Chinas Staatsunternehmen sitzen auf 8,1 Billionen Euro Schulden

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Die Schuldenkrise von Chinas Lokalregierungen hat dramatische Effekte auf die Staatsunternehmen. Besonders die Baubranche ist betroffen.Foto: AFP /Getty Images
Von 11. September 2013

In Chinas Wirtschaft stellt die Verschuldung der Lokalregierungen ein großes Problem dar, das immer brennender wird, weil viele Lebensbereiche darin involviert sind. Besonders betroffen sind die großen Staatsunternehmen: Da sie direkt von staatlichen Investitionen abhängen, soll ihre Verschuldung sogar dreimal so hoch sein, wie die der Lokalregierungen.

Einer Statistik von JP Morgan zufolge betrugen 2012 die Schulden der Unternehmen 65 Billionen Yuan, was 124 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Im Vergleich mit der Zahl vor fünf Jahren hat die Verschuldung damit um 30 Prozent zugenommen und ihren höchsten Stand seit 15 Jahren erreicht.

Stahl, Zement und Kohle am schwersten betroffen

Die am schwersten verschuldeten Unternehmen gehören zu den Sektoren, die mit dem Ausbau der Infrastruktur zu tun haben, z.B. Stahl, Zement, Baumaschinen und Kohle. In einem wirtschaftlich gesund entwickelnden Land betragen die Schulden der Unternehmen nur 50 bis 70 Prozent des BIPs. In China ist dieser Prozentsatz fast doppelt so hoch. Das Gewinnschöpfungs-Potential der chinesischen Unternehmen ist jedoch nur halb so hoch wie im internationalen Durchschnitt. Das heißt, für sie ist es um ein vielfaches schwerer, ihre Schulden abzubezahlen.

Lokalregierungen als Triebfeder der Unternehmensschulden

Eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Unternehmensschulden spielen die Lokalregierungen, denn die großen Investitionen der Lokalregierungen konzentrieren sich hauptsächlich auf die Infrastruktur. Hier geht es um Bauprojekte und Immobilien. Wenn solche Großinvestitionen hohe Verschuldungen zur Folge haben, stoßen die Industriesektoren, deren Produktion mit den Projekten mitwächst, am Ende auf Probleme wie Überkapazitäten und Niedrig-Gewinne. Damit werden auch örtliche Unternehmen immer mehr in die Schuldenspirale involviert.

Künstlicher Wirtschaftsboom durch Staatsinvestitionen

Chinas Wachstum wurde im letzten Jahrzent hauptsächlich aus Investitionen gespeist, die von der Regierung in Auftrag gegeben und gesteuert wurden. Dadurch entwickelte sich in vielen Branchen das Problem der Überkapazität.

Ein Experte der „The Heritage Foundation“, Derek Scissors, sagte in diesem Zusammenhang zu Voice of Amerika: „Das Niveau der Investitionen durch die chinesische Regierung ist viel zu hoch, egal ob diese durch direkte Geldspritzen oder indirekt durch staatliche Unternehmen finanziert werden. Die Regierung muss die Investitionen reduzieren. Projekte, die eingestellt werden sollten, müssen sofort eingestellt werden. Die Menschen, die dadurch arbeitslos werden, müssen dann eben arbeitslos werden.“

Scissors sieht nicht in den Schulden der Lokalregierungen das größte Problem, sondern in den Schulden der Unternehmen: „Diese beiden Schuldenberge werden schließlich auf das Banksystem zurückfallen“.

Schattenbanken verschärfen Chinas Finanzkrise

Die Vertreter der Lokalregierungen pokern in erster Linie auf politische Verdienste. Sie möchten nicht die Konsequenzen tragen, falls ein großes Staatsunternehmen oder ein führendes Kollektiv- Unternehmen ihrer Region in Konkurs geht. Deshalb vergeben die Staatsbanken auf Anweisung der Lokalregierungen Kredite immer zuerst an solche Staats- und Kollektiv-Unternehmen.

Das bringt viele mittelständische und kleinere Unternehmen in Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung. Sie versuchen durch andere Wegen an Kredite zu kommen – wie z.B Trusts. Diese kurzfristigen Finanzierungsstrategien sind kostenaufwendiger, doch die Gesamtsituation zwingt die kleineren Unternehmen dazu, diese Wege zu beschreiten.

Fast alles zählt als Schattenbank

In China ist der Begriff Schattenbank nicht klar definiert. Er bezieht sich allgemein auf Trusts, Versicherungs- und Mikrokredite, Bürgschaften und Leasing-Gesellschaften. Doch auch Untergrund-Banken, private Kreditgeber, Pfandhäuser und andere Institutionen fallen darunter.

Der China Wirtschaftswoche zufolge, plant die chinesische Zentralbank verschiedene Maßnahmen, um eine übermäßige Ausdehnung des Schattenbanken-Systems zu verhindern.

Der Finanzprofessor der Shanghai Jiaotong der Universität Yan Hong sagt dazu:

„Wenn das Schatten-Bankensystem weiter übermäßig wächst und z. B. die Marke von 30 Billionen Yuan überschreitet, kann eine systemische Finanzkrise in China nicht ausgeschlossen werden.“

Schätzung: Schattenbanken Chinas besitzen Kapital in Höhe von 21 Billionen Yuan

Nach Einschätzung der chinesischen Bankenaufsichtsbehörde beläuft sich die Kapitalmenge auf Chinas Schattenbanken auf 8 Billionen Yuan. Die Deutsche Bank schätzt, das es bereits 21 Billionen Yuan sind, was 40 Prozent des BIP entspräche. Es gibt noch die gewagtere Prognosen von 40 Billionen Yuan, dies entspräche 80 Prozent des BIP.

Chen Si-Qing, Vize-Präsident der Bank of China, sagte vor kurzem den chinesischen Medien: „Der chinesische Schattenbanken-Sektor ist sehr undurchsichtig. Es gibt weder eine offizielle noch eine glaubwürdige Statistik über die Art und Größe der Geschäfte, die die Schattenbanken machen. Daher ist es schwer, Vorwarnungen zu geben. Die rasche Entwicklung der Schattenbanken birgt viele Risiken wie z.B. Liquiditätsrisiko, Kreditrisiko, infektiöse Risiken und Mangel an Schutzmechanismen.“



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