Hinter den Kulissen des Sanlu-Babymilch-Skandals

Die Regierung wolle den Fall schnell erledigen, um dadurch weitergehende Probleme zu verdecken. So die Meinung der Experten.
Titelbild
Dieses Baby leidet an Nierensteinen, es liegt im Krankenhaus in Lanzhou, Provinz Gansu. Wieviele Kinder sehen nie einen Arzt? (AP Photo/EyePress)
Von 16. September 2008

Wer soll für das mit der Chemikalie Melamin verseuchte Sanlu-Babymilchpulver in China verantwortlich sein? Zwei Tage nach der offiziellen Bekanntmachung des Skandals wurde am letzten Samstag bereits die Festnahme von 19 Personen bekannt gegeben, 78 weitere werden nach Regierungsangaben noch befragt. Am Montag dieser Woche meldete die chinesische staatliche Nachrichtenagentur Xinhua eine weitere Festnahme. Zwei Brüder aus der Provinz Hebei stehen unter Verdacht, der Milch, die sie an Sanlu verkauft haben, absichtlich Melamin beigefügt zu haben, um einen höheren Proteingehalt vorzutäuschen.

Die Entschlossenheit seitens der Pekinger Regierung, die verbrecherischen Täter zügig herauszufinden und die Verantwortlichen zu bestrafen, scheint beeindruckend zu sein. Allerdings beurteilen die chinesischen Experten für Lebensmittelsicherheit diese Entschlossenheit der Regierung nicht nur positiv. Die Molkerei werde zum Sündenbock dieses Skandals gemacht und das Schicksal des Unternehmens Sanlu sei auch offensichtlich. Die Regierung wolle den Fall schnell erledigen, um dadurch weitergehende Probleme zu verdecken. So die Meinung der Experten.

Auch tauchen bereits Nachrichten auf, dass die chinesischen Medien angewiesen wurden, zurückhaltend über den Skandal zu berichten und auf keinen Fall die regierende KP ins Spiel zu bringen.

Allerdings erwartet man auch von offizieller Seite, dass die Zahl der erkrankten Kinder steigen wird, je weiter sich die Nachrichten in die ärmeren ländlichen Gegenden verbreiten. Vize-Gesundheitsminister Ma Shaowei warnte am Montag, dass vermutlich mindestens 10.000 Kinder die kontaminierte Milch getrunken haben.

Niemand weiß, wie viele ahnungslose Eltern sich keinen Arzt leisten können für ihre erkrankten Kinder. Vor der Firmenzentrale von Sanlu in Shijiazhuang versammelten sich laut Reuters empörte und verzweifelte Eltern.

Breite Anwendung von Melamin

Den Experten zufolge ist es in der chinesischen Lebensmittel- und Futtermittelindustrie weit verbreitet und äußerst populär, die Chemikalie Melamin als Ersatz für das wahre Protein anzuwenden. Zu den betroffenen Produkten gehören Milchpulver oder Sojamilch für Erwachsene, sowie Fleisch von Schweinen, Rindern oder Hähnchen, die mit von Melamin verseuchten Futtermitteln gefüttert wurden. Nur die Giftigkeit der Chemikalie Melamin als Zusatzstoff in diesen Produkten zeige sich nicht so schnell und die Verbraucher können daher die Ernsthaftigkeit der entstehenden Gesundheitsschäden nicht erkennen. Das betreffe natürlich viel mehr Menschen als bei dem verunreinigten Sanlu-Milchpulver.

„Die Wirkung der Chemikalie Melamin sind nicht lediglich Nierensteine. Das grundlegende Problem bei solch verseuchter Milch ist, dass diese Milch auch zu wenig Protein enthält. Das wird zu einer Reihe von gesundheitlichen Schaden führen, und durch die Mangelernährung am Schluss zum Tod der Babys“, warnen Mediziner.



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