Lebensgefährlicher „Starrsinn“

Falun Gong praktizierende Mutter eines Hamburger Chinesen in China verschwunden
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Von 6. August 2009

Zhongba Wang ist ein kleiner Mann mit rundlichem Gesicht. Gefasst und ruhig spricht er. „Nicht nur, dass ich seitdem keine Schmerzen im Rücken mehr habe – auch die Ruhe kam erst durch das Praktizieren von Falun Gong“, sagt er leise. Früher habe er oftmals emotional und aufbrausend reagiert.

Entspannt und locker sitzt er in seinem Stuhl, die Hände vor dem Körper gekreuzt. Dies ändert sich auch nicht, als die Sprache auf das Schicksal seiner Mutter kommt. Auch, wenn er hier oftmals deutlich länger braucht, um die Fragen zu beantworten.

2001 kam der heute 38-Jährige aus der Ein-Millionen-Stadt Yantai in der chinesischen Provinz Shandong nach Deutschland und arbeitet jetzt als Koch bei einem chinesischen Schnellimbiss in Hamburg. Bis zu seinem 18. Lebensjahr hatte er bei seiner Mutter gewohnt, „in einem typischen eingeschossigen chinesischen Reihenhaus: von der Straße betritt man den Hof und vom Hof aus alle Zimmer.“ So erinnert er sich an das Haus, das jetzt von der chinesischen Polizei verwüstet wurde.

Heute ist Wang seiner Mutter, Chunxiang Teng, für ihre Erziehung sehr dankbar. Sie sei nicht nur eine strenge, sondern auch eine aufopfernde Frau, die seinen Bruder und ihn in deren Entscheidungen immer unterstützt habe; eine Eigenschaft, die im konfuzianisch geprägten Denken vieler Eltern in China nicht üblich ist, da die Lebensplanung der Kinder oftmals von den Eltern entschieden wird.

Bis heute erinnert sich Wang daran, wie seine Mutter die bis zu zwei Stunden andauernde Schelte ihrer Schwiegermutter ertragen habe. „Meine Mutter wusste, dass ihre Schwiegermutter so reagierte, weil sie mit der Erziehung ihrer zehn Kinder vollkommen überlastet war. Eins der Kinder war mein verstorbener Vater“, sagt er.

Neue Verfolgungswelle gegen Falun Gong – „Schon seit Samstag bleiben unsere Anrufe auf der Amtsleitung unbeantwortet“

Wo sich seine Mutter jetzt genau befindet, weiß er nicht. Hinweise gaben Zeugen, die wegen der neuen Verfolgungswelle gegen Falun Gong ihre Häuser verlassen haben – wegen Lebensgefahr. Seit 10 Jahren wird Falun Gong im kommunistischen China verfolgt. Schon drei weitere Falun Gong-Praktizierende waren vor sechs Tagen in der Region verhaftet worden. Auch deren Verbleib gilt als ungewiss. Für die bis ins Mark korrupte Kommunistische Partei Chinas mit ihren Verbrechen seien die Falun Gong-Praktizierenden zu ehrlich und zu gut gewesen, vermutet Wang.

Seitens der Polizei in Laizhou ist nichts zu erfahren: „Schon seit Samstag bleiben unsere Anrufe auf der Amtsleitung unbeantwortet.“ Dies gelte nur für unbekannte Anrufer und Telefonate aus dem Ausland, wie beispielsweise Deutschland, so Wang. Die Polizisten hätten Angst, am Telefon etwas zu sagen, was sie in China die Stelle und eventuell auch Kopf und Kragen kosten könne.

Die lokale Polizei verhaftete Chunxiang Teng am 31. Juli um die Mittagszeit. Am Wochenmarkt von Xincheng, rund 25 Kilometer nördlich von Laizhou an der chinesischen Küste gelegen, hatte sie Informationsmaterial über Falun Gong verteilt. Das machte sie bereits seit 2004, seit sie Falun Gong praktiziert. Kurz nach ihrer Festnahme durchsuchte die Polizei das Haus von Chunxiang und beschlagnahmte alle Falun Gong-Materialien.

Als sie sich weigerte, die Verzichtserklärung – Verzicht auf den Glauben an Falun Gong und seine Prinzipien – zu unterschreiben und in der Wartezeit zwischen den Verhören offensichtlich noch Falun Gong-Übungen praktizierte, wurde sie „wegen besonderen Starrsinns“ der Staatssicherheit von Laizhou übergeben. Und dies trotz Stimmen aus der Bevölkerung, die die Polizei zu vernünftigem Vorgehen aufforderten und baten, die 63-jährige Rentnerin freizulassen. „Wenn die Verhaftung nicht zum Erfolg führt, wendet die Polizei meist verschiedene Foltermethoden an, um die Unterschrift zu erhalten“, berichtet Wang.

Die Frage, ob er sich um seine Mutter sorge, beantwortet Zhongba Wang mit: „Ein ruhiges Herz besiegt zehntausend Unruhen“. Er hege auch keinen Hass auf die Polizisten oder die Kommunistische Partei Chinas. Die chinesische Polizei stecke zwar mit der Mafia unter einer Decke, das habe er als Chefkoch in Yantai wiederholt erlebt. Doch seien die Polizisten auch nur Betrogene der kommunistischen Partei, dem für ihn wahren Übeltäter. Doch, so Wang, gäbe es in China ein weiteres Sprichwort: „Wer anderen Schlechtes tut, tötet damit sich selbst.

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 29/09

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