Bauer aus dem „Krebsdorf“ kämpft gegen Schadstoffbelastung

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Berufsrisiko: Radfahrer fahren im Jahr 2006 durch einen Nebel verschmutzter Luft, die von einer Fabrik in Yutian, 62 Kilometer östlich von Peking, in der Provinz Hebei stammt. Die umliegende Gegend weist eine hohe Rate an Todesfällen durch Krebserkrankungen auf und viele rechtsuchende Dorfbewohner werden drangsaliert.Foto: Peter Parks/AFP/Getty Images
Von 20. Dezember 2009

Zwei Jahre nach dem Tod seiner Tochter, die durch die örtliche Umweltverschmutzung an Leukämie starb, machte der Vater das Einzige, was er tun konnte: er reichte eine Klage ein. Das war im März dieses Jahres. Seitdem gab es fünf Anhörungen aber es hat sich nichts geändert.

Feng beschuldigte die Stahlfabrik Hebei Dachang Jinming, Haupthersteller in der Provinz, das Trinkwasser der Dorfbewohner verschmutzt zu haben. Das habe den Tod seiner Tochter verursacht. Außerdem machte es Erliban, ungefähr 30 Meilen östlich von Peking, zu einem der vielen ‚Krebsdörfer‘ Chinas.

Die fünfte und letzte Anhörung fand am 2. Dezember statt und Feng ist nicht überrascht, dass nichts dabei herausgekommen ist. Die örtlichen Parteibeamten und Geschäftsführer arbeiten in solchen Fällen oft in geheimem Einverständnis, wobei die Beamten Schmiergelder erhalten, solange sie den ungehinderten Ablauf der Produktion der Firma garantieren.

Seit ihrer Errichtung im Jahre 2000 ist Jinmimg CS Co. Ltd, wie die Gruppe heißt, zum führenden Hersteller in der Provinz Hebei geworden. Die Bewohner sind davon überzeugt, dass sie auch zum Hauptverursacher bei der Entstehung von ‚Krebsdörfern‘ geworden ist.

Ortsansässige Bauern haben mehrmals bei den höheren Behörden Einspruch erhoben und haben versucht, die Gesellschaft direkt auf diesen Tatbestand hinzuweisen. Aber Jinming entsorgt seine verschmutzten Abwässer immer noch in der Umgebung. Es leitet sie durch Rohre, die unter Fengs Dorf verlaufen, in den Fluss Baoqiu.

Toter Fluss, vergiftete Brunnen

Der Baoqiu ist als größter Fluss lebenswichtig für die Region Dachang. Er fließt durch das Gebiet, in dem das Dorf Erliban liegt. Im Sommer spielten dort Kinder, fischten und schwammen. Aber jetzt ist der Fluss eine stinkende, schmutzige, dunkelbraune Brühe, von der ein widerlicher Geruch ausgeht.

Feng gab den Bericht eines Dorfbewohners wieder, der einen Hund sterben sah, nachdem er einen toten Fisch aus dem Fluss gefressen hatte. Der Dorfbewohner sah auch, dass Ziegen starben, nachdem sie das Gras am Ufer gefressen hatten. Er erklärte, dass man keine Feldfrüchte in der Nähe anbauen kann. Nichts gedieh mehr.

Feng schreckte auf, nachdem man bei seiner Tochter im März 2006 Leukämie diagnostiziert hatte.

„Als bei Ya Nan Leukämie festgestellt wurde, hatte ich zum ersten Mal den Verdacht, dass es einen Zusammenhang mit dem Wasser gab, das wir aus den Brunnen meines Dorfes nehmen.“

Er und seine Frau schickten einige Proben aus dem Brunnen an Gesundheitsorganisationen, die ihnen bestätigten, dass das Wasser kein Trinkwasser sei. Der Arsengehalt war dreimal so hoch wie er hätte sein dürfen und der Mangangehalt war viermal so hoch. „In den letzten Jahren wagen wir es nicht mehr, Brunnenwasser zu trinken, das nicht aus einer Tiefe von wenigstens 100 Metern stammt. In den alten Brunnen hat sich das Wasser rot verfärbt“, sagte Feng.

Am 6. Juni 2007 setze bei Ya Nan starkes Nasenbluten ein, ein Zeichen dafür, dass sich ihre Krankheit verschlimmerte. Zu der Zeit hatte Feng bereits damit begonnen, Klagen einzureichen. Seine Tochter bat ihn dringend, kein Geld für ihre Behandlung auszugeben. Außerdem hatten sie ohnehin nicht die Mittel dafür. Sie starb zwei Wochen später.

Feng berichtete, dass es jetzt viele Fälle von Brustkrebs und Leberkrebs im Dorf Erliban gebe und dass im Nachbardorf mehr als fünfzig Bauern an Krankheiten gestorben seien, bei denen man vermutete, dass sie mit der Umweltverschmutzung in Zusammenhang standen. „Bei einem zwölfjährigen Kind stellte man Magenkrebs fest“, sagte Feng. „Soweit ich weiß, sind in den vergangenen Jahren 100 Menschen in den Gegenden gestorben, die in der Nähe der Gesellschaft liegen.“

Da die ländliche Bevölkerung nicht krankenversichert ist, hätte die Behandlung seiner Tochter eine halbe Million Yuan (73.200 US-Dollar) gekostet. Der Durchschnittsverdienst eines Bauern liegt bei rund 500 Yuan (73 US-Dollar) monatlich.

Nach Ya Nans Tod diagnostizierte man bei Fengs jüngerer Tochter Thrombopenie. In ihrem Falle blieb der Gesundheitszustand stabil.

Einige wohlhabende Bauern sind aus Dörfern oder Vorstädten in der Nähe Pekings weggezogen, um der Umweltverschmutzung zu entkommen. Feng bemerkte: „Die Leute, die nicht wegziehen können, haben keine andere Chance als die zu bleiben bis sie sterben.“

Auf Einsprüche erfolgten Vergeltungsmaßnahmen

Anfang September 2001 legten Dorfbewohner aus Erliban Beschwerde wegen der Umweltverschmutzung bei den Behörden ein. Die fortgesetzten Klagen brachten die Gesellschaft dazu, zwei dreihundert Meter tiefe Brunnen für die Dorfbewohner zu bohren. Die tieferen Brunnen sind sicher, weil das verschmutzte Wasser nicht so tief sinkt.

Trotz dieser Konzession klagt Feng: „Das Schlimmste, das augenblicklich den Bauern widerfährt, ist die Verfolgung und ist die Rache der örtlichen Regierung.“ Obwohl die Leute im Jahre 2005 wieder Beschwerde eingelegt haben, wagt doch niemand, offen darüber zu sprechen.

Die Bauern hatten Statistiken über die Todesfälle durch Krebs in den Dörfern nahe des Flusses Baoqiu erstellt und waren dabei, die Wahrheit ans Licht zu bringen. An einem ihrer Versammlungsabenden wurde der Beschwerdeführer Liu Qingfeng von unbekannten Männern zusammengeschlagen und sein kleiner Laden wurde ausgeraubt und zertrümmert. Die Wunden, die er bei dem Angriff davongetragen hatte, waren so schlimm, sagte Feng, dass Liu in sein Heimatdorf zurückkehrte, um dort wieder zu Kräften zu kommen und sich zu erholen.

Etwas Ähnliches erlebte auch Feng selbst. Als er losging, um sich Zigaretten zu kaufen, umringten ihn plötzlich drei Männer. „Einer von ihnen zog mir ein Tuch über den Kopf. Dann stießen sie mich in ein Auto und rasten los. Im Auto schlugen sie so lange auf mich ein, bis sie nicht mehr konnten. An der Autobahn haben sie mich dann hinausgeworfen und mich gewarnt: „Hör‘ auf damit, deine Zeit zu vergeuden!“

Feng weiß, wie die Behörden operieren. Darum ist er schon 1992 aus der KPCh ausgetreten, weil er die Korruption der Beamten satt hatte.

„Es war sehr schwer, bis jetzt durchzuhalten“, sagte Feng. Seine Frau verließ ihn, weil sie die ständige Furcht vor Vergeltung nicht länger ertragen konnte. Jetzt lebt Feng bei seiner schon alten Mutter. Obwohl der Gesundheitszustand seiner jüngeren Tochter augenblicklich stabil ist, hat sie doch gesundheitliche Schäden durch die Blutkrankheit davon getragen. Sie hat einen Herzschaden.

„Jetzt tue ich das nicht mehr für mich selbst, sondern für die ansässigen Bewohner, so dass sie nicht soviel erleiden müssen wie ich“, erklärte Feng. „Die KPCh opfert und verkauft das Leben der einfachen Leute. Aber ich werde durchhalten und diese Angelegenheit weiter vorantreiben – lieber will ich sterben als aufgeben – denn es gibt eine Kraft, die mich unterstützt. Es sind diejenigen, die sich immer noch für unsere Krebsdörfer einsetzen. Ihr leidenschaftlicher Einsatz hilft mir.“

Originalartikel auf Chinesisch: 沦为癌症村 河北村民:宁可死也要告到底

Artikel auf Englisch: Farmer from ‚Cancer Village‘ Fights Factory Pollution


 



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