Chinas Behörden sollen auf ausländische Computer verzichten

Im Zuge ihres Handelskrieges verfolgen die USA eine "Entkoppelung" von China. Auch Peking will seine Abhängigkeit von US-Technologie verringern - und am liebsten alles austauschen. Ist das machbar?
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Der Stand des weltgrößten PC-Hersteller Lenovo und seiner Marke Motorola ist 2017 auf dem Mobile World Congress in Barcelona zu sehen. Chinas Behörden sollen nach einem Zeitungsbericht innerhalb von drei Jahren auf ausländische Computertechnologie oder Software verzichten.Foto: Andrej Sokolow/dpa/dpa
Epoch Times9. Dezember 2019

Chinas Behörden sollen nach einem Zeitungsbericht innerhalb von drei Jahren auf ausländische Computertechnologie oder Software verzichten.

Wie die „Financial Times“ berichtete, sieht eine Anweisung des Generalbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei an Regierungsbehörden und Institute vor, im kommenden Jahr schon 30 Prozent durch heimische Produkte zu ersetzen. Bis 2021 sollen noch einmal 50 Prozent und bis 2022 dann der Rest ausgetauscht werden.

Die bereits vor Monaten erlassene vertrauliche Direktive habe wegen des Zeitplans den Namen „3-5-2“ erhalten, schrieb die Zeitung, die sich in dem Bericht auf das Wertpapierhaus China Securities, zwei chinesische Cyber-Security-Firmen und die internationalen Denkfabrik Eurasia berief. Es sei die erste Anweisung mit klaren Zeitvorgaben, von ausländischer auf einheimische Technologie zu wechseln.

Boykott-Schlagabtausch oder Sicherheitsbedenken?

Das Vorgehen spiegelt amerikanische Bemühungen wider, auf den Einsatz chinesischer Ausrüstung wie zum Beispiel des Telekomriesen Huawei zu verzichten. Die USA unterstellen dem Konzern mögliche Spionage und schlagen auch ihren Verbündeten vor, beispielsweise beim Ausbau des Telekom-Netzes auf den superschnellen 5G-Standard auf Netzwerkausrüstung von Huawei zu verzichten.

Die beiden größten Volkswirtschaften liefern sich seit mehr als einem Jahr einen erbitterten Handelskrieg. Dabei betreiben die USA auch eine „Entkopplung“ von China, das seinerseits seine Abhängigkeit von US-Technologie reduzieren will. Die Bemühungen wecken Besorgnisse unter anderem in Deutschland und Europa, da es damit in den Lieferketten zunehmend unterschiedliche Standards geben könnte.

Als Ergebnis der Anweisung des Zentralkomitees müssten in China viele Millionen Geräte ausgetauscht werden, wofür erhebliche Investitionen notwendig wären. Die „3-5-2“-Direktive ist laut „Financial Times“ Teil einer breiteren Kampagne, wonach Regierungsbehörden und Betreiber kritischer Infrastruktur „sichere und kontrollierbare“ Technologie benutzen sollen, wie es auch das Gesetz für Cyber-Sicherheit vorsieht.

Technische Probleme

Ob das „3-5-2“-Vorhaben überhaupt praktikabel und technologisch machbar ist, wird stark angezweifelt. Experten halten es für schwierig, alle Software durch heimische Versionen zu ersetzen, weil Betriebssysteme von Microsoft oder Apple in China weit verbreitet sind und auch heimische, chinesische Software darauf läuft. Zudem werden selbst chinesische Computer wie von Lenovo mit Chips amerikanischer Hersteller oder Festplatten aus Südkorea gebaut.

Wegen der US-Blockade gegen Huawei treibt der chinesische Konzern allerdings bereits ein eigenes Betriebssystem für seine Smartphones voran. Es soll Android von Google ersetzen, wenn die US-Regierung die Lieferung an Huawei in Zukunft tatsächlich verbieten sollte. Auch hat Chinas Universität für Verteidigungstechnologie ein Kylin genanntes Betriebssystem für Computer basierend auf Lynux entwickelt. Es könnte Windows ersetzen, doch laufen darauf deutlich weniger Programme. (dpa)



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