US-Austauschschüler: Von China lernen heißt Aussperren lernen

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Henry DeGroot wieder daheim. Vor einem Foto des "Tank Man" 1989 auf dem Tiananmen Platz in Peking.Foto: Tim Pi/Epoch Times

„Demokratie ist etwas für coole Kids“ und „Glaub nicht an die Lügen, die deine Schule und Regierung erzählen.“ Diese kleinen Botschaften eines amerikanischen Austauschschülers im Notebook eines chinesischen Klassenkameraden fanden Beamte der Jingshan Schule in Peking gar nicht komisch und verhörten ihn stundenlang. Zurück in den USA wurde Henry DeGroot, der 18-jährige Oberstufen-Schüler an der Newton North High School im US-Staat Massachusetts vom Abschlussball seines Semesters ausgesperrt und musste eine Entschuldigung nach China schicken.

Henry DeGroot, erlebte auf einer persönlichen Ebene, was er als „amerikanische Beschwichtigung chinesischer Beamter“ beschreibt.

„Ja, es ist auf jeden Fall etwas von einer Beschwichtigung der chinesischen Beamten, wie ein Aufopfern menschlicher Werte und Ideologien …“ Er erwartete eigentlich von seiner heimatlichen Schule, dass sie seine Meinungsfreiheit nachträglich unterstützte, aber da kam nichts.

DeGroot kehrte vor kurzem von einem Austauschprogramm an der Beijing-Jingshan Schule zurück, wo er seine Pro-Demokratie-Ansichten geäußert hatte, indem er auf Englisch eine Notiz in das Notebook eines chinesischen Schülers geschrieben hatte.

Er hatte „Demokratie ist etwas für coole Kids“ und „Glaub nicht an die Lügen, die deine Schule und Regierung erzählen“, geschrieben. Beamte der Jingshan Schule sahen seine Notizen und verhörten ihn, aber erlaubten ihm dann, zu bleiben und sein Semester im Ausland zu beenden.

Erwartete Unterstützung

Nach seiner Heimkehr hatte er gehofft, seine amerikanische Schule würde die Redefreiheit nachträglich unterstützen. Es kam schlimmer:  Die Newton North Highschool-Verwaltung verbot ihm deshalb sogar die Teilnahme am Abschlussball seiner Eliteschule.

DeGroot erklärte, dass er in seiner Familie gewohnt war, dass Individualismus und intellektuelle Konversation gefördert wurden. „Wenn meine Familie zusammentrifft, mag es einem Außenstehenden fast so erscheinen, als würden wir immer streiten … aber es ist nicht respektlos, es ist ein gesundes Gespräch und was uns wichtig ist, es geht immer um Ideen.“

Überrascht

DeGroot sagte, seine Schulberater und Erzieher hätten ihm gleich verboten, an dem Abschlussball teilzunehmen. Er appellierte dann an die Direktorin und war wirklich überrascht, als Direktorin Jennifer Price die Entscheidung nicht änderte.

Er hatte geglaubt, dass sie seine Wertvorstellungen teilte. „Früher hielt ich sie für eine wirklich leidenschaftliche Direktorin, die zu ihren Idealen steht, und in dem Gespräch, das ich mit ihr hatte, äußerte  sie sich sehr kritisch über die Verwaltung vom Jingshan. Sie hatte im Grunde die gleichen Kritikpunkte, die ich hatte. Als sie einmal dort war, fühlte sie sogar, dass Direktor Fan sie grundsätzlich ignorierte, weil sie eine Frau ist.“

DeGroot vermutet, dass Price eine Beziehung mit der chinesischen Schulverwaltung aufrechterhalten muss, und deshalb musste sie zeigen, dass sie seine Handlungsweise nicht unterstützt.

‘Besonders gut studieren’

Er sagte auch, er hätte einiges gelernt „über den Art, in der die beiden Schulen interagieren, und ich habe gelernt, nicht wirklich meiner eigenen Regierung zu vertrauen … es gibt bestimmte Werte, auf die dieses Land gegründet ist und sie werden hier in der Gesellschaft aufrecht gehalten, wie die Freiheit des Ausdrucks, und in der Schule studieren wir diese tiefgehend.“  Diese Schule steht unter dem Motto „Lernen trägt den menschlichen Geist.“

Vor der Abreise unterzeichnete DeGroot eine Vereinbarung des Programms, in der versprach, sein bestes Verhalten zu zeigen. Er glaubt, dass das, was er tat, für amerikanische Verhältnisse nicht respektlos war. Er meint, dass eher die Programmkoordinatoren und die Schulverwaltung ihren Teil der Vereinbarung verletzt hätten.

„Wir haben uns für dieses Programm angemeldet mit der Annahme, dass wir all diesen versprochenen Unterricht erhalten würden, und wir haben ihn einfach nicht erhalten. Die Schule soll eine Eliteschule zu sein, aber bei meiner Ausbildung dort konnte von Elite nicht die Rede sein. Und so empfand ich, dass das Programm für mich – ehrlich gesagt – gescheitert war. Ich fühlte mich nicht wirklich an eine Loyalität zu diesem Vertrag gebunden, denn er war bereits gebrochen worden.“

[–Schaustücke – Showpieces–]

Um genau zu sein, „es fühlte sich an, als wären wir etwas wie Showpieces. Sie waren dort nicht in der Lage, eine sehr gute Ausbildung zu ermöglichen; sie hatten keine qualifizierten Lehrer, um uns zu unterrichten.“

Während der vier Monate in Peking erlebte DeGroot verschiedene Aspekte der politischen Korruption. Viele Male lag der Schadstoffindex in der Luft über dem Grenzwert, bei dem die Schule eigentlich geschlossen werden sollte. Allerdings veröffentlichte die Regierung gefälschte Zahlen, die unter dem zulässigen Grenzwert lagen. Zum Beispiel: „Also für eine Woche berichteten sie 480 und die Grenze zum Schließen der Schulen liegt bei 500; die amerikanische Botschaft berichtete Werte von 540.“ Die Schule blieb geöffnet.

DeGroot sprach darüber, wie die Chinesen, die er traf,  sich überhaupt nicht in ihrer Kritik an der chinesischen Regierung zurückhielten. „Sie schätzen definitiv nicht, dass ihr Internet zensiert wird, sie wollen nicht diese bestimmten Gesetze und strengen Gesetze haben, und sie sind ganz gegen die Korruption.“

Seine Mitschüler zuhause hatten verschiedene Meinungen über die Situation. Die meisten unterstützten ihn, aber andere waren nicht einverstanden damit, wie er Angelegenheit behandelt hatte. „Zunächst unterstütze ich auf jeden Fall Leute, die mich kritisieren“, sagte DeGroot. „Ich denke was ich tat, war dumm, weil ich es besser hätte machen sollen.“ DeGroot schrieb auf Antrag seiner Schule sogar eine Entschuldigung.

Allerdings waren einige Kritiken persönliche Angriffe, wie zum Beispiel die von einem seiner chinesischen Klassenkameraden, den er als "maoistischen Apologeten" beschreibt, der vor kurzem aus China ausgewandert sei. DeGroot sagte auch, er verstehe nicht, wie das Porträt von Mao, „einem Massenmörder“ noch immer am Tiananmen-Platz  hängen könnte.

Freundschaftsanfragen aus China

„Entweder lieben mich die Leute, oder sie mich hassen mich“: Seit dem Vorfall und Medienberichten darüber, hat DeGroot viele Freundschaftsanfragen von Menschen in China, sowie überraschende Kritik bekommen. „Es gab da einen Mann, der insgesamt ein maoistischer Apologet war, und er kritisierte mich und sagte, im Grunde hätte der „Tank Man“ [Anm.: auf dem Tiananmen-Platz 1989] verdient, überfahren zu werden. Das fand ich ziemlich verrückt.“

Ein Anruf der Epoch Times bei der Newton North High School ist noch nicht beantwortet worden.

Medienecho: „KP-Funktionäre verachten Schwächlinge“

In den USA berichteten einige Medien über den Fall, darunter Der Boston Globe und die Washington Post.

Die chinesische Ausgabe der Epoch Times (DaJiYuan) meldete sich mit einem Editorial zu Wort und beschreibt, wie seit Jahren die westlichen Gesellschaften in einem selbsterdachten Problem feststecken: „Sie hoffen, durch freundlichen Umgang mit den Zuständigen – wofür auch immer – in China Einfluss zu bekommen und die westlichen Werte zu fördern. Wandel durch Annäherung oder Wandel durch Handel sind die beliebten Slogans dafür. Mit einer inneren Selbstzensur schwächen sie die eigene Position.“

Weiter heißt es in der DaJiYuan:

„Chinesische Vertragspartner – ob in Wirtschaft oder Politik – spielen die Freundschaftskarte aus, mit purer Berechnung und skrupellos, wenn das Blatt sich wendet.

KP-Funktionäre sehen jeden vorauseilenden Kotau als Schwäche an, die man ausnutzen muss, um Kapital und Knowhow ins Land zu holen. Und sie verachten Schwächlinge!

Westliche Gesellschaften werden auch durch Medien oder Bestechung unter Druck gesetzt, Politiker veranlasst, ja keine ‚sensiblen Themen‘ anzusprechen. Westlichen Beamten oder Journalisten wird von kostbarem Porzellan über Frauen und Reisen bis hin zu roten gut gefüllten Briefumschlägen alles angeboten, was schwache Gemüter in Verführung bringen kann.

Das Wesen der KP Chinas hat sich dadurch in keiner Weise geändert.“

Die Schule in Boston hat traurigerweise gelernt von Chinas KP: Aussperren statt Freiheit.

Dieser aufrechte amerikanische Schüler hat das getan, was traditionell auch einmal zu den chinesischen Tugenden gehörte: Die Freiheit ist nicht verhandelbar.

Die Epoch Times schließt mit dem Satz: „Wenn man im Umgang mit der KP Chinas seine Kernwerte opfert, landet man in der Sackgasse.“ 

Mit Reportage von Karen Cheng / Epoch Times



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