BIP-Wachstum nur 2 Prozent? Chinas Leitzinssenkung lässt´s vermuten!

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Chinas Zentralbank hat überraschend den Leitzins gesenkt. Die internationalen Märkte reagierten positiv, chinesische Experten skeptisch.Foto: AFP / Getty Images
Von und 25. November 2014

Am Freitag senkte Chinas Zentralbank überraschend den Leitzins. Die Aktion kam ohne Vorankündigung und war seit Juli 2012 die erste Maßnahme dieser Art. Der Zins für Zentralbank-Kredite mit einem Jahr Laufzeit sank von sechs auf 5,6 Prozent, der Einlagensatz fiel um 0,25 Punkte auf 2,75 Prozent. Von einer „Anpassung“ war die Rede, von „einer neutralen Operation, die keinerlei Kursänderung in der Geldpolitik anzeigt.”

Kein gutes Zeichen

Experten gaben sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden und schätzen, dass die Leitzinssenkung eine Zwangsrettungsmaßnahme der Regierung ist – und ein Eingeständnis, dass es um Chinas Wirtschaft weit schlechter steht, als offiziell behauptet.

Die People’s Bank of China (PBOC) hatte erklärt, dass die Zinssenkung das Kapitalbeschaffungsproblem für chinesische Unternehmen lösen solle, auch indem Geldinstituten mehr Spielraum bei der Zinsgestaltung von Kundeneinlagen gegeben wird.

Keine plausible Erklärung, meint Wirtschaftswissenschaftler Yi Xianrong, einst ein Regierungsberater der chinesischen Sozialwirtschaftsakademie. „Eine Reihe konkrete Maßnahmen und Regulierungs-Tools konnten das Liquiditätsproblem auf Chinas Finanzmarkt bisher kaum lösen – jetzt versucht es die PBOC mit einer Makromaßnahme. Deren Wirkung wird sicher sehr begrenzt sein.“

Die Reformer haben verloren“

China-Experte Gordon Chang (Autor von "The Coming Collaps of China") vertrat gestern in seiner Kolumne auf Forbes die Meinung, dass die Zentralbank mit ihrer Zinssenkung ein Staatsgeheimnis verraten habe: Wirtschaftsmathematisch gesehen brauche ein Land solche Zinssenkungen erst dann, wenn das Wachstum bei 2,2 bis 2 Prozent dümpele! Chinas tatsächliches BIP-Wachstum sei dem zu Folge wohl weit magerer als die behaupteten 7,4 Prozent. Einige bislang zurückgewiesene Niedrigschätzungen dürften der Wahrheit also nahe kommen. Auch wies Chang darauf hin, das die PBOC bisher alles versucht habe, um ihre Lockerungspolitik so unauffällig wie möglich zu gestalten und Zinssenkungen zu vermeiden.

Die Gewinner werden nun die Staatsunternehmen sein, die effektiv weniger Zinsen bezahlen müssen. Die Verlierer seien die Reformer in Peking, so Chang, da das Regime sein Vertrauen in die eigenen Reformen offensichtlich verloren habe.

Die neue Regierung von Xi Jinping und Li Keqiang wollte die Wirtschaft durch Strukturreformen ankurbeln und dem Markt mehr Freiheiten bringen – die Gegenreformer jedoch wollten diesen Effekt mit Währungs- und Finanztools erreichen. Bei dieser verzweifelten Zinssenkungsentscheidung haben wohl die Reformer den Kampf verloren, konstatiert Chang.

Wegen Unfreiheit des Marktes haben Rettungsmaßnahmen keine Chance“

Frank Xie, Wirtschaftsprofessor der Universität South Carolina in USA, sieht das Scheitern der kleinen und großen Rettungsmaßnahmen in Chinas kommunistischem System begründet: „In einem westlichen freien Markt würden sie wirken, aber unter dem KP-Regime funktioniert die Wirtschaft nicht normal. All das Kapital, das jetzt durch diese kleine Zinssetzung frei wird, saugen die Staatsunternehmen auf und die Privatunternehmen gehen leer aus. Deswegen werden weiter Privatunternehmen Pleite gehen.“ Eine wirtschaftliche und politische Reform wäre laut Xie die einzige Lösung.

Unter den jetzigen Umständen könne die Zentralbank höchstens Geld drucken, um die Liquidität für alle zu verbessern – was letztendlich den Zusammenbruch der Wirtschaft beschleunigen würde.

Billigprodukte sind das Problem“

Auch Wu Fan, ein Experte für chinesische Wirtschaft und Politik, ist sich sicher, dass die Leitzinssenkung das Grundproblem von Chinas Wirtschaft nicht lösen könne, denn es sei im Wirtschaftssystem an sich begründet. Gegenüber EPOCH TIMES sagte er:

„Chinas Realwirtschaft ist auf kontinuierlich absteigendem Ast und viele mittelständische und kleine Betriebe sind in Konkurs gegangen. Jetzt fängt die Pleitewelle auch bei großen Unternehmen an. Grund hierfür ist, dass der Produktionssektor keine Innovationen, sondern nur Billigprodukte zum Überleben produziert. In manchen Betrieben besteht das Problem der Überkapazität, die Produktionskosten sind gestiegen, hinzu kommen hohe Steuern. Viele Unternehmen können durch ihre Produktion nur die laufenden Kosten decken und machen kaum Gewinne.“ Und aus diesem Dilemma helfe auch die Zinssenkung nicht heraus.



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