Ein erstaunlicher Zwischenfall

Tibeter, Uiguren, Mongolen und Falun Gong demonstrierten in Berlin
Titelbild
Der Mongole Temtsiltu Shobtsood, links mit einem Plastikball voller Unterschriften, vor der chinesischen Botschaft in Berlin. Protest der Tibeter, Uiguren, Mongolen und Falun-Gong-Anhänger gegen die Menschenrechtsverletzungen in China. Die Fackeln erlöschen im schwarzen Eimer nicht eingelöster Menschenrechts-Versprechen. (AP Photo/Franka Bruns)
Von 7. August 2008

Berlin – Was fast wie ein heiteres Happening begann, der Protest gegen die Menschenrechtsverletzungen in China, das endete am Vormittag des 7. August vor der chinesischen Botschaft in Berlin in einem erstaunlichen „Zwischenfall“ der kommunistischen Art.

Der Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Tilman Zülch, wurde von einem wütenden Mitarbeiter der Botschaft mit einem Plastikball voller Unterschriftensammlungen beworfen.

Sonnenschein und ein leichter Wind hatten die Mitglieder der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf der Berliner Jannowitzbrücke gegenüber der chinesischen Botschaft empfangen. Sie ordneten das bunte Häufchen von etwa 100 Vertretern der von China unterdrückten Tibeter, Uiguren, Mongolen und Falun Gong-Anhänger zu einem Rund, in dem einige olympische Fackeln symbolisch in einem Wassereimer gelöscht wurden. Der schwarze Eimer trug die Aufschrift: Menschenrechte.

Mit zu Herzen gehenden Freiheitsrufen hatten Tibeter und Uiguren auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht. Lautstark scholl es über die Brücke, die Falun Gong Anhänger schwiegen zunächst konzentriert wie in einer Meditation. Als Tibeter und Uiguren aber skandierten: Freiheit für Falun Gong, da stimmten auch sie ein.

„Für die Tibeter, Uiguren, Mongolen und Falun-Gong-Anhänger wird es keine Spiele der Freude geben“, äußerte sich Zülch. Er verglich die Spiele in Peking mit den Spielen von 1936 in Berlin und fügte hinzu, dass es „bemerkenswert“ sei, wie niemand darauf hinweise, dass dieselbe Partei, die in China seit ihrer Machtübernahme 80 Millionen Menschen das Leben gekostet hätte, „immer noch an der Macht ist.“

Seit Vergabe der Spiele habe sich die Menschenrechtslage sehr verschlechtert, kritisierte Asgar Can, Vize-Vorsitzender des Weltkongresses der Uiguren, einer muslimischen Minderheit aus dem Nordwesten Chinas. Von verstärkten Festnahmen und dem „Verschwinden lassen“, von Folter, Tod und Bedrohung war die Rede. Die Tibeter, Mongolen und Falun Gong-Anhänger stimmten traurig zu.

10.000 Unterschriften hatte die Gesellschaft für bedrohte Völker für die Einhaltung von Menschenrechten gesammelt. Sie sollten von Tilman Zülch in der chinesischen Botschaft abgegeben werden. Im Vorfeld hatte man diesen Wunsch schon abgelehnt. Als jedoch die Versammlung zu Ende war, ergriff Zülch einen der fünf durchsichtigen Plastikballons und eine Petition und marschierte in das Botschaftsgebäude.

Ein Botschaftsmitarbeiter ist empört. (Erik Rusch/ETD) Ein Botschaftsmitarbeiter ist empört. (Erik Rusch/ETD)

„Es hat mich niemand behindert“, sagte er hinterher. „Der Mann von der Botschaft hat jedoch gesagt, ich dürfte den Ballon dort nicht deponieren. Ich wollte ihn nicht wieder mitnehmen und habe ihn dort gelassen mit der Petition. Da hat er den Ballon mit den Unterschriften genommen und wie einen Ball auf mich geworfen. Ich denke, es war für die chinesische Botschaft aber doch wichtig, unser Material zu bekommen.“

Während Journalisten aus Peking berichten, dass Beamte dort schon eher einmal freundlich reagieren und offensichtlich in dieser Hinsicht geschult sind, hat man in Berlin ein kommunistisches Eigentor der Missachtung von Meinungsfreiheit geschossen.

 



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