 Prozent im Jahr 1999 auf 104,56 Prozent im Jahr 2002 gestiegen.

Im krassen Gegensatz dazu erhalten nahezu 700 Millionen ländliche Rentner so gut wie keine Sozialleistungen. Chinas Bevölkerungszahl betrug 2011 etwa 1,35 Milliarden. Das Renteneintrittsalter in China lag 2011 bei 60 Jahren für Beamte, bei 55 Jahren für Beamtinnen und bei 50 Jahren für Arbeitnehmerinnen.

Der staatliche Sender CCTV berichtete, dass Zhang Haitin aus dem Dorf Jiuyuan in der Provinz Heilongjiang eine Rente von 0,3 Yuan (ca. 3,7 Cent) im Monat erhält. Das reicht nicht einmal, um sich ein Eis zu kaufen. Diese Situation ist weit verbreitet. Unter den 40.000 pensionierten Bauern in der Provinz Heilongjiang erhalten 25 Prozent weniger als einen Yuan (ca. 12 Cent) im Monat. Die Hälfte von ihnen erhält fünf bis sechs Yuan (ca. 61 – 73 Cent) im Monat.

Wu Yushao, stellvertretender Direktor des China Nationalkomitees für Altersfragen und Leiter des China Forschungszentrums für Altersfragen, sagte in einem Interview mit dem Amoney Magazin: „Die Rente kann nicht gänzlich in der Verantwortung der Regierung liegen.“

Tang Jun, Generalsekretär des Rates im Politik Forschungszentrum an der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, bemerkte, dass die Bauern gezwungenermaßen auf ihre eigenen Ersparnisse und die Unterstützung ihrer Kinder angewiesen sind, um im Alter leben zu können. Vom „Programm zur Versicherung von Menschen im hohen Alter“ werden sie nicht vollständig erfasst.

Städtische Arbeiter und ihre Arbeitgeber zahlen in die Sozialversicherung ein und die meisten dieser Beiträge decken die aktuellen Rentenzahlungen ab. Tang erwähnte, dass diese städtischen Arbeiter aber nicht sicher sein könnten, dass ihre eigene Rente in Zukunft finanziert sein wird. „Momentan sind diejenigen, die sich wirklich auf finanzielle Mittel der Regierung verlassen können, die Staatsangestellten.“ Tangs Äußerungen wurden weithin in den chinesischen Nachrichten verbreitet, obwohl ihre eigentliche Herkunft nicht klar war.

Ren Linyi, Leiter des Forschungszentrums für Versicherungswesen und Soziale Sicherheit an der Südwest Universität für Finanzen und Wirtschaft berichtete dem 21st Century Business Herald, dass die Ausgaben für soziale Sicherheit nur bei 12 Prozent von Chinas Gesamtausgaben lägen. Das liegt weit unter den 30 bis 50 Prozent in westlichen Ländern. In Entwicklungsländern wie Brasilien und Südafrika liegt diese Rate immerhin noch bei über 20 Prozent.

China investierte 2008 10.31 Milliarden Yuan (1,26 Mrd. Euro) in die Sozialfürsorge. Das waren 0,16 Prozent der Ausgaben in diesem Jahr oder 0,034 Prozent des damaligen BIPs.

Laut dem chinesischen nationalen Rechnungshof lag das jährliche Einkommen im Jahr 2011 bei Arbeitern in städtischen, nicht-privaten Unternehmen bei 42.452 Yuan (ca. 5.178 Euro) und das monatliche Einkommen bei etwa 3537,67 Yuan (ca. 431,55 Euro). Verständlich wird vor diesem Hintergrund auch die große soziale Sprengkraft, die steigende Lebensmittelpreise in China haben, da Familien oft bis zur Hälfte oder mehr ihres Einkommens für Nahrungsmittel aufwenden müssen.



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