Aktienmarkt in Abwärtsspirale

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(Toshifumi Kitamura/AFP/Getty Images)
Von 31. Juli 2008

Gegen Chinas Menschenrechtslage protestieren Menschenrechtsaktivisten verstärkt gut zwei Wochen vor den Olympischen Spielen in Peking. Eine weniger bekannte Geschichte sind die aktuellen Turbulenzen an Chinas Aktienmarkt. The Epoch Times sprach mit Sujia Gong, einem Chinaexperten  über die jüngsten Probleme an der chinesischen Börse und deren Einfluss auf Chinas Wirtschaft. „Das Problem mit Chinas Aktienmarkt stammt noch aus den frühen 1990er Jahren“, sagt Gong.

„Die Führer der chinesischen Kommunistischen Partei wollten nicht die Kontrolle über die Wirtschaft verlieren“, erklärt Gong. „Wenn sie also eine staatseigene Firma auf den Aktienmarkt geworfen haben, mussten sie eine große Mehrheit an Anteilen besitzen.“

Eine typische Praxis der chinesischen Behörden sei es gewesen, über 90 Prozent an Aktien einer einzelnen Firma zu halten, während die restlichen zehn Prozent auf dem Markt gehandelt wurden. Die Börse wurde dann in zwei Kategorien eingeteilt: handelbar und nicht handelbar. Die handelbaren Aktien wurden zu fairen Marktwerten gehandelt während die nicht-handelbaren in den Händen des chinesischen Regimes verschwanden.

„Im Falle der chinesischen Börse hat man immer noch nicht die Kontrolle über eine Firma, auch wenn man alle verfügbaren Aktien an sich reißt –   denn die Regierung hält die Mehrheit“, so Gong.

Der Mangel an verfügbaren Aktien habe laut Gong dazu geführt, dass die Preise sich aufgebläht haben. Firmen unter der Order des chinesischen Regimes hätten in der letzten Zeit jüngeren Vergangenheit damit begonnen, die zuvor einbehaltenen Aktien freizugeben, nachdem die Nachfrage nach verfügbaren Aktien in die Höhe geschnellt war. Gong führt China Petroleum und Chemical Corporation als wichtigste Beispiele von Firmen an, die von neu ausgegebenen Aktien profitieren. Im Jahre 2005 wurden die Aktien der Firmen mit 48 Yuan pro Aktie bewertet. Nachdem jedoch mehr Aktien auf die Märkte geworfen worden waren, vergrößerte sich das Kapital der Firmen um mehr als das Doppelte.

„Besitzt die Regierung mehr als 90 Prozent der Aktien, können die gewöhnlichen Aktionäre diese zu einem extrem niedrigen Preis bekommen, manchmal für weniger als 0,1 Yuan. Jetzt kostet jede Aktie 10 bis 15 Yuan“, sagt Gong. „Wenn die Regierung mehr Aktien ausgibt, kann sie viel Geld aus dem Markt und zusätzlich noch aus den Geldbeuteln der Leute herausholen.“

Der starke Anstieg der Aktienpreise hat zu einem Rückgang der Anzahl der chinesischen Anleger geführt. In einer Erhebung der staatlichen Zeitung „People’s Daily“ wurden Aktionäre zu ihren Investitionen befragt. Die Antwort war überwältigend negativ: 92 Prozent mussten einen Nettoverlust im Portfolio verbuchen, Drei Prozent schafften den Break Even, und nur vier Prozent aller Aktionäre erwirtschafteten einen Nettogewinn.

„Im vergangenen Jahr haben viele Menschen ihr Geld in Aktien angelegt“, sagt Gong. „Sie haben sich Geld geliehen, ihr Haus und Auto verkauft und auch noch Geld von ihren Freunden geliehen, um Anlagen am Aktienmarkt tätigen zu können. Und jetzt ist es weg. Sie haben eine Menge Geld verloren und können auch nichts mehr zurückzahlen.“

Um das Problem, mit dem der chinesische Aktienmarkt konfrontiert ist, zu beheben, habe die Regierung Strategien zur Stimulierung des Marktes eingeführt. Doch mit der Geldmenge, die das chinesische Regime in die Börse zugeschossen hat, stehen sie blass da im Vergleich zu den bereits verbuchten Verlusten.

„Die chinesische Regierung merkt, dass sie den Aktienindex anheben muss, um den Leuten zu zeigen, sie sind erfolgreich“, sagt Gong. „Das Problem ist, dass sie das dafür erforderliche Geld nicht haben. Alles, was sie tun können ist, Richtlinien vorzugeben.“ Die Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft ist für das chinesische Regime immer mehr an die erste Stelle gerückt, vor allem im Hinblick auf die Olympischen Spiele, die in zwei Wochen beginnen werden.

„Peking möchte der Welt zeigen, dass seine Wirtschaft sehr gut dasteht. Die Chinesen wissen, dass sich die Regierung darum kümmert und versuchen wird, ihr Gesicht zu wahren. Die Regierung wird direkt vor den Spielen Geld in den Aktienmarkt pumpen, um auch wieder etwas herauszuholen.“

Gegenwärtig wird die chinesische Wirtschaft durch einen Zustrom ausländischen Geldes aufrecht erhalten, vor allem seit 2001, seit  der Vergabe der Olympischen Spiele an Peking. Investitionen in China durch ausländische Unternehmen haben dazu geführt, dass der chinesische Yuan pro Jahr über zehn Prozent an Wert zugelegt hat.

Zweischneidiges Schwert Yuan-Aufwertung

Diese Kursgewinne sind jedoch ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite bescheren die ausländischen Investitionen der chinesischen Wirtschaft eine andauernde Konjunktur. Auf der anderen Seite führt ein im Wert steigender Yuan für China zum Verlust seines Wettbewerbsvorteils im Außenhandel.“

Exporte machen den Hauptanteil der Wirtschaft in China aus. Wenn der Yuan im Wert steigt, verteuert sich die Herstellung der Produkte zunehmend. Allein in Dongguan City in der Provinz Guangzhou hätten, so Gong, über 10.000 Fabriken wegen der der steigenden Produktionskosten zugemacht. „Deshalb bin ich sehr pessimistisch für den chinesischen Aktienmarkt.“ In einer Konferenz in Frankreich erwähnte Chinas Wirtschaftsminister Bo Xilai, dass man über 800 Millionen Paar Schuhe und T-Shirts für den Kauf einer einzigen Boeing einsetzen müsste. „Was bedeutet das? Die Bandbreite an Produkten made in China ist sehr, sehr schmal. Wenn der Wert des Yuan steigt, verliert China Geld. Deshalb schließen eine Menge Firmen.“

Mehr als 50 Prozent des BIP verloren

Eine wachsende Zahl verärgerter Anleger protestiert bereits gegen die unfairen Bedingungen auf dem Aktienmarkt. Denn seit ihrem Hoch im vergangenen Jahr ist die Marktkapitalisierung der Börsen in Shanghai und Shenzhen innerhalb eines Jahres um 14 Billionen Yuan (2,03 Billionen Yuan) gefallen,. Dieser Wertverlust an den Aktienmärkten beträgt laut Economic News Weekly rund 56,65 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts (BIP) Chinas im Jahr 2007..

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr 31/08

(Toshifumi Kitamura/AFP/Getty Images)
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