Hintergründe zu einer Pressekonferenz in Hongkong

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Hu Shuli (rechts) in einer Fragen&Antwort-Sitzung während der Internationalen Medienkonferenz in Hongkong im April.Foto: Sima Ri/New Epoch Weekly

HONGKONG – Sie veröffentlichte Geschichten, die zum Fall mehrerer hochrangiger Regierungsbeamter führten und erhielt in der Sicherheitsbranche den Beinamen „Gefährlichste Frau in China“. Sie schied aus Caijing, der mutigen zweimal wöchentlich erscheinenden Zeitschrift, die sie gegründet hatte, aus. Caijing hatte die chinesische Zensur bis zum Äußersten herausgefordert. „Time Magazine“ sagte voraus, dass sie noch gefährlicher werden könne.

Diese Frau ist Hu Shuli, die ehemalige Hauptherausgeberin von „Caijing“.

Am 27. April richtete Hu ihre Worte an die Internationale Medienkonferenz. Es war ihre erste Rede nach ihrem Ausscheiden aus Caijing am 9. November 2009. „Wir sind zurück“, sagte sie. „Wir haben beschlossen, uns von Caijing zu trennen, nicht weil wir aufgeben wollten, sondern weil wir mit dem weitermachen wollten, was wir getan haben. Jetzt gehen wir neue Wege.“

Und das sind tatsächlich neue Wege. Am Tag nach ihrem Rücktritt wurde Hu Dekanin der Fakultät für Kommunikation und Design an der Sun Yat-sen Universität mit Sitz in Guangdong. Im Dezember starteten Hu und ihr Team die „Caixin Media“ und begannen mit der Veröffentlichung des „Century Weekly“ im Januar 2010. Hu ist auch leitende Wissenschaftlerin am China (Hainan) Institut für Entwicklung und Reformen.

Sie ist auch an anderen Projekten beteiligt, die mit den Medien zu tun haben. Dazu gehören „caing.com“, die Zeitschrift „China Reform“ und die Entwicklungsprojekte des Multimedienprodukts für iPhone und Kindle.

„Caixin Media“ wurde im vergangenen März zusammen mit dem Komitee für Medienglaubwürdigkeit offiziell gegründet. Dieses Komitee ist die erste Organisation dieser Art in China. Die Medien haben Hus Rückkehr als Zeichen für die schwindende Macht des chinesischen Propagandaministeriums beschrieben.

Aber Hu verhält sich noch zurückhaltend, wenn es darum geht, ihr Ausscheiden bei „Caijing“ zu kommentieren. „Es ist kompliziert“, und „Ich kann nicht mehr darüber sagen,“ erklärte sie in Hongkong. Sie gab aber zu, dass ihr Ausscheiden das Ergebnis „einer Reihe von Vorfällen innerhalb sehr kurzer Zeit“ war.

Als sie nach den Beziehungen zwischen dem Propagandaministerium und den chinesischen Medien gefragt wurde, sagte Hu: „Ich kann es kaum beschreiben. Ich weiß nicht … Vielleicht sollten Sie andere Fragen stellen“. Man nimmt allgemein an, dass die Unterdrückung durch das Propagandaministerium der eigentliche Grund für Hus Abdankung ist. Nach ihr sind noch 140 weitere Redaktionsmitglieder ausgeschieden.

Weniger zurückhaltend und sogar glücklich war Hu, als sie über ihre neuen Medienprojekte sprechen konnte. „Unser Weg gibt Zeugnis von Entbehrung und Gelegenheiten“, sagte sie. Sie schrieb das „rasche Sichöffnen“ der Entwicklung der Medienwelt und der Verbreitung des Internets in China zu. Letztere hat die Journalisten gezwungen, ihre grundlegenden Werte neu zu definieren. Hu betont, dass die Ethik immer noch der Eckstein der gesamten Medienbranche ist.

Trotz der strengen Medienkontrolle Chinas hat Hus bahnbrechende Zeitschrift es geschafft zu überleben. In ihrer Rede in Hongkong bemerkte sie stolz, dass „Caijing“ die Latte für die chinesischen Medien höher gelegt habe und sich im Vergleich mit ähnlichen Publikationen über höhere Einkünfte durch Werbung und über Rentabilität freue.

Man sagt von Hu, deren Eltern hochrangige Regierungsbeamte waren, dass sie eine Anhängerin des gegenwärtigen Führers Hu Jintao und eine Gegnerin des ehemaligen Führers Jiang Zemin sei, der das Propagandaministerium kontrolliere.

„Caijing“, die 1998 gegründet wurde, hat riskante Geschichten veröffentlicht, so zum Beispiel eine Auflistung von Unternehmen, die ihre Profite gefälscht hatten und die verdächtige Verteilung von Mitteln an China Steel. Auch über den geheim gehaltenen Ausbruch von SARS im Jahre 2003 berichtete sie. In vielen Geschichten wurde die Korruption hoher Beamter beschrieben.

Eine Titelgeschichte „Woher stammen die Organe“ wurde am 31. August 2009 veröffentlicht. Man ist allgemein der Ansicht, dass diese der direkte Grund für Hus Abdankung war. Der Artikel beschrieb einen Mord, um an menschliche Organe zu kommen, obwohl darin vermieden wurde, den Organraub an geheim inhaftierten Falun Gong-Anhängern zu erwähnen. Hierbei handelt es sich um das augenblicklich am strengsten kontrollierte Thema in China. Der Artikel wurde von den Behörden Pekings schnell im Internet blockiert.

 

Originalartikel auf Chinesisch: 中國最危險的女人

Artikel auf Englisch: China’s ‚Most Dangerous Woman‘ Meets Press in Hong Kong

 

 



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