Junger Flüchtling beschreibt die Verfolgung in China

Titelbild
Endlich frei: Chen Teng stellte sich dem Fotografen. Er kam im vergangenen Monat als Flüchtling in die Vereinigten Staaten, nachdem er seit 1999 in China verfolgt wurde. (Joshua Philipp/The Epoch Times)

NEW YORK – Chen Teng blieb obdachlos zurück, nachdem die Polizei seine Familie jahrelang verfolgt hatte. Die letzte Verhaftung seiner Mutter geschah im Jahre 2004. Sie wurde nie wieder gesehen; ein weiterer Name einer Verschwundenen in dem riesigen System von Gefängnissen und Arbeitslagern zur „Umerziehung“ des chinesischen Systems.

Teng ist jetzt 20 Jahre alt. Er erhielt seinen Flüchtlingsstatus von den Vereinten Nationen und kam im vorigen Monat in New York an. Es ist das erste Mal seit seinem elften Lebensjahr, dass er sich frei äußern und seinen Glauben praktizieren kann.

Er ist jetzt gesund und trägt Basketballschuhe und einen Sweater. Mit Hilfe eines Übersetzers hat Chen der Epoch Times seine Geschichte erzählt. Er berichtete über die Jahre der Verfolgung, der seine Familie unter dem Regime der Chinesischen Kommunistischen Partei (KPCh) ausgesetzt war.

„Der Name meiner Mutter lautete Sun Xiao Mei. Sie wäre jetzt 47 Jahre alt,“ erzählte er. „Sie war immer sehr glücklich. Die Leute wussten, dass sie mitfühlend war und anderen gern half. Sie war sehr glücklich darüber, ein guter Mensch zu sein. Und sie lebte nach den Prinzipien Zhen, Shan, Ren (Wahrhaftigkeit, Mitgefühl, Toleranz)“

Chens Mutter war Erzieherin in einem Kindergarten in Weifang in der Provinz Shangdong. Sein Vater verließ sie, als er drei Jahre alt war und überließ es seiner Mutter und Großmutter, ihn aufzuziehen. Als er im Jahre 1995 sieben Jahre alt war, begann seine Familie Falun Dafa (auch Falun Gong genannt) zu praktizieren, eine chinesische Art der Meditation und moralischen Disziplin, deren Grundlagen Wahrhaftigkeit, Mitgefühl und Toleranz sind. Diese Qigong Praktik war in China sehr verbreitet und bekannt für ihren guten Einfluss auf die Gesundheit und ihre unentgeltlichen Lehrstunden.

Die Verfolgung

Als die Falun Gong Praktik immer beliebter wurde, begann der frühere Machthaber der KPCh, Jiang Zemin, sie als Bedrohung seiner Macht anzusehen. Als die erste große Verfolgungswelle am 20. Juli 1999 begann, gehörte Chens Mutter zu den ersten, die verhaftet wurden. Zu der Zeit war Chen 11 Jahre alt.

Er fuhr mit seiner Großmutter und seinem vierjährigen Cousin zu den Provinzbeamten, um die Freilassung seiner Mutter zu fordern, doch die Polizei fing sie unterwegs ab. „Sie versuchten uns mit Gewalt in einen Lieferwagen zu zwingen aber wir wehrten uns. Dann schlugen sie uns. Der ganze Körper und vor allem unsere Arme waren grün und blau.“ erzählte Chen. „Ich war entsetzt. Noch niemals hatte ich so etwas erlebt.“

Am folgenden Tag wurde sein Zuhause von der Polizei verwüstet. Weil seine Großmutter um seine Sicherheit besorgt war, brachte sie ihn zu einem Verwandten. Bald darauf verhaftete die Polizei seine Großmutter und seine Tante. Chens Onkel erhielt am 28. Juli einen Anruf, der ihn darüber informierte, dass beide gestorben seien. „Wir haben nie die Todesursache erfahren“, berichtete Chen.

Einen Monat später wurde seine Mutter entlassen und Chen durfte wieder bei ihr sein. Sie wurden gezwungen in ein überfülltes Appartement neben dem Haus eines Bewachers zu ziehen. „Wenn wir das Haus verließen oder zurückkamen, konnten sie uns immer sehen,“ berichtete Chen.

Kurze Zeit später kam wieder die Polizei und verhaftete dieses Mal Chen mit seiner Mutter. Sie wurden drei Monate lang von Polizisten der Nationalen Sicherheit festgehalten und verhört.

Da sie sich scheinbar endlosen Schikanen wegen ihres Glaubens ausgesetzt sahen, gingen Chen und seine Mutter am 1. Oktober 2000 mit ungefähr einhundert anderen Falun Gong-Praktizierenden zum Tiananmen-Platz in Peking, um Einspruch einzulegen.

Mehr als dreißig Polizisten schwärmten auf den Platz und mit ihnen Militärangehörige, die mit Gewehren bewaffnet waren. Chen und seine Mutter tauchten in der Menge unter, als die Polizei versuchte, die Falun Gong-Anhänger auszusortieren.

Aus der Ferne beobachteten Chen und seine Mutter voller Entsetzen die folgenden Ereignisse:
„Ich hatte große Angst. Ich weinte.“ erzählte Chen. „Ich hatte noch nie gesehen, dass die Polizei die Falun Gong-Anhänger so furchtbar zusammen schlug. Selbst ihre Schuhe flogen durch die Luft. Es war so brutal.“

„Sie schlugen auch die Kinder. Die Kinder weinten,“ berichtete Chen. „Dann zwangen sie sie in die Polizeiwagen und brachten sie fort.“

Obwohl er und seine Mutter entkommen waren, wusste die Polizei, dass sie dort gewesen waren. Kurz nachdem sie nach Hause zurückgekehrt waren, verhaftete die Polizei seine Mutter erneut. Chen war in der Schule, als es geschah. „Nachdem ich aus der Schule zurück war, versuchte ich meine Mama zu finden und wartete darauf, dass sie zurück käme. Ich konnte sie nicht finden,“ erzählte Chen.

Er ging zu Freunden der Familie. Einen Monat später wurde seine Mutter wieder entlassen. Die Polizei versuchte, sie dazu zu zwingen, ein Papier zu unterschreiben, auf dem stand, dass sie sich von ihrem Glauben lossagte. Sie weigerte sich. So sah sie sich gezwungen obdachlos zu werden. Sie ging allein fort und ließ Chen bei den Freunden.

Die Polizei schikanierte unaufhörlich die Leute, bei denen er wohnte. Sie fragten unentwegt nach dem Aufenthaltsort seiner Mutter. Weil sie sich unter ständigem Druck befanden, konnten sie Chen nicht länger bei sich behalten. Im Februar 2001 waren seine Mutter und er obdachlos. Sie arrangierten ein Treffen an einem geheimen Ort.

Es schneite zu der Zeit, doch die einzigen Kleidungsstücke, die Chen hatte, war seine dünne Schuluniform.

Obdachlos

Als die Verfolgung gegen Falun Dafa weiterging, verbreiteten die staatlichen Medien regelmäßig falsche Berichte über ihre Praktik und brachten so das Land gegen ihre Lehre und die Menschen, die daran glaubten, auf. Angesichts dessen trafen Chen und seine Mutter die Entscheidung, den Leuten die Wahrheit selbst zu sagen.

Ein Jahr später, 2002, wurde Chens Mutter verhaftet und in eine Einrichtung für Gehirnwäsche gebracht, die als Ort des Schreckens bekannt war. Er wusste von anderen, was dort geschah. Tag und Nacht Videos und Hörspiele, manchmal plärrend und laut, manchmal leise. Druck durch die Wächter, seinen Glauben aufzugeben, während kommunistische Propaganda durch alle Sinne strömt.

„Sie wenden dort keine körperliche Gewalt an. Sie verfolgen deinen Geist,“ sagte Chen.

Seine Mutter weigerte sich, sich zu unterwerfen und trat in einen Hungerstreik ein. Als sie schließlich entlassen wurde, bestand sie nur noch aus Haut und Knochen. „Sie konnte nicht mehr normal laufen und stolperte nur herum,“ berichtete er. „Aber dank ihrer Falun Gong Übungen erholte sie sich schnell. Sie war o.k.“

Eine kurze Zeit ging alles gut, aber im Jahre 2004 wurde seine Mutter noch einmal verhaftet. „Ich habe sie seitdem nie wieder gesehen“, erzählte Chen und wischte sich die Tränen aus den Augen.

Danach war das Leben schwierig.

Chen lebte bei drei anderen Falun Gong-Praktizierenden, die in der gleichen Situation waren. Ihre Wege trennten sich, nachdem einer von ihnen, ein früherer Beamter, verhaftet worden war.

Weil er nicht wusste, wohin er gehen sollte, kehrte Chen in seine alte Wohnung zurück, die nun verlassen war. „Als ich die Tür öffnete, liefen dort Ratten umher. Man konnte noch Spuren von der letzten Durchsuchung der Polizei sehen,“ sagte Chen.

Das Haus wurde immer noch beobachtet. Um seinen Aufenthaltsort zu verbergen, ging Chen nur zum Schlafen dorthin. Er kam spät in der Nacht an und ging am frühen Morgen wieder fort.

In dieser hoffnungslosen Situation hatte Chen nur noch den einen Wunsch: aus China zu fliehen. Unter sehr vielen Schwierigkeiten gelang es ihm, an einen Pass kommen und mit Hilfe von Freunden bekam er ein Flugticket nach Thailand, wo er den Flüchtlingsstatus bei den U.N. beantragte.

Am 26. März erreichte er seinen letzten Bestimmungsort, New York.

Ein Wort zum Schluss

Chen bat darum, ein Wort zum Schluss ausrichten zu dürfen.

Allein in seiner Heimatstadt liegt die Bestätigung dafür vor, dass 108 Falun Gong-Praktizierende bis in den Tod verfolgt wurden. „Vor den Olympischen Spielen im letzten Jahr nahm die Polizei über 160 Praktizierende fest,“ sagte er.

„Ich hoffe, dass die Menschen überall in der Welt helfen werden, die Verfolgung der Falun Gong in China zu stoppen,“ sagte Chen. „Stoppt die Verfolgung!“

„Vorher hat die KPCh die Falun Gong-Bewegung in aller Öffentlichkeit verfolgt. Nun tun sie es heimlich. Es ist immer noch sehr erheblich. Sie sind raffinierter dabei geworden. Nach außen hin spricht die KPCh kaum davon, Falun Gong zu verfolgen, aber in Wirklichkeit ist die Verfolgung noch sehr ernst,“ fügte er hinzu.

Letzte Aktualisierung
10. April 2009

Falun Gong ist Kultivierung
Falun Gong ist eine buddhistische Qigong-Schule zur Kultivierung von Körper und Geist. In China sind Qigong-Übungen weit verbreitet und wegen ihrer gesundheitsfördernden Wirkung sehr beliebt. In der Jahrtausende alten chinesischen Kultur haben sich viele verschiedene Kultivierungsschulen entwickelt. Falun Gong, auch als Falun Dafa bekannt, wird inzwischen von über 100 Millionen Menschen in mehr als 80 Ländern der Welt praktiziert. Neben dem Praktizieren der fünf sanften, langsam fließenden Übungen bemühen sich die Lernenden, hohe moralische und ethische Werte wie Aufrichtigkeit, Güte und Toleranz im täglichen Leben umzusetzen. Jeder kann Falun Gong kostenlos und ohne irgendwelche Verpflichtungen lernen. Es werden weder Beiträge erhoben noch Spenden angenommen.

 



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