Transplantations-Arzt fordert Bestrafung von „Organ-Touristen“

Was können Gesetzgeber und Ärzte tun, um dem internationalen Organhandel Einhalt zu gebieten? Eine Menge, findet Dr. Rafael Matesanz, Leiter der Nationalen Transplantations-Organisation Spaniens.
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"Mehr Gesetzesinitiativen gegen Organraub und Organhandel" fordert Dr. Rafael Matesanz, Chef der Nationalen Transplantations-Organisation Spanien.Foto: Nathalie Paco / Epoch Times
Von 9. November 2013

Im Interview mit der EPOCH TIMES sagte er, dass andere Länder von Spanien lernen könnten: Dort sei es mittlerweile möglich, Personen zu bestrafen, die sich unter fragwürdigen Umständen ein Organ im Ausland beschafft haben. Seiner Ansicht nach eine wirkungsvolle Methode, um internationalen Transplantations-Tourismus einzudämmen und Organraub zu bekämpfen.

„Jede Person, die ins Ausland reist, um dort eine illegale Transplantation zu erhalten, verhält sich nach spanischem Gesetz illegal“, sagt Dr. Matesanz. „Wir wollen die Patienten nicht bestrafen. Aber wir möchten vermeiden, dass ein Patient ins Ausland geht, sich eine Leber kauft und damit nach Spanien zurückzukommt.”

Er denkt, dass das Phänomen des Organhandels weitgehend eliminiert werden könnte, würden mehr Länder solche Gesetze erlassen.

„Es ist wie beim Drogenhandel”

„Organhandel funktioniert wie Drogenhandel: Organhändler gibt es, weil ein Markt für Organe besteht. Das Problem ist nicht Asien oder Lateinamerika. Das Hauptproblem liegt in den USA, Westeuropa und in Japan – in diesen Ländern gibt es Menschen, die bereit sind, für eine Transplantation im Ausland zu zahlen”, so der Transplantations-Experte.

„Das Problem einiger reicher Industrieländer ist, dass der  Transplantations-Tourismus ihrer Bürger für ihren Organmangel so etwas wie der sichere Hafen ist. Viele Chirurgen und politische Entscheidungsträger haben Verständnis für Menschen, die ein Organ im Ausland kaufen.“

„Unter Chirurgen besteht ein allgemeiner Konsens zum Schutz des Patienten. Ich glaube aber nicht, das es eine gute Idee ist, den Patienten auf Kosten eines anderen Menschenlebens zu schützen und damit noch den Täter zu decken, der Lebern oder Nieren verkauft.”

Matesanz und seine Organisation kritisierten bereits öffentlich einen Spanier, der seinen Landsleuten per Zeitungsinterview eine Transplantation in China empfohlen hatte. China ist in Sachen Organhandel weltweiter Spitzenreiter – alles deutet darauf hin, dass hier der Organraub sogar staatlich gedeckt stattfindet.

Staatlich organisierter Organraub in China

Ab dem Jahr 2001 boomte der Transplantations-Tourismus in China, weil das chinesische Regime im großem Stil die Organe lebendige Gefängnisinsassen raubte und verkaufte.

Vor allem Anhänger der Falun Gong-Bewegung, einer buddhistischen Meditationsform, die seit 1999 in China verfolgt wird, starben in China zu Tausenden auf dem Operationstisch.

Zu diesem Schluss kamen David Kilgour und David Matas, zwei Kanadier, die einen ausführlichen Untersuchungsbericht zum Thema bereits im Jahr 2006 vorgelegt hatten.

Für Dr. Matesanz ist der großangelegte Organraub an Falun Gong-Praktizierenden „hundertprozentig bewiesen”. Es sei Zeit, dass die chinesischen Behörden ihr Organspendesystem endlich transparent machten.

„Einer der wichtigsten Standards ist es, den Ursprung jedes transplantierten Organs zu kennen. Um Glaubwürdigkeit auf internationaler Ebene zu gewinnen, sollte China alle Informationen zur Verfügung stellen. Dies ist in den meisten Ländern die gängige Vorgehensweise. “

Blockiert die Transplantations-Lobby schärfere Gesetze?

Liegt es an den Transplantationsgesellschaften oder der internationalen Medizin-Lobby, dass Gesetze gegen Organtourismus noch nicht umgesetzt wurden? Die Recherche gestaltet sich schwierig: Die Internationale Transplantationsgesellschaft schwieg zunächst auf die Anfrage der EPOCH TIMES hin, welche Haltung sie zu dieser Sache einnimmt.

Ein Abgeordneter des australischen Bundesstaats New South Wales hatte Anfang des Jahres ein Gesetz vorgeschlagen, das den Erhalt illegal beschaffter Organe zur Straftat erklärt. Auch damals bezog die Transplantationsgesellschaft Australiens und Neuseelands keine klare Stellung zur Anfrage der EPOCH TIMES.

Per Mail hieß es: “Aus dem Blickwinkel der Gesellschaft liegt eine Entscheidung für Sanktionen gegen Personen, welche menschliche Organe empfangen haben, die ohne Zustimmung entnommen wurden, bei den einzelnen Regierungen und nicht bei einer Organisation.”

Dr. Torsten Trey, Leiter der Nichtregierungsorganisation Doctors Against Forced Organ Harvesting sieht den Handlungsbedarf dagegen bei den Transplantationsgesellschaften: Es sei ihre Aufgabe, hier auf ethische Richtlinien zu drängen. „Gesetzgebung ist Aufgabe der Regierungen, das stimmt.

Doch die Regierungen fragen zuerst Repräsentanten der jeweiligen Branche. Und bei Transplantationsgesetzen sind das die Ärzte.“



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