Trotz Städtepartnerschaft: Shanghai verurteilt 70-jährige Dissidentin mit Familie in Hamburg

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Die Städtepartnerschaft von Hamburg und Shanghai wird dieser Tage 29 Jahre alt und wird durch die Verurteilung einer 70-jährigen Dissidentin überschattet.Foto: GREG BAKER / AFP / Getty Images
Epoch Times28. Mai 2015

Die Verurteilung einer 70-jährigen Chinesin zu drei Jahren Gefängnis überschattet die Feier der Städtepartnerschaft von Hamburg und Shanghai: Am 25. Mai 2015 verurteilte ein Gericht in Shanghai die alte Dame, weil sie ein regimekritisches Flugblatt in einen Briefkasten warf und der Wohnungsinhaber sie der Polizei meldete.

Was die chinesische Stasi nicht bedachte: Die Verurteilte Ye Julan hat eine Tochter in Hamburg, die sofort Hamburger Politiker für die Freilassung ihrer Mutter mobilisierte. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Bündnis 90/ Die Grünen) haben sich seitdem für die Freilassung von Ye Julan eingesetzt.

Ye Julan ist eine von den Zigmillionen Falun Gong-Praktizierenden Chinas. Die Anhänger der eigentlich unpolitischen Meditationsmethode wurden von Chinas Kommunistischer Partei zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt und haben seither friedlichen Widerstand gegen ihre Verfolgung geleistet, die seit 1999 betrieben wird und selbst nach chinesisch-kommunistischen Standards keinerlei rechtliche Grundlage hat.

Auch Yes Briefkasten-Aktion im Dezember 2014 war ein Akt der Zivilcourage mit der Absicht, die Verfolgung von Falun Gong zu entlarven und die heimlichen Menschenrechtsverbrechen des Regimes öffentlich anzuprangern. Ihre Inhaftierung, die nun schon ein halbes Jahr andauert, stellt die Familie vor große Probleme: Erstens befürchten die Angehörigen, dass auch Ye gefoltert werden könnte oder ihre Gesundheit durch die Haft geschädigt wird. Zweitens wird sie als Mutter, Ehefrau und Großmutter vermisst.

Ihr Schwiegersohn Zhou Yake sagte: „Ich fürchte, dass meine Schwiegermutter wie andere Falun Gong Praktizierende auf unmenschliche Weise gefoltert werden könnte. Sie ist schon alt und verdankt Falun Gong ein neues Leben. Sie wurde dadurch von einer Herzkrankheit und anderen schweren Krankheiten geheilt. Ich weiß nicht, was mit ihr passiert, wenn sie nicht mehr die Falun Gong Übungen machen darf.“

Sein 72-jähriger Schwiegervater sei verzweifelt und müsse sich nun alleine um die Enkelkinder kümmern.

Shanghaier Bürgermeister wird trotzdem empfangen

Pikantes Detail: Trotz der Verurteilung der alten Dame soll der Besuch des Shanghaier Bürgermeisters Han Zheng in Hamburg wie geplant stattfinden. Unter Han´s Regierung fanden in den vergangenen zwölf Jahren in Shanghai zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit statt. Allein im April 2015 fanden 12 von insgesamt 589 dokumentierten Festnahmen in Shanghai statt. Die Dunkelziffer soll jedoch noch viel höher liegen: „Shanghai gilt als eine Hochburg in der Verfolgung von Falun Gong“, sagt Ye´s Tocher Ye Xiaojun. Laut der Falun Gong-Website Minghui.org wurden mehrere Tausend Praktizierende in Shanghai willkürlich festgenommen, 41 davon wurden nachweislich zu Tode gefoltert.

Im Jahr 2011 sperrte die Shanghaier Polizei zwanzig Falun Gong-Anhänger in Psychiatrien, wo sie mit Psychopharmaka und anderen Methoden geistig und körperlich gefoltert und ihre Gesundheit zerstört wurde. Für Familie Ye ist der Fall klar: Der Bürgermeister Shanghais "ist ein Hauptverantwortlicher in der Verfolgung von Falun Gong, er muss für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden“, so Schwiegersohn Zhou.

Hamburger Falun Gong-Praktizierende haben zu Han Zhengs Besuch am 2. Juni einen Protest vor dem Hamburger Rathaus angekündigt. (rf)



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