Höher, weiter, skrupelloser

China erfindet das olympische Motto neu
Titelbild
Größenwahn der "Harmonischen Reise": Mit der Flamme ganz nach oben. (Foto: Getty Image)
Von 25. Juni 2007

Am 19. Juni kündigte Peking an, für den Fackellauf der Olympischen Spiele im kommenden Jahr eine Schnellstraße bis auf 5.200 Meter des Mount Everest hinauf zu bauen. Für 108 Kilometer durch dünne Vegetation und ein sensibles Ökosystem wurden 150 Mio. Yuan (14,7 Mio. Euro) veranschlagt. Sprengungen und Bauarbeiten würden dem höchsten Berg der Welt, der von seinem Erstbesteiger Sir Edmund Hillary bereits als „Müllhalde“ bezeichnet wird, weitere Wunden zufügen. Die Baumaßnahmen kommen zudem in den Augen der rechtlosen, traditionsverwurzelten Tibeter der Vergewaltigung einer ihrer Berggöttinnen gleich. Für das kommunistische Regime in Peking lohnt es sich trotzdem, diese Ausgaben zu tätigen. Dadurch soll der Welt Ehrgeiz und Stärke der Partei demonstriert werden.

Peking soll auch sehr stolz sein, die teuersten Olympischen Spiele aller Zeiten veranstalten zu können. 35,3 Mrd. Dollar beträgt das Gesamtbudget für die Olympischen Spiele in Peking – 43,6 Prozent der Gesamtkosten aller Olympischen Spiele seit 1976 zusammen und 3,1 Mal so viel wie für die Olympischen Spiele in Athen. Dabei beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Chinesen mit 1.700 Dollar nur ein Zehntel des Jahreseinkommens eines Griechen. China belastet seine Bürger somit mehr als dreißig Mal so stark, als es noch vor vier Jahren Griechenland getan hat. Und das in einem Land, in dem hinter Brasilien die Schere zwischen Arm und Reich am meisten auseinander klafft. 135 Millionen Chinesen verdienen täglich weniger als einen Dollar, 40 Prozent der gesamten Bevölkerung und 60 Prozent der Landbevölkerung haben nicht genug Geld, um einen Arzt zu besuchen, noch nicht einmal drei Millionen Chinesen haben Sozialversicherungen.

Der olympische Fackellauf nach Peking trägt den Titel „harmonische Reise“, der trügerisch das derzeitige Propagandakonzept der KP Chinas widerspiegelt. China soll harmonisch werden. China soll dabei helfen, der Welt Harmonie zu bringen. Die Realität sieht gänzlich anders aus. Chinas Weiser Konfuzius, von dem die Lehre der „Harmonie“ stammte, würde sich im Grab umdrehen, wüsste er, dass seine Harmonielehre derzeit als Basis für gesellschaftliche Zwölftonmusik missbraucht wird. Innerhalb Chinas Gesellschaft herrscht hochgradige Disharmonie, die die Legitimation der Alleinherrschaft der KP klar in Frage stellt. Die KP-Führung ist sich dieser Krise auch wohl bewusst. Doch scheut sich die atheistische KP nicht, zum Machterhalt auch auf den spirituellen Lehrer Konfuzius zurückzugreifen. Alle Mittel sind recht, um die KP aus der Legitimitätskrise zu retten. Dieses Konzept kann natürlich nicht dauerhaft funktionieren. Die traditionell obrigkeitsgläubige chinesische Bevölkerung durchschaut zunehmend mehr die Tricks der Partei.

Der jüngste Skandal um die Kindersklaverei ist nur ein weiterer Schlag ins Gesicht für den so genannten „Aufbau der harmonischen Gesellschaft“. Sie hätten das Vertrauen in dieses System völlig verloren, so der Tenor der User in den meisten chinesischen Internet-Foren – da nützt es auch nichts, dass Peking zu dieser kakophonischen Symphonie auf ihrer alten Leier das Stück „Gute Führung, böse Kader“ spielen will und „hartes Durchgreifen“ verspricht. Das Publikum – 1,3 Milliarden Festland-Chinesen – amüsiert sich bei dieser komischen Oper schon lange nicht mehr.



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