Chinesen entschuldigen sich für Verhalten bei Kulturrevolution

Den Lehrer in der Schule auf den Kopf schlagen, ihn als „Kapitalisten“ bezeichnen und die Klassenkameraden dazu bringen, mitzumachen – solche „Jugendsünden“ führen bei vielen Menschen mit Gewissen in China dazu, sich nun dafür entschuldigen zu wollen
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Lehrer Wen Hanjiang (l) neben Chen Xiaolu (Mitte), der sich entschuldigt.Foto: Screenshot/dwnews.com/Epoch Times
Von 18. September 2013

Den Lehrer in der Schule auf den Kopf schlagen, ihn als „Kapitalisten“ bezeichnen und die Klassenkameraden dazu bringen, mitzumachen – solche „Jugendsünden“ führen bei vielen Menschen mit Gewissen in China dazu, sich nun dafür entschuldigen zu wollen

Während der Kulturrevolution in China (1966 bis 1976) waren derlei Verunglimpfungen an der Tagesordnung. Die Kommunistische Partei hat diese Periode bis auf die vage Aussage, Mao hätte zu 30 Prozent falsch gelegen, niemals aufgearbeitet.

Heute begeben sich die Chinesen in eine Art Heilungsprozess. Sie schreiben Briefe an Zeitungen oder bloggen eine Entschuldigung an ihre Eltern oder damalige Lehrer im Internet.

„Ich rebellierte bereitwillig gegen die Lehrer“

Chen Xiaolu, ein erfolgreicher chinesischer General, überbrachte seine Entschuldigung persönlich. Er besuchte seinen ehemaligen Schuldirektor. „Als Schüler und Führer der Roten Garden und des Schulkomitees hing es von mir ab, ob Lehrer und Schüler denunziert und in Arbeitslager geschickt wurden“, schrieb Chen in einem Brief, den er im August auf seinem Blog veröffentlichte. „Ich rebellierte bereitwillig gegen die Lehrer, weil ich nicht den Mut hatte, dieser unmenschlichen Verfolgung ein Ende zu bereiten“, fuhr er fort. „Ich hatte Angst, selber als Gegner der Kulturrevolution angesehen zu werden.“

Die öffentliche Entschuldigung wurde vor allem von jungen Menschen honoriert. Sie sind unzufrieden mit der Kontrolle der Kommunistischen Partei über Medien und Informationen. Und sie wissen wenig über die Geschehnisse während der Kulturrevolution.

 „Ich werde mir nie vergeben“, sagte Zhang Honbing, ebenfalls ehemaliges Mitglied der Roten Garden, der Beijing News im März. Er erzählte, wie er als Schüler der Roten Garden seine eigene Mutter als Konterrevolutionärin bezeichnete, als sie Mao kritisierte. Er schaute bei ihrer Verhaftung zu, ohne mit der Wimper zu zucken. Er sah zu, wie sie sechs Monate später am Boden knien musste und von einem Erschießungskommando exekutiert wurde.

Seit 2011 versucht er die Behörden dazu zu bringen, das Grab seiner Mutter zu einem historischen Wahrzeichen ernennen zu lassen, zum Gedenken an jene Zeit in Chinas Geschichte.                                

Die Roten Garden – jung und gewaltbereit

Während der Kulturrevolution radikalisierte Mao Zedong eine ganze Generation junger Menschen. Die Roten Garden waren die „Rebellen“ und stürzten China in das Chaos, das Mao brauchte, um seine Macht in der Partei zu verstärken. Seine politischen Rivalen hatten in den frühen 1960ern Boden unter den Füssen bekommen und die Kulturrevolution war seine Rache.

Die „Reuebriefe“ berichten über fanatische Studenten, die Millionen unschuldiger Menschen den Tod brachten, entweder direkt, indem sie sie totschlugen, oder indirekt durch Meldung bei den Behörden. Das bedeutete meistens den Tod durch Exekution. Mao gab den Roten Garden freie Hand, befahl der Polizei, nicht einzugreifen und billigte die zunehmende Gewalt.

Liu Boqin, ehemaliges Mitglied der Roten Garden, schrieb seine Entschuldigung an das Magazin Yanhuang Chunqiu. Er schrieb, er wäre „alt geworden mit schrecklichen Erinnerungen“ an das Jahr, in dem er Lehrer und Nachbarn denunziert habe. Weiter schrieb er, auch wenn die Kulturrevolution die Menschen zu schlechten Taten gezwungen habe, müsse doch jeder Einzelne Verantwortung dafür übernehmen. Es gäbe keine Entschuldigung.  

Song Jizhou, ein ehemaliger Beamter aus Hebei entschuldigte sich bei seinem früheren Lehrer Guo Kai in der Southern Weekly im Juli. Weil er der Lieblingsschüler war, hatte man ihn abkommandiert, „Beweise“ gegen den Lehrer zu sammeln. Aufgrund seines Berichtes wurde der Lehrer denunziert, beschimpft und misshandelt.

„Ich möchte alle Menschen, die während der Kulturrevolution Verbrechen begangen haben, bitten, sich daran zu erinnern. Die Menschen in China sollten sich nie wieder in solch grauenvolle Handlungen verwickeln lassen“, postete ein Pekinger Bürger daraufhin im Internet.

Die Partei selbst ist immer noch dabei, Maos Image zu bewahren. Der neue Parteichef, Xi Jinping, zitiert maoistische Slogans und sagt, die Periode der wirtschaftlichen Reformen könne die maoistische Ära des „sozialistischen Aufbaus“ nicht unter den Tisch kehren.



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