LIVESTREAM: „Wir trauern!“ – Hongkonger demonstrieren in Schwarz zum 70. Jahrestag der VR China

Epoch Times30. September 2019

Tausende prodemokratische Demonstranten marschierten schwarz gekleidet – trotz offiziellem Demonstrationsverbot – am Dienstag, dem 70. Jahrestag der Volksrepublik China durch die Innenstadt Hongkongs. Ihr Motto lautete: „Gebt dem Volk die Macht zurück“ und der 1. Oktober ist ein „Tag der Trauer“.

Wie die „The Epoch Times“ berichtete, fanden zudem an mehreren Plätzen in der Finanzmetropole gleichzeitig Kundgebungen mit weiteren Tausenden von Demonstranten statt. Die Stadt traf viele Sicherheitsvorkehrungen. Mindestens elf U-Bahn-Stationen wurden geschlossen. Zahlreiche Polizisten standen vor Regierungsstellen Wache.

Heute wollen wir der Kommunistischen Partei sagen, dass die Menschen in Hongkong nichts zu feiern haben“, sagte der Aktivist Lee Cheuk-yan. „Wir trauern, dass die KP in den 70 Jahren ihrer Herrschaft der Bevölkerung in Hongkong und China, die Menschenrechte verweigert. Wir werden weiter kämpfen.“

Viele Einkaufszentren in Hongkong blieben aus Sorge vor gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten geschlossen.

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Hongkonger sehen Tod der Demokratie voraus

Der 40-jährige Bob Wong im schwarzen T-Shirt und dunkler Hose: „Meine Kleidung zeigt meine Trauer über den Tod von Hongkongs Zukunft aus“.

Die schwarz gekleidete Yvonne Ng (67) kritisierte die Verhaftung vieler junger Menschen in den letzten Monaten. „Wir haben keinen Grund den Nationalfeiertag zu feiern“, sagte sie gegenüber der „Epoch Times“ .

Falun-Gong-Praktizierende versammelten sich in Sham Shui Po, um ein Ende der Verfolgung ihrer Mitpraktizierenden in China zu fordern, nachdem ihr Antrag auf eine Demonstration von der Polizei Hongkongs abgelehnt wurde. Die Praktizierenden hielten Transparente mit den Aufschriften:

Der Himmel vernichtet die Kommunistische Partei Chinas, der Himmel segne China“ und „Rettet das Land, rettet Hongkong“.

 LIHKG-Online-Chat-Forum gehackt

Das LIHKG-Online-Chat-Forum, das gern von Demonstranten genutzt wird, war auf dem Handy nicht aufzurufen. Man geht davon aus, dass es gehackt wurde, um die Kommunikation unter den Protestlern zu verhindern.

Am Dienstagmorgen während der Jubiläumsfeierlichkeiten kam es zu einer kurzen Auseinandersetzung zwischen einer kleinen Gruppe von Demonstranten und der Polizei. Mit Tränengas versuchte die Polizei die Demokratie-Aktivisten zu vertreiben. Das jährliche Feuerwerk wurde anlässlich der angespannten Situation bereits vor zwei Wochen abgesagt.

Auch kam zu kleineren Raufereien zwischen Demokratie-Aktivisten und einer Gruppe Gegendemonstranten. Die Hongkonger Polizei versuchte die Gruppen zu trennen. Zwei Pro-Peking-Protestler wurden verhaftet.

Cheung bestreitet Pekings Einflussnahme auf Hongkong

Hongkongs Generalsekretär Matthew Cheung sagte vor Hunderten von Gästen bei den Jubiläumsfeierlichkeiten, die Stadt sei durch Gewaltakte von Demonstranten „unkenntlich“ geworden. Cheung vertrat die Bürgermeisterin Hongkong, Carrie Lam, die mit einer Delegation nach Peking gefahren war, um dort an den Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag teilzunehmen.

Cheung sagte, Peking unterstütze voll und ganz „Ein Land, zwei Systeme“, das Hongkong Freiheiten und Rechte gewährt, die auf dem Festland nicht gelten.

Die Regelung sei implementiert worden, als die ehemalig britische Kolonie 1997 an China zurückging. Die Proteste begannen Anfang Juni aufgrund der geplanten Einführung des umstrittenen Auslieferungsgesetzes. Das Gesetz sei ein Beispiel dafür, wie Peking diese Versprechen untergrabe.

Die Polizei warnte am Montag davor, dass sich Demonstranten zunehmend radikalisieren könnten in Richtung „Terrorismus“. Sie befürchte Anschlägen auf Polizisten, groß angelegten Brandanschläge und Attentate auf Zivilisten in Polizeikleidung. Aktivisten weisen die Anschuldigungen als Panikmache der Polizei zurück.

Behörden verbieten Protestmarsch und nehmen Aktivisten fest

Kurz vor dem 70. Geburtstag der Volksrepublik China haben Hongkongs Behörden einen großen Protestmarsch endgültig verboten und mehrere Aktivisten festgenommen.

Wie das Protestbündnis Civil Human Rights Front (CHRF) am Montag mitteilte, wurde ein Widerspruch gegen das Verbot des am Dienstag geplanten Marsches zurückgewiesen. Zudem berichteten lokale Medien von der Festnahme einiger prominenter Aktivisten, darunter waren Ventus Lau und der Schauspieler Gregory Wong.

Die Festsetzung der beiden Aktivisten sei der Versuch, andere Protestler abzuschrecken, sagte Bonnie Leung von der CHRF. Diese Taktik werde aber nicht aufgehen. „Die Menschen in Hongkong haben schon zuvor gezeigt, dass sie nicht aufgeben“, sagte Leung.

Die Demokratiebewegung hat neben dem nun verbotenen Marsch weitere Protestaktionen am 1. Oktober, dem Gründungstag der Volksrepublik, geplant. Während in Peking anlässlich des Feiertages eine große Militärparade stattfinden soll, rechnen Beobachter damit, dass in Hongkong neue Zusammenstöße bevorstehen.

Aus Sorge vor Ausschreitungen hat die Regierung die geplanten eigenen Feierlichkeiten zurückgefahren und ein Feuerwerk am Hafen abgesagt. Geplant ist aber eine Flaggenzeremonie.

Polizei feuert acht Kanister Tränengas in die Menge

Am letzten Wochenende, dem 17. Wochenende der Proteste in Hongkong und fünften Jahrestag der prodemokratischen Regenschirm-Bewegung kam es zu heftigeren Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Demonstranten.

Die Polizei von Hongkong versuchte am Sonntag die Demonstranten mit Wasserwerfern, Tränengas und „weniger tödlichen“ Waffen auseinander zu treiben. Dabei soll mindestens ein Journalist und ein Demonstrant am Auge verletzt worden sein.

Die Hongkonger Polizei nahm drei weibliche Protestierende mit Gewalt fest. Foto: Song Bilong/Epoch Times

Die Demonstranten marschierten ohne Genehmigung der Polizei gegen 14:30 Uhr vom SOHO-Vergnügungsviertel Causeway Bay zum zentralen Regierungskomplex in etwa 2,2 Kilometern Entfernung.

Doch bereits vor Beginn des Marsches versuchten etwa tausend Polizisten im Stadtteil SOHO den Marsch zu verhindern und feuerten acht Tränengaskanister ab.

Bald darauf feuerte die Polizei noch mehr Tränengas in einem belebten Viertel in der Nähe des Regierungskomplexes ab. Einige Demonstranten hoben die Kanister auf und warfen sie auf die Polizei.

Ältere und Behinderte verhaftet

Lokale Reporter der „Epoch Times“ wurden Zeuge, wie die Polizei mehrere Demonstranten verhaftete, darunter auch ältere Menschen und sogar eine Person im Rollstuhl.

Am Anfang der Parade hielten etwa 20 Hongkonger Nationalflaggen aus verschiedenen Ländern hoch und signalisierten damit ihre Hoffnung auf internationale Unterstützung.

Sie hielten ein Transparent, auf dem die Kommunistische Partei Chinas als Seelensammler in einem roten Gewand und mit einer in Blut getränkten Sichel zu sehen ist, das an die Türen der „Welt“ klopft, während die Türen von Tibet, den Uiguren und Hongkong schief stehen, mit Blut auf dem Boden.

Demonstranten in Hongkong zeigten das Banner mit der Schrift „Der Himmel vernichtet die kommunistische Partei Chinas“. Foto: Yu Gang/Epoch Times

Spitzel unter den Demonstranten

In allen zentralen Punkten der Stadt wie Wan Chai, Central und Causeway Bay kam es immer wieder zu Zusammenstößen. In der Harcourt Road zeichneten Hongkonger ein Video von angeblichen Demonstranten auf, die sich einer Gruppe von Polizisten nähern.

Als die Polizisten auf die Demonstranten losgehen wollten, schrie einer der Beamten laut: „Sie gehören zu uns“. Offenbar befanden sich mehrere Undercover-Polizisten unter den Demonstranten.

Auf Pressekonferenzen hatte die Polizei bereits angekündigt, dass sie Undercover-Polizisten in oftmals schwarzer Kleidung mit Gesichts- oder Gasmasken einschleust, die Informationen sammeln, um anschließend Verhaftungen vornehmen zu können.

In Wan Chai erlebte ein lokaler Reporter der „Epoch Times“, wie ein entdeckter Undercover-Polizist, als er von Demonstranten angegriffen wurde, seine Dienstwaffe herausholte und diese auf Demonstranten richtete.

In einem Video, das von der Lokalzeitung „Stand News“ aufgenommen wurde, ist ein Schuss zu hören, gefolgt von Demonstranten, die davonhuschen.

In der Gloucester Road wurde eine Journalistin in der Nähe eines „Epoch Times“-Reporters gegen 17 Uhr von einem Objekt getroffen.

Die Wunde an ihrem rechten Auge und ihrer Stirn deutete darauf hin, dass sie von einem Polizei-Gummigeschoss getroffen wurde. Die Journalistin arbeitet für eine indonesischsprachige Publikation mit Sitz in Hongkong.

Unterdessen veröffentlichte die „Campus-News“ der Universität Hongkong ein Video von einem männlichen Demonstranten, der an seinem linken Auge verletzt worden war.

Er lag blutend auf dem Boden, als er von der Polizei zu Boden gedrückt wurde. „Campus-News“ berichtete, dass die Polizei ihm nicht erlaubte, Erste Hilfe zu erhalten.

Ein Journalist wurde auf der Stirn von einem Gummigeschoss getroffen. Foto: Song Bilong/Epoch Times

Insgesamt wurden am Sonntag 13 Menschen ins Krankenhaus eingeliefert, wie die Krankenhausbehörde der Stadt mitteilte.

In Causeway Bay versuchte der Politiker Chu Hoi-dick mit der Polizei zu verhandeln, um weitere Gewalt von Seiten der Polizei zu verhindern. Ein Polizist, der hinter seinem Kollegen stand, der mit Chu sprach, sprühte plötzlich Pfefferspray in das Gesicht des Politikers.

Pekings zunehmender Einfluss auf Hongkongs Stadtpolitik führt seit Juni zu wöchentlichen Protesten in Hongkong. Obwohl Bürgermeisterin Carrie Lam Anfang September angekündigt hat, das umstrittene Auslieferungsgesetz zurückzuziehen, fürchten die Demonstranten weitere Einschränkungen ihrer Grundfreiheiten.

Sie fordern eine unabhängige Untersuchung der gewalttätigen Polizeiangriffe sowie freie Wahlen. Im Regierungsviertel verbrannten die Demonstranten Plakate, die den bevorstehenden 70. Jahrestag der Gründung des chinesischen kommunistischen Regimes bewarben.

Reuters berichtete, dass Demonstranten Benzinbomben in eine U-Bahn-Station warfen und Brände auf Eisenbahngleise legten, so dass der Zugverkehr vorübergehend eingestellt werden musste.

Die Verkehrsbehörde MTR zog den Zorn der Demonstranten auf sich, nachdem diese kürzlich damit begann, die Dienste während der Protestveranstaltungen auszusetzen.

Weltweit solidarisieren sich Menschen mit Hongkong

Menschen in mehr als 20 Ländern initiierten letztes Wochenende die Kampagne „Global Solidarity With Hong Kong“ gegen den chinesischen Staatsterrorismus, darunter in Australien, Neuseeland, Japan, Kasachstan, Malaysia, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Niederlande, Schweiz, Großbritannien, Dänemark, Schweden, Irland, Norwegen, Polen, Estland, Ukraine, Kanada und den Vereinigten Staaten.

In Taiwan organisierten die Einheimischen – neben Kundgebungen in kleineren Städten auf der ganzen Insel – eine große Kundgebung in der Hauptstadt Taipeh. Trotz heftigem Regen am Nachmittag nahmen nach Angaben der Veranstalter rund 100.000 Menschen daran teil.

Denise Ho, eine Hongkonger Sängerin und Aktivistin, nahm ebenfalls an der Taipeh-Kundgebung teil. Sie wurde von jemandem, der sich als Hongkong-Demonstrant verkleidete, mit roter Farbe bespritzt, während sie von den lokalen Medien interviewt wurde.

„Diese Farbe zeigt, was für Typen die Pro-Peking Leute sind. Eigentlich sind wir jeden Tag in Hongkong mit dieser Art von Bedrohung konfrontiert… Das ist [Pekings] Unterdrückung und Einschüchterung. Wir Hongkonger haben keine Angst.“

Wütende Demonstranten

„Angesichts der Lage friedlich und vernünftig zu handeln, bedeutet Kundgebungen zu organisieren. Aber die Polizei ist immer aggressiver geworden, so sind wir gezwungen, etwas Gewalt anzuwenden, um die friedlichen Demonstranten zu schützen“, sagte der 22-jährige Demonstrant Ah Lok am 28. September gegenüber der „Epoch Times“.

Am Samstagabend versammelten sich rund 200.000 bis 300.000 Menschen im Tamar Park in der Nähe des Regierungshauptquartiers zu einer Kundgebung anlässlich des fünften Jahrestages der Umbrella-Bewegung.

Mehre Tausende bei der Solidaritäts-Demo für Hongkong in London. Foto: Yan Ning/Epoch Times

Bei den Massen-Protesten 2014 besetzten Aktivisten 79 Tage lang alle wichtige Straßen in der Innenstadt von Hongkong mit der Forderung, dass die Stadtverwaltung von der Bevölkerung gewählt werden kann.

Die Regierung machte den Forderungen der Demonstranten gegenüber damals keine Zugeständnisse. Die Polizei setzte ebenfalls Tränengas und Wasserkanonen ein, um die Demonstranten zu vertreiben.

Der Originalbericht unter Verwendung von dpa-Textteilen ist auf der englischen „The Epoch Times“ erschienen: As Hong Kong Protesters March in Unauthorized Rally, Police Ratchet Up Tactics. Die deutsche Bearbeitung erfolgte durch: nh



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