„Chinesische Agenten machten mich zum Spion“

Chinesischer Informatiker nach Australien geflohen
Titelbild
Dr. Wang Lian (Foto: Zeng Ni / The Epoch Times)
Von 15. Februar 2007

Ein ehemaliger chinesischer Geheimagent ist am 7. Februar von Hongkong nach Australien geflohen. Er will die Spionagetaktiken aufdecken, derer sich das chinesische Regime bedient. Seine Erlebnisse in China erinnern daran, wie früher in der Sowjetunion Menschen eingeschüchtert und missbraucht wurden, durch Entführung, Zwang, Erpressung und – in letzter Konsequenz – durch Todesdrohungen.

Dr. Wang Lian ist 32 Jahre alt und geboren in Wuhan, Provinz Hubei. In Hongkong studierte er Informatik, dort promovierte er auch und begann seine Mitarbeit bei The Epoch Times. Nach Sydney konnte Wang mit einem Besucher-Visum fliehen, nachdem er in China gezwungen worden war, Informationen über die Arbeitsabläufe des Nachrichtenbüros von The Epoch Times Hongkong an den chinesischen Geheimdienst weiter zu geben.

Den Aussagen des geflohenen Informatikers zufolge ist The Epoch Times in der ehemaligen britischen Kolonie Hongkong die einzige Zeitung, die nicht unter der Kontrolle der chinesischen Zentralregierung steht. Sie wird von der KP Chinas (KPC) als ernsthafte Bedrohung für das chinesische Regime gesehen, da sie unzensiert über China berichtet. Daher ist The Epoch Times Hongkong begehrte Lektüre von Hongkong-Besuchern aus dem Festland China, besonders, seitdem sie die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei veröffentlichte. In Hongkong erscheint The Epoch Times täglich in chinesischer Sprache.

Der Anfang des Terrors

Wang Lian, seit 2002 bei The Epoch Times an maßgeblicher Stelle im Computer-Bereich tätig, beschreibt seine „Rekrutierung“ als einen Teil eines weiten Spionage-Netzwerks, das außer China und Hongkong auch das Ausland überzieht. Seine „Rekrutierung“ vollzog sich am 12. September 2006 während einer Fahrt nach Zhu Hai auf dem Festland China. Als Informatiker und Assistent an der Uni für Wissenschaft und Technologie von Macao [seit 1999 ebenso wie Hongkong als Sonderverwaltungszone Teil der VR China] war er unterwegs nach Zhu Hai, um dort die Möglichkeiten eines gemeinsamen Projektes zu diskutieren. Bei der Einreise wurde Wang von chinesischen Beamten abgeführt.

„Bei meiner Einreise in Gongbei [Provinz Guangdong] wurde ich völlig unerwartet festgenommen. Man brachte mich in einen kleinen Raum und zwei Stunden später kamen zehn Personen dazu, einige in Polizeiuniform, einige in normaler Kleidung.“

„Nach der Feststellung meiner Personalien verbanden sie mir die Augen, nahmen mir meinen Gürtel, meine Uhr und das Handy ab und zwangen mich in einen Wagen, der draußen parkte. Ich habe keine Ahnung, wie lange wir in dem Wagen unterwegs waren, jedenfalls wurde ich schließlich in einen Raum gebracht und zu Boden geworfen,“ sagt Wang.

Aufforderung zur Spionage

In dem Raum, der nur drei mal drei Meter groß war, blieb er die nächsten dreieinhalb Tage. „Alle Fenster in dem Raum waren vernagelt und die Vorhänge waren zu gezogen. In dem Raum befand sich auch eine Kamera. Drei Männer warteten hinter einem Verhörpult. Ein kleiner Hocker befand sich vor diesem Pult. Er war offensichtlich für mich bestimmt, ich sollte während des Verhörs darauf sitzen.“

„Die Drei gaben sich als Beamte des Geheimdienstes von Zhu Hai zu erkennen. Ich fragte sie nach dem Grund meiner Entführung, darauf antworteten sie: ‚Ihre Probleme sollten sie selber kennen.’ Ich sagte ihnen, nein, die kenne ich nicht, und nach einer Weile sagten sie: ‚Der Grund ist, dass sie Falun Gong praktizieren, und vor allem ihre Mitarbeit bei The Epoch Times in Hongkong.’“

Die Polizisten, die ihn gekidnappt hatten, gehörten offensichtlich zum Büro für Staatssicherheit, das in der Befehlsstruktur über den normalen Polizeikräften steht. Sie beabsichtigten, Wang Lian innerhalb von The Epoch Times zu einer Art Maulwurf zu machen und die Arbeit der Zeitung durch „Auflösung von innen heraus“ zu zersetzen.

Psychischer Druck durch Erpressung

Wang stand in der Zeit seiner Festnahme rund um die Uhr unter Bewachung. Die unaufhörlichen Drohungen erzeugten in ihm große Angstzustände. Ihm wurde vorgeworfen, dass er mit dem Verteilen der Neun Kommentare über die Kommunistische Partei ein Verbrechen begangen habe. Die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei beleuchten die Verbrechen der KP und insbesondere ihre Maßnahmen zur Erhaltung der KP-Herrschaft in China in den letzten 57 Jahren. Offensichtlich hat diese Publikation, deren Verbreitung in China unter Strafe verboten ist, bis heute rund 18,5 Millionen Chinesen dazu bewogen, sich der chinesischen KP und allen ihren Organisationen los zu sagen.

http://www.dieneueepoche.com/neun-kommentare-ueber-die-kommunistische-partei.html

Die Ehefrau und der dreijährige Sohn von Wang wurden bei dem Verhör als Mittel der Erpressung gegen ihn eingesetzt. „[Die verhörenden Beamten] sagten: ‚Du hast Familie, Du hast eine Frau, Deine Eltern, ein kleines Kind…denk mal darüber nach….was wird mit ihnen geschehen?’ erinnert er sich.

Der ehemalige Uni-Assistent wurde immer wieder mit den gleichen Fragen über The Epoch Times konfrontiert. Er stand unter pausenloser Bewachung und Schlafentzug. „Da kannst du absolut nicht schlafen. 72 Stunden lang kein Schlaf…selbst wenn ich gewollt hätte, konnte ich nicht schlafen,“ sagt er. „Ich befand mich in einem winzigen Raum, 24 Stunden lang. Wenn ich auf die Toilette gehe, keine Türen. Sie haben bei allem zugeschaut.“

Er stand schon jahrelang unter Beobachtung

Nach Angabe der verhörenden Beamten stand Wang Lian schon jahrelang unter Beobachtung, bevor er für das Spionagenetz rekrutiert werden sollte. Bei dem Verhör lag über ihn eine Akte aus den letzten vier Jahren vor. Darin waren Informationen über sein Privatleben, seine Arbeit und seine geistige Ausrichtung, wozu auch seit 1998 das Praktizieren von Falun Gong gehörte, enthalten.

„Darin stand alles über mich. Ich wurde offensichtlich als „gutes Material“ von einem anderen Agenten empfohlen [der vor mir entführt worden war].“ Noch auffallender ist, dass für ihn mindestens 30 Bewacher abgestellt waren. Etwa 10 begleiteten ihn seit dem Zoll und in der Zeit seiner Festnahme, die Bewacher lösten sich vier- bis fünfmal am Tag in einem rotierenden System ab.

Seelisch und körperlich am Rande

Nach drei Tagen war Wang seelisch und körperlich völlig erschöpft. Er unterzeichnete eine Erklärung, mit der versicherte, auf das Praktizieren von Falun Gong zu verzichten. Gleichzeitig erklärte er sich einverstanden für die KPC zu spionieren. Nach seiner Aussage war es für ihn die qualvollste Entscheidung, die er in seinem Leben zu treffen hatte. „Ich musste es selbst schreiben. Zuletzt musste ich den folgenden Satz hinzufügen: „Ich werde kommen, wann immer es verlangt wird, und ich werde tun, was von mir gefordert wird.“ sagt Wang. „Nachdem ich das unterschrieben hatte, lachten sie und waren auf einmal völlig entspannt.“

„Ich fühlte mich sehr dreckig und verschmutzt. Wie sollte ich weiterarbeiten und andere von The Epoch Times ausspionieren. Wir sind Freunde, gute Freunde. Wie soll ich auch nur einen Tag so leben,“ sagt Wang. In den darauf folgenden fünf Monaten entnahm er einige Dateien von den Epoch Times Computern, aber er achtete darauf, keine sensiblen Nachrichten heraus zu geben.

Er wurde auch dazu gezwungen, die Details über die Computeranlage im Büro heraus zu rücken, ebenso Informationen darüber, wer zu welchen Zeiten welchen PC benutzte. Das sollte dazu dienen, den KP-Leuten das Hacken des Computersystems zu erleichtern. Er wurde auch gezwungen, eine (falsche) Nachricht an seine Universität in Macao zu senden, dass er vorübergehend wegen Visa-Problemen noch in Zhu Hai bleiben müsse. „Ich war innerlich wie gefoltert. Wenn ich das weiter mache und die KPC eines Tages zusammenbricht…meine Familie, meine Frau und das Kind, sie alle werden in Verruf kommen…es wird heißen, ich war ein Spion.“ sagte Wang in Australien.

Die Entscheidung zur Flucht

Nach einigen Monaten entschied sich Wang Lian, ein Visum für Australien und Kanada zu beantragen. Am 25. Januar erhielt er die Bestätigung für Australien. Er ist sehr in Sorge um seine Frau und seinen Sohn, die sich beide noch in Hongkong befinden. Seine Eltern und Geschwister, die auf dem Festland China leben, könnten von seiner Flucht noch härter betroffen sein. Seine Familie ist als Druckmittel in den Händen seiner Verfolger.

Seit seiner Ankunft in Australien steht er in geheimem Kontakt mit seiner Ehefrau. Er sucht jetzt Schutz bei der australischen Regierung und wird ein Aufenthaltsrecht aus humanitären Gründen beantragen.



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