„Denk an Zhongnanhai“ oder: Was von Verhandlungen mit Chinas KP-Führern zu halten ist

Titelbild
Mahnwache von Falun Gong auf der Jannowitzbrücke in Berlin gegenüber der chinesischen Botschaft am gestrigen 25. April. (Jason Wang/The Epoch Times)
Von 26. April 2008

Die Weltöffentlichkeit hielt den Atem an, als am 25. April 1999 die ersten Nachrichten und Bilder um die Welt gingen von dem Bittgang von etwa 10.000 Falun Gong-Praktizierenden zu Chinas KP-Regime in Peking.

Keine zehn Jahre war es her, dass auf dem Platz des Himmlischen Friedens dasselbe Regime mit Panzern und Gewehren den Wunsch des chinesischen Volkes nach Demokratie in einem Blutbad erstickt hatte. Das Tiananmen Massaker vom 4. Juni 1989 hatte das Land in eine politische Schweigsamkeit getaucht und dem Regime ein weiteres Jahrzehnt des Machterhalts ermöglicht.

Kaum jemand im Westen kannte Falun Gong, diese buddhistische Qigong Schule, mit vielen Millionen von Anhängern in China und auch schon in anderen Ländern. Falun Gong war in China seit 1993 zunächst einige Jahre lang vom Regime sogar gefördert worden und mit Preisen auf Gesundheitsmessen ausgezeichnet.

Wegen seiner zunehmenden Beliebtheit und seiner geistigen Unabhängigkeit war es jedoch etlichen Kommunisten ein Dorn im Auge, insbesondere dem Staats- und Parteichef Jiang Zemin. Aufgestiegen in höchste Ämter nach seiner maßgeblichen Beteiligung am Tiananmen Massaker, hatte er schon längst begonnen, die Stimmung unter den Parteiführern gegen Falun Gong zu drehen, wie aus später herausgeschleusten innerparteilichen Papieren ersichtlich wurde.

Um gegen die sich abzeichnende Verleumdung und Unterdrückung von Falun Gong zu „petitionieren“, hatten sich Praktizierende auf den Weg zum Pekinger Petitionsbüro begeben.

Künftige Historiker werden klären können, wie es dazu kam, dass die Praktizierenden nicht vor dem Petitionsbüro, ihrem eigentlichen Ziel, aufgestellt wurden, sondern rund um Zhongnanhai, dem hinter Mauern verborgenen Regierungsviertel. Denn so reibungslos wie diese Umleitung der nach Tausenden zählenden Menge geschah, kann man darauf schließen, dass die chinesische Stasi längst ihre eigenen – angeordneten – Pläne verfolgte. Man brauchte die Bilder für das eigene Volk und für die Weltöffentlichkeit: Falun Gong setzt Chinas Regierung unter Druck. Das war das erwünschte Propaganda-Bild.

Der damalige Ministerpräsident Zhu Rongji empfing eine Abordnung von Falun Gong und versprach, dass man ihre Bewegung als rechtmäßig und friedlich anerkennen würde. Den ganzen Tag über hatte die Menge der Praktizierenden still am Straßenrand gestanden, die Bilder von damals beweisen auch das. Nach den regierungsamtlichen Zusagen löste sich die Menge ebenso ruhig wieder auf und ging nach Hause.

Die Weltöffentlichkeit atmete auf und glaubte an einen Wandel von Chinas KP.

Zhu Rongzhi konnte sein Versprechen nicht halten. Am 20. Juli 1999 setzte Jiang Zemin sich durch mit seinem Wunsch nach totaler Auslöschung von Falun Gong. Verhaftungen, Arbeitslager, Gehirnwäsche, Folter und sogar Organraub waren und blieben die Mittel der Verfolgung seit neun Jahren. Ausgelöscht ist Falun Gong bis heute nicht, es fand sowohl innerhalb als auch außerhalb Chinas Fürsprecher, wie den Rechtsanwalt Gao Zhisheng, einen Christen, der bis heute einen hohen Preis für sein Engagement zahlt, oder den Vizepräsidenten der Europäischen Parlaments Edward McMillan Scott.

Die Bilder von damals dienten dem Regime vor der Weltöffentlichkeit als Rechtfertigung für die Verleumdung von Falun Gong als politische Kraft. Sie dienen heute Falun Gong als Beweis für die friedliche Haltung von Praktizierenden damals wie heute.

Im Gedenken an die Opfer der Verfolgung bis zum heutigen Tag versammelten sich gestern am 25. April weltweit Falun Gong-Praktizierende vor Chinas Konsulaten und Botschaften zu einer Kerzenmahnwache. „Wir vertrauen auf unsere innere Kraft“, sagte ganz leise ein Teilnehmer in Berlin, „das tun wir hier ebenso wie die Praktizierenden in China, auch wenn sie immer noch nicht öffentlich in Erscheinung treten dürfen.“

Die Weltöffentlichkeit schaut jetzt auf Tibet und hofft wieder einmal auf einen Wandel von Chinas KP.



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