Die Deutsche Bank und Chinas Prinzlinge: Insider packt aus

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Undurchsichtige Recruting- und Geschäftspraktiken soll es in China auch bei der Deutschen Bank gegeben haben.Foto: TEH ENG KOON / AFP / Getty Images
Von und 22. Mai 2014

Lange ging das Spiel gut: Um im China-Geschäft milliardenschwere Deals an Land ziehen zu können, hatten internationale Banken für ihre China-Teams in der Vergangenheit gerne Kinder hoher chinesischer Funktionäre rekrutiert. So auch die Deutsche Bank.

Im Volksmund nennt man die Sprößlinge des roten Partei-Adels etwas abfällig „Prinzlinge“. Mit ihnen zusammenzuarbeiten war bisher eine Erfolgsgarantie – bis die Bank JPMorgan im vergangenen Sommer deshalb erstmals in den Fokus der US-Behörden geriet. Seit dem ist viel passiert: Gestern wurde bekannt, dass Fang Fang, der ehemalige China-Chef von JPMorgan in Hongkong verhaftet wurde – und zwar von der I.C.A.C., der Hongkonger „Independent Commission Against Corruption“. Die New York Times berichtete.

Mittlerweile ist der Job „gefährlich“

Ende März hatte das FBI mit Untersuchungen in der Niederlassung von JPMorgan in Hongkong begonnen. Fang, der wegen seiner Rekruting-Praktiken unter Beschuss geraten war, hatte daraufhin freiwillig seinen Job gekündigt.

Dabei war die Anstellung chinesischer Prinzlinge in Hongkong bisher nichts Ungewöhnliches. Viele chinesische Unternehmen sind in der internationalen Finanzmetropole an der Börse notiert und täglich werden hier milliardenschwere Investitionsgeschäfte abgewickelt – weshalb internationale Banken versuchen, ihr Stück vom Kuchen zu bekommen.

Ein Experte, der anonym bleiben wollte, kommentierte  gegenüber der EPOCH TIMES: „Wegen der hohen wirtschaftlichen Profite waren immer mehr Prinzlinge im Investmentbanking eingestellt worden. Doch durch die Anti-Korruptions-Kampagne der chinesischen Regierung und die Untersuchungen der US-Börsenaufsicht ist die Mitarbeit in den China-Teams der großen Banken inzwischen ein gefährlicher Job.“

US-Behörden untersuchen das „Prinzling-Recruting“

Anfang Mai zitierte das Wallstreet Journal Insider, wonach die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC mindestens 5 große Banken in Briefen aufgefordert habe, Informationen zu ihren Rekrutingverfahren in Asien herauszugeben. Die betroffenen Häuser waren Credit Suisse, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Citigroup und UBS.

[–Deutsche Bank heuerte Tochter eines Atomkonzernchefs an–]

Bei der Deutschen Bank hatte es ebenfalls Turbulenzen wegen der Personalpolitik gegeben: Im März hatte Bloomberg berichtet, dass die Deutsche Bank schon neun Monate für den geplanten Hongkonger Börsengang des chinesischen Atomkonzerns China General Nuclear Power Corporation (kurz CGN) gearbeitet habe. Doch auch hier bohrte die SEC Ende 2013 in puncto Rekruting nach. Die Deutsche Bank habe deshalb laut Bloomberg überlegt, ihre Mitarbeit am CGN-Börsengang zu canceln.

Man hatte ausgerechnet die Tochter des CGN-Vorstandsvorsitzenden He Yu als Mitarbeiterin beschäftigt. Die Dame namens Celia He war erst nach dem Start der IPO-Gespräche zur Deutschen Bank gekommen.

Mittlerweile habe sie sowohl das Hongkonger Team, als auch die Deutsche Bank verlassen, sagte ein anonymer Insider exklusiv gegenüber EPOCH TIMES, der noch mehr über die Personalentwicklung im Asien-Team der Deutschen Bank verriet: Das Team habe bis März aus rund 50 Leuten bestanden, nach den Untersuchungen waren es nur noch 30 Mitarbeiter. „Die Ermittlungen wegen Celia He erschütterten den gesamten Investmentbanking-Kreis“, so der Insider.

Die ausscheidenden Mitarbeiter hätten noch schnell ihre  Jahresgewinnbeteiligung abgewartet und dann die Deutsche Bank in Richtung anderer Investmentbanken und Privatfonds verlassen.

Bürgermeister-Sohn ging wegen abgelehnter Gehaltserhöhung

So wie der Sohn eines Shanghaier Bürgermeisters, der seinen Job bei der Deutschen Bank vor zwei Jahren gekündigt hatte, weil sein Antrag auf Gehaltserhöhung abgelehnt worden war. „Er gründete nach seinem Ausscheiden eine eigene Firma, für die er innerhalb kurzer Zeit eine Milliarde Yuan sammeln konnte“, so der Insider. „Außer Celia He hatte die Deutsche Bank schon seit Jahren Kinder hoher Funktionäre beschäftigt, die für Chinas Staatsunternehmen oder Regierung tätig waren. Im Investmentbanking ist das ein offenes Geheimnis.“

Besonders nach 1997, als Hongkong an China zurückgegeben wurde, waren die internationalen Investmentbanken bestrebt, einen Fuß in die Tür nach China zu bekommen. Deshalb heuerten sie die Prinzlinge als „Geheimwaffen“ für ihr Chinageschäft an. Ein Hongkonger Investment-Banker hatte schon vor Jahren den Medien gesagt, bei Vorstellungsgesprächen würden die Banken immer zuerst fragen, „Was machen ihre Eltern beruflich? Könnten wir davon profitieren?“

Eine Mätresse bei der UBS

Wie lukrativ die Anstellung der richtigen Person sein kann, zeigte der Fall des kürzlich wegen Korruption verhafteten Hongkonger Funktionärs Song Lin. Er war Vorsitzender des Staatsunternehmens China Resources ltd. gewesen und hatte eine Geliebte bei der UBS. Nachdem sie im Juni 2012 in das Hongkonger China-Team der UBS eingestiegen war, kletterte dort das Geschäftsvolumen von unter 850 Millionen US-Dollar auf zuletzt 7,7 Milliarden. (Siehe auch: „Sex and Crime in Chinas KP – neuer Korruptionsskandal“)



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