Diese Frau klagt an: „Bo Xilai ließ mich foltern!“

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Jin Rong erlebte die Hölle auf Erden. Seit acht Jahren kämpft sie dafür, dass Bo Xilai als Menschenrechts-Verletzer verurteilt wird.Foto: Privat
Von 5. September 2013

Jin Rong ist Buchhalterin, Mutter und eine Falun Gong-Praktizierende. Nächste Woche zieht sie gegen Bo Xilai vor Gericht. In ihrer neuen Heimat Toronto: Denn in China wurde sie wegen ihres Glaubens fast umgebracht.

Jin ging mit der Klage gegen Bo seit 8 Jahren durch die Instanzen. Ihr geht es ums Prinzip. Auch wenn sie die schreckliche Zeit im Arbeitslager nie vergessen wird – sie leidet bis heute an Depressionen und Panikattacken – hat der Prozess doch einen großen Nutzen: Er bringt Menschenrechtsverletzungen, die aktuell immer noch in China passieren, ins Licht der Öffentlichkeit.

Damals, als Bo Xilai Bürgermeister war …

Jin stammt aus der Provinz Liaoning und lebte in der Millionenmetropole Dalian. Dort war sie zu einer Zeit Studentin, als Bo Xilai Bürgermeister der Stadt war. Unter seiner Regierung wurde sie zweimal verhaftet und eingesperrt, nur weil sie – trotz des staatlichen Verbotes – weiterhin Falun Gong praktizierte. Der friedliche Kultivierungsweg wurde 1999 von der Kommunistischen Partei zum Staatsfeind erklärt. Bo Xilai gilt als ein Hauptdrahtzieher der Verfolgung von Falun Gong.

Arbeitslager – die Hölle auf Erden

Über ihre Zeit im Arbeitslager berichtet Jin folgendes:

Während der Haft durfte sie sich weder duschen, noch ihre Kleidung waschen und auch keine Damenbinden benutzen. Sie bekam nur Reisbrei und Gurken zu essen und war gezwungen, auf blankem Fliesenboden zu schlafen. Außerdem musste sie täglich Sklavenarbeit verrichten, um Deko-Artikel für den Export herzustellen.

Von der eigenen Familie ausspioniert

Nach ihrer Entlassung aus dem Lager wurde sie weiter überwacht. Weil sie als „Staatsfeindin“ gelistet war, konnte sie keinen Job finden. Weil auch ihre Familie und Freunde gezwungen wurden, sie auszuspionieren, traute sie bald keinem einzigen Menschen mehr.

„Ich lebte in ständiger Angst, in ständiger Panik. Wie ein Kaninchen das von hungrigen Wölfen umringt ist. Sogar meine Eltern hatte man als Spione auf mich angesetzt, was für sie eine hoffnungslos verzweifelte Lage war, in der sie noch mehr litten“, so schrieb sie in ihrer eidesstattlichen Erklärung. „Ich fühlte, dass ich die schlimmste Seite des menschlichen Wesens kennengelernt hatte. Eine Seite, von deren Existenz ich vorher nicht wusste.“

Seelische Folter durch das Mitansehen müssen

Als Jin zum zweiten Mal verhaftet worden war, wurden ihre Eltern nicht darüber informiert und hatten keine Ahnung, wo sie war. Die Szenen, die sie im Gefängnis mitansehen musste, hinterließen die junge Frau schwer traumatisiert. In ihrem Bericht schreibt sie: „Falun Gong-Praktizierende wurden dort regelmäßig von der Polizei verprügelt. Sie traten auf uns ein und schlugen mich und andere Praktizierende mit Fäusten.“

“Einmal machte eine andere Falun-Gong-Praktizierende namens He Yuhong den Vorschlag, dass wir uns in einem Grüppchen unterhalten sollten. Sie war eine 29-jährige Ingenieurin. Für diese Idee wurde sie an ihren Haaren in den Nebenraum geschleift. Ich hörte das Geräusch der Schläge und ihre Schreie und hörte anhand des Klangs, dass sie mit einem Waschbecken aus Metall auf sie einschlugen. Ich fühlte extremen seelischen Schmerz, fühlte mich terrorisiert und hoffnungslos an diesem Ort und ich kann diesen furchtbaren Moment nie vergessen.“

Horrorszenario Zwangsernährung

Als sie in Hungerstreik ging, um gegen die Misshandlungen zu protestieren, zwangen die Wächter sie bei der Zwangsernährung anderer Praktizierender zuzusehen. Auch wurde ihr gesagt, dass eine Gefangene dabei gestorben sei, als man ihr den Schlauch mit Gewalt in den Magen stieß. „Der Wächter drohte mir, falls ich meinen Hungerstreik fortsetzten würde, würden sie auch mir diese Tortur antun. Ich war von dem Anblick und dieser Geschichte entsetzt.“

Nachdem sie entlassen worden war, drohte man ihr, dass sie das nächste Mal ins Masanjia-Arbeitslager kommen würde, sollte sie wieder verhaftet werden. Das Masanjia-Arbeitslager galt bis zu seiner Schließung vor wenigen Tagen als Chinas schlimmstes Folter-Lager.

Vor dem Staat geflüchtet und die Eltern verloren

Im Jahr 2004 flüchtete Jin Rong aus China. Eine Entscheidung, die die Beziehung zu ihren Eltern stark belastete und schließlich zum Kontaktabbruch führte.

Nach all diesen Erfahrungen leidet sie bis heute an immer wiederkehrenden Depressionen und manchmal sogar Panikattacken. „Jedes Mal, wenn die Erinnerung an diese Erlebnisse hochkommt, mache ich die Folter und Schmerzen innerlich noch einmal durch und zittere am ganzen Körper.“

Das Alleinsein fällt ihr sogar an einem sicheren Ort wie Kanada schwer: „Der Horror, irgendwohin verschleppt zu werden, ohne dass es es wen kümmert, hängt mir bis heute nach.“

 



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