Chinas Wirtschaftselite warnt vor Crash – und will Reformen

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Mehr Freiheit für den Einzelnen und eine Reform des politischen Systems: Das sind die Vorschläge von Chinas Wirtschaftselite angesichts düsterer Zukunftsaussichten.Foto: Wang Zhao / AFP / Getty Images
Von und 11. Februar 2014

Am 10. Februar trafen sich die 50 Top-Köpfe der chinesischen Wirtschaft zu ihrer Jahrestagung in Peking. Chinas prominentestes Wirtschaftsforum blickte besorgt ins Jahr 2014 – und drängte auf Reformen. Wissenschaftler, Industrievertreter und Regierungsberater nahmen an der Tagung teil.

2014 wird ein schweres Jahr“

„2014 wird in China die Wirtschaftslage sehr schwer“, sagte der prominente Wirtschaftswissenschaftler Wu Jinglian in seinem Vortrag. Ein sehr wichtiger Punkt sei, den Ausbruch einer „serienmäßigen Krise“ zu vermeiden.

Zwar sprach Wu nicht direkt vom „Domino-Effekt“ und dass der Zusammenbruch einer Branche den Kollaps anderer Branchen nach sich ziehen könnte, Beobachter interpretierten die Rede jedoch so.

Immobilienmarkt „großes Problem“

Sehr ausführlich äußerte sich der Vize-Präsident der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, Li Yang. Seine Akademie ist direkt der Zentralregierung unterstellt, weshalb seine Meinung mit der eines regierenden Funktionärs gleichgesetzt werden kann.

„Die globale Finanzkrise ist seit 2007 noch nicht vorbei – sie ist nur in eine neue Phase eingetreten“, sagte Li. Für die Entwicklungsländer habe die Krise gerade erst begonnen. So gebe es zum Beispiel in China jetzt Probleme im Immobilienbereich – und auch eine Änderung der Politik könne die Probleme im Finanzbereich nicht lösen.

Ab Juni 2014 werde in China ein Meldesystem für Immobilien gestartet, kündigte er an. Dann müsse jeder Haushalt sein Immobilienvermögen beim Staat registrieren lassen. Diese landesweite Statistik werde Chinas großen Immobilien-Überschuss und die viel zu hohen Preise offenlegen. Das Platzen der Preisblase sei unvermeidlich und schon ein so großes Problem, dass die Finanzbranche bereits Vorbereitungen trifft.

Auch Zusammenbruch der Realwirtschaft?

Auch gebe es, so Li, „Gerüchte, dass es 2014 ein großes Problem in der Realwirtschaft geben wird“. In der Immobilien-Branche, die davon besonders betroffen sein wird, werde „das Problem als erstes auftauchen“. Er sagte zwar nicht direkt „Zusammenbruch“, seine Rede wurde jedoch dahingehend interpretiert.

Li betonte außerdem: „Dass die Krise sich jetzt in einem so weit fortgeschrittenen Stadium befindet, liegt daran, dass die Realwirtschaft nicht richtig funktioniert. Ein wichtiger Grund hierfür ist die Produktionsüberkapazität.“ Und diese sei auf Kosten des künstlich erzeugten Wirtschaftswachstums entstanden. „Das alles liegt an dem System“, so Li. Für ihn als Insider war dies eine unerwartet kritische Aussage.

Über Chinas Finanzsystem sagte er noch: „Es muss operiert werden. Allein durch einige politische Änderungen sind hier die tiefliegenden Probleme nicht zu lösen“, das Finanzsystem müsse von Grund auf geändert werden.

Regierung muss reformiert werden“

Ähnlich unverblümt äußerte sich auch der Immobilien-Tycoon Ren Zhiqiang, CEO des Pekinger Unternehmens Hua Yuan:

„Wenn man von Reform redet, muss man sowohl die Regierung als auch das System reformieren. Man muss die auf Planwirtschaft basierende Regierung zu einer marktwirtschaftsfähigen machen.“ Bisher sei nach dem Motto regiert worden „Reformen funktionieren nur durch Strafen“: „Der Markt wurde bestraft, die Bürger bestraft – aber das einzige, was ungestraft davon kam, war die Regierung.“ Rens Fazit: Ohne Änderungen geht es nicht mehr.

Wir brauchen mehr Freiheit“

Wirtschaftsprofessor Zhang Weiying von Pekinger Universität schlug in dieselbe Kerbe: „Wenn man darauf hofft, dass die Regierung eine Marktwirtschaft aufbaut, wird das nie funktionieren, denn der Kern einer Marktwirtschaft sind Bürgerrechte und Freiheit. Deshalb sollten wir diskutieren, wie die Regierung dem Markt sein Recht zurückgeben kann.“ China brauche deshalb mehr Freiheit und Rechte des Einzelnen.

Wir brauchen die Reform des Yuan“

Wang Yiming, der Vize-Präsident des Instituts für Makrowirtschaftsforschung sah Chinas größtes Krisen-Potenzial in drei Bereichen: Schattenbanken, Kommunalverschuldung und Immobilienmarkt seien auf unheilvolle Weise miteinander verflochten. Nur eine Währungsreform des Yuan könne hier helfen, dessen Wechselkurs aktuell noch immer von der Regierung diktiert wird. „Um diese drei Probleme zu lösen, muss man zuerst Chinas duales Währungssystem zu einem einzigen verschmelzen“, so Wang. Tut man das jedoch, dann „werden viele weitere Krisen offenbart.“



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