Chinesische Staatskirche weiht Bischof gegen den Willen des Vatikans

Chinesische Staatskirche weiht Bischof Guo Jincai gegen den Willen des Vatikans - Erste Weihung ohne päpstliche Zustimmung seit fast fünf Jahren
Titelbild
Devotionalienhandel auf Chinesisch.Foto: Getty Images
Von 21. November 2010

Im kommunistisch regierten China gibt es eine „katholische“ Kirche, die nicht dem Vatikan untersteht sondern der Kommunistischen Partei Chinas. Der Papst wird als fremdes Staatsoberhaupt und Staatsfeind gesehen und gewertet wie der Dalai Lama. Geführt wird diese „katholische Kirche“ von den KP-treuen Kadern der Katholisch-Patriotischen Vereinigung.

Nach Schätzungen leben in China fast 60 Millionen Katholiken. Das kommunistische Regime hatte 1951 den Gläubigen jedoch den Kontakt zum Vatikan untersagt. Gottesdienste sind nur in staatlich kontrollierten Kirchen erlaubt. Unter Papst Benedikt XVI. hatten sich die Beziehungen zuletzt verbessert, bei der Auswahl von Bischöfen war durch stillschweigende Vereinbarungen die offene Konfrontation vermieden worden. Nun scheinen sich die schwierigen Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem offiziell atheistischen Land wieder zu verschlechtern.

Trotz Einwänden des Vatikans hat, laut AP, die „katholische“ Kirche in China einen Bischof ordiniert.  Es war die erste „Weihung“ ohne päpstliche Zustimmung seit fast fünf Jahren. Die Ordination von Guo Jincai wurde in der Millionen-Stadt Chengde im Nordosten Chinas durchgeführt. Die Zeremonie fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt, Journalisten wurde der Zutritt verwehrt. Ein Berater des Papstes bezeichnete die Weihung als „illegitim“ und „beschämend“. Bereits 2006 verurteilte Papst Benedikt XVI dies laut China-Aktuell mit ungewöhnlich scharfen Worten und sprach von einer „schweren Verletzung der Religionsfreiheit“.

Unter Druck gesetzt

Am Donnerstag hatte es aus dem Vatikan geheißen, man sei entsetzt über Berichte, wonach eine Reihe von dem Papst treuen Bischöfen zur Teilnahme an der Ordination in Chengde gezwungen würden. Die vatikanfreundliche Nachrichtenagentur AsiaNews berichtete, dass acht vom Vatikan anerkannte Bischöfe an der Ordination teilnahmen. Drei von ihnen sollen vor einigen Tagen von der chinesischen Regierung beauftragt worden sein, die anderen unter Druck zu setzen, um deren Teilnahme zu gewährleisten. Der Hongkonger Kardinal Joseph Zen, ein entschlossener Fürsprecher der Religionsfreiheit, kritisierte laut Presse-Agentur AP das Vorgehen der chinesischen Führung: „Dieser Versuch einer erneuten illegitimen Ordination ist beschämend“, sagte Zen am Rande eines Treffens mit anderen Kardinälen in Rom.

Liu, ein Vertreter der Katholisch-Patriotischen Vereinigung hatte verkündet, die Teilnahme der Bischöfe an der Weihung sei freiwillig. Der Vatikan wisse um den Bedarf an einem Bischof in der Stadt. Derzeit fehlten für mehr als 40 Diözesen Bischöfe, sagte Liu. Er hoffe deshalb, dass der Vatikan bei künftigen Ordinationen durch die chinesische Seite seine Zustimmung geben werde, ergänzte der stellvertretende Vorsitzende der Katholisch-Patriotischen Vereinigung.

Atheistisches Regime hält Glauben für Hochverrat

Katholische Bischöfe, die sich nicht der kommunistischen Staatsdoktrin und dieser „Katholisch-Patriotischen Vereinigung“ unterworfen hatten, sondern ihrer ureigensten Verpflichtung in ihrer Papst-Treue nachkamen, wurden in der Vergangenheit wegen Hochverrats in Arbeitslager gesteckt oder zur Umerziehung geschickt. In einem Fall wurde ein 81-jähriger Bischof zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt, wie seriöse Quellen berichteten.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte IGFM berichtete vor Jahren bereits Folgendes: Der gebrechliche 81 Jahre alte Bischof Zeng Jingmu aus der Provinz Jiangxi wurde, kaum hatte er eine dreijährige Gefängnisstrafe verbüßt, am 14. September 2000 wieder verhaftet. Er hatte bereits früher etwa 30 Jahre lang im Gefängnis gesessen, nämlich zwischen 1955 bis 1995. Am 11. September 2000 umstellten über 70 Sicherheitskräfte das Haus des im Untergrund lebenden 82 Jahre alten katholischen Priesters Ye Gong Feng, der dann von ihnen so grausam gefoltert wurde, daß er ins Koma fiel. Nach Aussage des römisch-katholischen Bischofs von Hongkong, Joseph Zen, im Februar 2003 ist die Verfolgung der katholischen Kirche im chinesischen Kernland drastisch verschärft worden. Er fügte hinzu, die chinesischen Behörden hätten ein katholisches Priesterseminar in China geschlossen, doch hätten sie es jetzt mit einer jüngeren Priestergeneration zu tun, die wesentlich weniger gehorsam als ihre älteren Amtsbrüder sei. Am 28. Mai 2003 berichtete ein Chinaexperte in Rom, drei kürzlich eingegangenen Dokumenten zufolge habe Peking eine strengere Kontrolle der Aktivitäten der chinesischen Katholiken angeordnet.

Weitergehende Information:

Die Unterdrückung der Religion in China

China Aktuell 3/2006

 

 

 



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