Anleger auf der Flucht: Darum geht Chinas Börsencrash weiter!

Chinas Börsen sind weiterhin politisches Schlachtfeld, nur sagt das niemand so laut: Gestern starteten Manipulationsermittlungen.
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Gegen 7:20 Uhr deutscher Zeit war der Shanghai Composite Index erneut über drei Prozent im Minus.Foto: STR/AFP/Getty Images
Von und 19. August 2015

Chinas Börsen spielen wieder verrückt: Gestern verlor der Shanghai Composite Index 6,15 Prozent und schloss mit 3.748 Zählern. Auch heute rutschte er bei Handelsbeginn ab und endete mit 1,23 Prozent im Plus bei 3794 Punkten.

Analysten sprachen von staatlichen Hilfen, die am Nachmittag zur Stabilisierung der Kurse beigetragen hätten. Auch Shenzhens Börse fuhr Achterbahn. Über 1.500 A-Aktien fielen so stark , dass sie aus dem Handel genommen wurden (über 9 Prozent).

Experten schauen derzeit besorgt auf die 3.400 Punkte Marke. Würde der SSE bis dorthin fallen, wäre die Shanghaier Börse klinisch tot. Der dramatische Kurssturz von gestern zeigt, das genau dies möglich ist und es langfristig schwer wird, die Märkte künstlich über der roten Linie zu halten.

Die Kurve des SSE Composite.Die Kurve des SSE Composite.Foto: Screenshot / Yahoo Finance

Ermittlungen wegen dubioser Geschäfte

Börsenmanipulation als Grund für den Crash war in den vergangenen Wochen immer wieder im Gespräch. Offiziell wurde nichts laut gesagt, aber zwei schwarze Schafe bekamen gestern Post von der Börsenaufsicht: Zhejiang Hexin Tonghuasun Network Information AG (SHE: 300033) und Hundsun Network, eine 100 prozentiges Tochter der Hundsun AG (SHE: 600570).

Gegen beide Unternehmen wird nun strafrechtlich ermittelt: Sie haben gegen „Gesetze für den Handel mit Aktien und Futures verstoßen“, hieß es.

Am 27. Juli hieß es bei einer Pressekonferenz der Börsenaufsicht, man werde diese Firmen untersuchen. Beide bieten Softwaresysteme für Börsenhandel an sowie automatische Verkaufssysteme. Das System HOMS von Hundsun ist sogar Chinas beliebtestes Produkt auf diesem Gebiet. Schon beim letzten Shanghaier Crash, den einige Händler durch koordinierte Leerverkäufe auslösten, kam die Software HOMS zum Einsatz.

(Kleiner Hinweis: Hundsun gehört dem Alibaba-Gründer Jack Ma, der einige bemerkenswerte Freunde aus dem roten Parteiadel hat – einschließlich Jiang Zemins Enkel. Mehr dazu HIER!)

Dass es an der Börse nicht mit rechten Dingen zugeht, berichteten wir bereits.

Siehe: „Chinas Börse ist jetzt politisches Schlachtfeld“

Unbedingt in Kontext setzen sollte man mit den Börsenturbulenzen auch die Explosion von Tianjin, die keineswegs ein Unfall, sondern ein Terrorakt war. Wie EPOCH TIMES von einem Pekinger Regierungsinsider erfuhr, sagte Staatschef Xi Jinping nach dem Anschlag: Eigentlich wollte er das Börsenproblem später lösen, aber nun sei die Lage eskaliert …

Siehe hierzu: „Tianjin Terror: Darum wurde Chinas kommende „Wallstreet“ samt Zukunftsplänen zerstört“

Den Börsenmanipulatoren aus dem Gefolge Jiang Zemins ist es mit dem Crash der vergangenen Wochen bereits gelungen, großen Schaden anzurichten.

Wie kann Xi Jinping nun das Vertrauen in die Märkte wieder herstellen, in einer Situation, in der die Realwirtschaft darnieder liegt? Das ist extrem schwer.

Anleger auf der Flucht

Chinesische und Hongkonger Medien analysierten weitere vier Gründe für den gestrigen Absturz. Es sind Zahlen, die den Vertrauensverlust der Anleger zeigen:

1. Im Juli sank die Zahl der Privatpersonen, die sich zum Aktienhandel anmeldeten, im Vergleich zum Juni um 55,98 Prozent. Noch drastischer war der Rückgang bei den neuangemeldeten Privatkonten: Hier gab es im Juli fast 70 Prozent weniger (69,16 Prozent) als im Juni.

2. Nicht nur Aktieninhaber, auch andere Investoren verließen im Juli massenhaft den Markt. Fondsbesitzer zum Beispiel, die mit ihren Wertpapierpaketen teilweise am Aktienhandel teilnehmen, wie bei Blend Funds, Hybrid Funds und Open Equity Funds. Viele Fondsbesitzer verkauften im Juli ihre Fonds, es gab einen 21,29 prozentigen Rückgang am gesamten Marktvolumen. Ins Reine gerechnet, unter Abzug verschiedener Faktoren, waren es real -28,69 Prozent.

3. Chinas Mittelschicht wurde von der Börsenkatastrophe der vergangenen Wochen besonders hart getroffen. Wenn ein Kontenbesitzer zuviel verliert, wird sein Handelskonto zwangsgeschlossen. Die Zahl derer, die 1 Million Yuan am Aktienkonto haben, sank dramatisch: Im Juni waren es 160.000 weniger 1 Mio.-Konten, im Juli waren es 390.000 weniger. Das heißt 550.000 Börsenteilnehmer der Mittelschicht verloren ihr Vermögen. Da sie die eigentliche Stütze des Marktes sind, ist der Verlust umso schwerer wiedergutzumachen.

4. Ein weiteres Problem ist technischer Natur: Die 4.000 Punkte-Marke ist eine schwer zu überwindende Schranke, wenn die Börse mal darunter gefallen ist. Darüber geht es dann leichter wieder aufwärts.



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