Chinas Inflation auf der Überholspur

Die neuesten amtlichen Daten aus China zeigen, dass im Land die Inflationsrate im November auf 5,1 Prozent stieg, die höchste seit über zwei Jahren und mehr als Ökonomen vorausgesagt hatten. Aber das Bild von 5.1 ist nicht die ganze Geschichte.
Titelbild
Gemüsekauf in einem Supermarkt in Hefei, Provinz Anhui in Ostchina, am 10. Dezember 2010. Chinas Verbraucherpreise stiegen im November im schnellsten Tempo seit mehr als zwei Jahren.Foto: STR/AFP/Getty Images
Von 26. Dezember 2010

Die Inflationsraten für Oktober und September wurden offiziell mit 4,4 Prozent, beziehungsweise mit 3,6 Prozent angegeben, aber chinesische Wissenschaftler glauben, dass die versteckte Inflation höher ist als die offiziellen Zahlen, denn die erhöhte Ausgabe der Geldmengen verursacht eine versteckte Inflation von über 30 Prozent.

Chinas Zentralbank erhöhte erneut den Mindestreservesatz der Banken (den Betrag muss eine Bank zur Seite legen und darf sie nicht in Darlehen umsetzen) am 20. Dezember um 0,5 Prozent, das war der sechste Anstieg in diesem Jahr. Er scheint jedoch erfolglos zu sein – die Behörden haben das Inflationsziel um einen Punkt im nächsten Jahr angehoben, auf bis zu vier Prozent.

Preise für Essen und Wohnen steigen

Bei den grundlegenden Lebensnotwendigkeiten wie Nahrung und Wohnen stiegen die Preise am schnellsten in diesem November. Sie stiegen für Nahrungsmittel um 11,7 Prozent, während die Hauspreise um 5,8 Prozent anzogen. Diese beiden Zahlen machen 92 Prozent der November-Inflation aus.

„Es gibt eine Verzögerung bei der Inflation, aber wenn einmal die Inflation in Gang gekommen ist, wird sie sich für eine lange Zeit fortsetzen, obwohl die Zentralbank eine Anhebung des Mindestreservesatzes anordnet“, sagte Dr. Cheng Xiaonong, ehemaliger Chefredakteur der Fachzeitschrift Modern China Studies, in einem Interview mit The Epoch Times. „Der Anstieg der Zinssätze und Mindestreservesätze kann nur helfen, die Eindämmung der Inflation in zwei Jahren zu bewirken, aber er kann nicht bei der Situation in diesem Jahr und im nächsten Jahr helfen.“

Cheng meint entschieden, dass es schwer ist, die Preise herunter zu bekommen, sobald sie angestiegen sind, angesichts der aktuellen Umstände Chinas. Wenn die Regierung die Inflation streng überwacht, könnte das Wirtschaftswachstum um zwei Prozent reduziert werden, und die nationale Arbeitslosenquote könnte auch steigen.

Cheng verwies darauf, dass gewöhnliche Menschen, vor allem mittlere Einkommensbezieher und Niedriglohn-Angestellte und Rentner, noch größeren Schwierigkeiten begegnen werden.

So verlassen sich viele ältere Menschen, die in den Städten leben, auf ihre Ersparnisse (oft Zehntausende von Yuan): Die Inflation wird ihre Ersparnisse schrumpfen und es ihnen schwer machen, über die Runden kommen.

Chinas Zentralbank hat kürzlich eine „Konteninhaber Q4 2010-Umfrage“ gestartet, die zeigte, dass die Kundenzufriedenheit mit den Preisen auf 13,8 Prozent gesunken ist, die niedrigste seit 11 Jahren. 73,9 Prozent der Befragten glaubten, dass die Preise „zu hoch und schwer zu akzeptieren“ seien.

Herr Sun von der Shandong University sagte während eines Epoch Times-Interviews: „Die Preise steigen, das Geld schrumpft. Die Regierung druckt zu viel Geld. Das raubt die Bürger aus. Der CPI [Verbraucherpreisindex] ist bis fünf Prozent gestiegen und unser Geld ist um fünf Prozent geschrumpft. Da unsere Pensionskassen auf dem gleichen Niveau bleiben, bewegen wir uns in Richtung Armut.“

Die Inflation aufgrund der Kredite

Ökonomen sagen, ein Grund für die Inflation in den letzten Jahren läge darin, dass Chinas staatseigene Banken als Teil der staatlichen Konjunkturprogramme die Märkte mit großen Mengen an Darlehen versorgt hätten, was zu einem Anstieg der Liquidität geführt hätte.

Auf der Hauptversammlung der chinesischen Finanzminister am 15. Dezember in der Sun Yat-Sen Universität in Guangzhou, wiesen Experten darauf hin, dass als Folge der erhöhten Liquidität der Währung die versteckte Inflation in China viel höher sei als es die offiziellen Zahlen zeigten.

Professor Wang Xi, der Dekan des Lingnan Institute of International Business an der Universität behauptet, dass die offiziellen Statistiken über die Inflation unterschätzt werden. Die zunehmende Emission von Geldmengen führe zur versteckten Inflation von über 30 Prozent. Wang sagte, dass die fast 10 Billionen Yuan neuer Kredit-Darlehen in diesem Jahr zu der jüngsten Kurserholung der Währungsliquidität geführt habe. Unterdessen ist Chinas Geldvermehrung bekannter geworden. Dabei solle die versteckte Inflation von 2009 bis 2010 sogar 38 Prozent betragen.

Wohnen unerschwinglich für Stadtbewohner

In der „Konteninhaber Q4 2010 Umfrage“ der Zentralbank Chinas, hielten 75,5 Prozent der Befragten die Eigenheimpreise für „unbezahlbar hoch“, der höchste Anteil unter den Befragten in den letzten Jahren; 43,3 Prozent erwarten, dass die Preise weiter steigen.

Das kürzlich veröffentlichte Blaubuch, eine Studie der Gesellschaft der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS), verwies darauf, dass Chinesen mehr Aufmerksamkeit auf die Immobilien-Probleme richten, und dass die Hälfte der Stadtbewohner primär erwarten, dass die Regierung etwas unternimmt, um die „Immobilienpreise zu senken“.

Eine ernstzunehmende Immobilienblase

Daten aus dem China Academy Index zeigen an, dass im Jahr 2009 die Hauspreissteigerungsrate im Vergleich zur Einkommenssteigerung in Städten des ersten Ranges in China über 10 gestiegen war, in Shenzhen 15.1, 14,9 in Peking, und in Shanghai 9,7. Nach den Angaben des National Bureau of Statistics of China, wird 2010 die Hauspreissteigerungsrate höher sein als 2009. In den entwickelten Ländern wird eine Hauspreissteigerungsrate im Vergleich zur Einkommenssteigerung von mehr als sechs als Zeichen einer Immobilienblase angesehen.

Das CASS‘ 2010 Immobilien Green Book, ausgestellt am 8. Dezember, zeigt auch einen durchschnittlichen Immobilienblasen-Index von 29,5 Prozent in 35 chinesischen großen und mittelgroßen Städten, mit einer Rate von mehr als 50 Prozent in sieben Städten, darunter Hangzhou, Tianjin, Qingdao, und Fuzhou, die eine verblüffende Rate von mehr als 70 Prozent aufweist.

Partei-Medien wie People’s Daily behaupten jedoch weiterhin, dass die harten Maßnahmen, die vor kurzem von der Regierung ergriffen wurden, den Wohnungsmarkt im nächsten Jahr abkühlen werden.

Neue Mitarbeiter für Banknotendruck

Lokale chinesische Zeitungen, darunter die National Business Daily und Guangzhou Daily, berichteten kürzlich über massive Neueinstellungen seit März in der China Banknoten-Druck und Münztechnik Corporation, in Banknoten Design-Unternehmen und in fünf großen Banknoten- und Münzprägungs-Unternehmen in China. Dies ist die größte und am stärksten konzentrierte Personalaufstockung in den letzten fünf Jahren.

Ein Beamter bei der Personalabteilung der Chengdu Banknotendruckerei sagte, sie erwarteten eine Einstellungssteigerung von 60 Prozent. Er sagte, der Plan sei nicht eine Reaktion auf die staatliche Ausgabe zusätzlicher Geldmengen, aber dass sie irgendwie „miteinander zusammenhingen“.

Artikel auf Englisch: China’s Inflation in the Fast Lane

 



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