Chinesischer Staatsbahn-Riese kauft sich in deutsche Bahnindustrie ein – EU verhinderte Gefahrenabwehr der Industrie

Nach dem gescheiterten Kauf der tschechischen Lokfabrik Skoda, ist es China gelungen, erstmals Eigentümer eines europäischen Lokproduktionsbetriebs zu werden - und das ausgerechnet in Deutschland.
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Ein Modell des Hochgeschwindigkeits-Geschosszugs "Fuxing" des chinesischen Bahngiganten CRRC ist auf der Innotrans, der größten Fachmesse der Bahnindustrie, am 19. September 2018 in Berlin zu sehen.Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images
Epoch Times29. August 2019

China ist nun auch in Deutschlands Bahnindustrie eingestiegen. Es fehlt lediglich noch die Zustimmung der zuständigen Behörden, insbesondere die fusionskontrollrechtlichen und außenwirtschaftsrechtlichen Freigaben. Am 26. August wurde das Geschäftsfeld „Locomotives“ des deutschen Vossloh-Konzerns an CRRC Zhuzhou Locomotive, eine Tochter des weltgrößten Bahnherstellers „China Railway Rolling Stock Corporation“ (CRRC) in Peking, verkauft.

Mit CRRC Zhuzhou Locomotive konnte ein strategischer und leistungsstarker Erwerber gewonnen werden.“

(Vossloh AG)

Vossloh stellt Rangierlokomotiven her und bietet Wartungs- und Reparaturdienste an. Der Marktanteil 2014 bis 2018 betrug 25 Prozent. Über Heinz Hermann Thiele, Hauptaktionär von Vossloh AG und Knorr-Bremse AG, gelang China der Einstieg. Knorr-Bremse hatte die Schienenfahrzeugproduktion in China 2014 erheblich ausgeweitet. Dort soll CRRC Großkunde gewesen sein.

Auf der Innotrans, der größten Messe der Bahnindustrie, ist am 19. September 2018 in Berlin eine Hybrid-Rangierlokomotive der Deutschen Bahn vom chinesischen Bahngiganten CRRC zu sehen. Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images

EU würgt Siemens-Alstom-Fusion ab

Siemens (ICE) und der französische Alstom-Konzern (TGV) beabsichtigten bereits im Jahr 2017 notgedrungen zu fusionieren, um mit CRRC überhaupt konkurrieren zu können. Sie wollten ihre Kräfte bündeln, um einen neuen europäischen Rail Champion zu schaffen, der groß genug ist, um mit dem Weltmarktführer CRRC aus China zu konkurrieren.

Vor allem die Kostenbasis stelle eine echte Bedrohung dar. Ein Schnellzug von Siemens koste rund 40 Millionen Euro, ein solcher von CRRC nur 19 Millionen Euro. Während sich Deutschland in Klimafragen stark engagiert und auch entsprechende Kosten stemmen muss, hält sich China aus dieser Frage einfach heraus.

EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestagerden lehnte jedoch im Februar 2019 die geplante Fusion der Konzerne ab. Siemens-Vorstand  Joe Kaeser kritisierte: Die EU-Kommission müsse bei Kartellfragen den Weltmarkt im Blick haben. Doch die EU-Kommissarin hielt einen Eintritt von CRRC in Europa für unrealistisch.

An anderer Stelle war man jedoch überhaupt nicht verwundert: Maria Leenen, Geschäftsführerin der SCI Verkehr GmbH, sagte zu dem Markteintritt Chinas: „Der Markteintritt … ist keine Überraschung, sondern – gemessen an den Erwartungen der Europäer und den Ankündigungen der Chinesen – sogar eher überfällig.“

Hatte also nur die EU geschlafen und durch ihre Intervention eine rechtzeitige Reaktion der europäischen Wirtschaft verhindert?

Siemens-Chef Joe Kaeser (L) und , Präsident und CEO, Joe Kaeser (L) und Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge verkündeten während einer Pressekonferenz am 27. September 2017 in Paris die Vereinigung der beiden Konzerne. Alstom und Siemens, die den französischen TGV und die deutschen ICE-Züge herstellen, erklärten, ihre Kräfte bündeln zu wollen, um einen neuen europäischen Rail Champion zu schaffen, der groß genug ist, um mit dem Weltmarktführer CRRC aus China zu konkurrieren. Im Februar 2019 wurde die Fusion jedoch durch die EU verboten. Foto: THOMAS SAMSON/AFP/Getty Images

Der Preis der Gier

Ausländische Eisenbahnexperten wie Siemens und Kawasaki (Japan) bahnten einst der jetzigen CRRC ungewollt den Einstieg in die Eisenbahnbranche. China nutzte dabei sogenannte „Joint Ventures“. Siemens und Kawasaki hatten die Absicht, auf dem chinesischem Markt stärker Fuß zu fassen. Sie halfen daher beim Aufbau von Produktionsstätten in China, bildeten chinesische Ingenieure in eigenen Werken aus und halfen Lieferketten zu entwickeln.

In den folgenden Jahren forderte China immer wieder, zusätzliche Technologien für noch schnellere Züge bereitzustellen. Im Fokus stand letztlich die kostenlose Übertragung der gesamten Technologie. Bei Vertragsunterzeichnungen gab es jedes Mal eine Gebühr von mehreren 100 Millionen Dollar – so ein leitender Angestellter von Kawasaki.

Yoshiyuki Kasai, Vorsitzender der Central Japan Railway Co in Japan stellte bereits damals die Weisheit des Umgangs mit China in Frage:

Die Bedingungen waren nicht günstig – sie wollten, dass die gesamte Technologie kostenlos übertragen wird. Das war nicht gut für uns.

Liang Jianying, leitende Ingenieurin bei CRRC, bestätigt sogar die Vorgehensweise in einem Interview mit der South China Morning Post:

Unsere Strategie bestand aus drei Schritten: Wir importieren fortschrittliche Technologien aus dem Ausland, verdauen und absorbieren sie und entwickeln schließlich unsere eigenen Innovationen.

Chinesische Unternehmen seien stolz darauf, das geistige Eigentum anderer zu nutzen und Waren zu fälschen oder neu zu erfinden, so Andrew Forbes Winkler, Analyst bei Commodore Research & Consultancy in New York.

Die meisten der kürzlich entwickelten Hochgeschwindigkeitszüge als Chinas eigene zu bezeichnen, ist nichts Anderes als betrügerische Propaganda“, sagte ein leitender Angestellter von Kawasaki in einem Interview in 2010.

Während die EU und auch Deutschland offenbar noch vor sich hinträumen, haben die USA bereits dem chinesischen Treiben einen Riegel vorgeschoben. US-Präsident Donald Trump sagte am 23. August über Twitter:

Für viele Jahre hat China (und viele andere Länder) die Vereinigten Staaten ausgenutzt, was den Handel, das Stehlen geistigen Eigentums und vieles mehr anbelangt. (…) Als Präsident kann ich das nicht länger zulassen!“

(Donald Trump, US-Präsident)

Bedrohung des europäischen Marktes

„Wir haben nicht nur Europa im Blick sondern die ganze Welt, sagt Jilian Yang von CRRC auf der Bahnindustrie-Messe Innotrans 2016 in Berlin.

Die Kommunistische Partei Chinas möchte zur Weltmacht expandieren. Das zeigen Bemühungen im Eisenbahnsektor sehr deutlich. China exportiert bereits heute Züge unterschiedlichster Art in viele Länder. Seien nur genannt: USA (Boston, Hollywood, Chicago), Türkei, Tschechien (Prag), Serbien, Iran, Österreich (Graz), Türkei (Ankara), Mazedonien, England (London), Afrika. Auch im Projekt „One Road One Belt“ soll die Eisenbahntechnik eingesetzt werden.

Selbst die Deutsche Bahn bestellt inzwischen in China. In 2018 wurde ein Rahmenvertrag für die Lieferung von 20 Hybrid-Rangierloks unterzeichnet und bereits vier Lokomotiven bestellt. In Lincolnshire ist CRRC inzwischen Eigentümer einer Halbleitertechnikfirma. Die Anteile am Eisenbahn-Dienstleister Cideon in Bautzen und Argentiniens Bahnkonzern Emprendimientos Ferroviarios seien ebenfalls in chinesischer Hand.

In Wien hat CRRC bereits eine Tochtergesellschaft CRRC ZELC Verkehrstechnik gegründet. Sie soll als eigenständige Einheit neben Zhuzhou Locomotive geführt werden.

Wie gefährlich ist das Vordringen von CRRC?

CRRC entstand in 2015 durch die Fusion der beiden staatseigenen Schienenfahrzeughersteller China North Locomotive (CNR) und China South Locomotive (CSR). Mit 90 Prozent chinesischem Marktanteil ist CRRC der Marktführer in China. Der weltweite Marktanteil betrug im Jahr 2017 gigantische 69 Prozent. Chinesische Firmen, insbesondere die staatseigenen Firmen handeln im internationalen Zusammenspiel alle im Sinne der herrschenden kommunistischen Partei und ihrer Interessen.

CRRC wird von einigen Experten allgemein als Bedrohung betrachtet. So zum Beispiel Ronald Pörner, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin:

Der Kauf von CRRC sei ein Angriff auf die etablierten europäischen Bahntechnikkonzerne.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier warnte seinerzeit, dass Europa europäische Champions benötige. Diese sollten den Wettbewerb mit Anbietern aus China aufnehmen und gewinnen können. Es gehe im Einzelfall um Auftragsvolumina von 30 Milliarden Euro, bei denen man konkurrieren müsse.

Das Manager-Magazin erinnert: Nicht nur in der Bahnbranche seien solche Machtübernahmen möglich. Nach dem Plan „Made in China 2025“ gebe es zehn Sektoren, in denen China den Westen möglicherweise überholen will. (bm)



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