Droht mit der „Schweineseuche“ in China ein zweites SARS?

Mysteriöse Schweinekrankheit treibt Inflation in China nach oben – Unmut in der Bevölkerung
Titelbild
Schweinefleisch wird in einem Pekinger Markt wieder teurer. Offizielle Inflationsschätzungen liegen jedoch nur bei 5,6 Prozent. (Foto: Getty Images)
Von 16. Oktober 2007

Das chinesische Volk scheint sich während des 17. Parteitags in Peking weniger über die großen politischen Zusammenhänge Sorgen zu machen, als viel mehr über die banalere Frage der Essensbeschaffung: Die beliebteste Fleischsorte der Chinesen, Schweinefleisch, leidet unter galoppierenden Preissteigerungen. Misswirtschaft und eine mysteriöse Schweineseuche treiben die Preise nach oben. Nun soll die Auflösung der Fleischreserver Abhilfe schaffen. Experten sind mehr als skeptisch und sehen auch Auswirkungen auf den Parteitag.

Angesichts der enormen Inflation und des Fleischmangels am chinesischen Markt will China einen Teil seiner Fleischreserven auflösen, um eine mögliche Sozialkrise zu verhindern. Laut dem September-Bericht des chinesischen Statistikamtes ist der Preis für Lebensmittel im August um weitere 18,2 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum August vergangenen Jahres lag der Preis für Schweinefleisch um 86,5 Prozent höher. Bis zum Beginn des 17. Parteitags am 15. Oktober sollen 30.000 Tonnen lebende Schweine auf dem Markt verkauft worden sein. Damit will man die extremen Preisschwankungen in den Griff bekommen. Ende der neunziger Jahre hat die Regierung in Peking eine „Schweinefleisch-Rücklage“ angelegt, um Versorgungsengpässe überbrücken zu können. Zur Reserve gehört gefrorenes Fleisch ebenso wie Schweine, die auf eigens dafür angelegten Farmen gezüchtet wurden.

Im Interview mit der Epoch Times prognostizieren der in den USA lebende Sozialökonom Dr. Cheng Xiaonong, Chefredakteur des chinesischsprachigen Magazins Modern China Studies, und Ma Xiaoming, der ehemalige Chefredakteur einer Wirtschaftssendung des chinesischen Fernsehender in Xian, eine weitere Steigerung des Schweinefleisch-Preises, da die Größe der Rücklage des Staates viel zu gering sei, um einen maßgeblichen Einfluss ausüben zu können.

Der Eingriff des Staates werde versagen, so Cheng und Ma unisono. Der dramatische Preisanstieg der Nahrungsmittel könnte als Sprengstoff für weitere soziale Unruhe sorgen und die Unzufriedenheit des Volkes vergrößern.

Mysteriöse Seuche: 20 Millionen Schweine sollen verendet sein

Die aktuelle Schweinefleisch-Knappheit beschrieb Anfang Oktober ein Einwohner von Jilin in Nordchina: „Seit Juli ist krankes und verseuchtes Schweinefleisch massenhaft auf den Fleischmarkt gekommen. Zurzeit sagen Bürger in der Kreisstadt Yongji und in den angrenzenden Orten, dass Schweine fast ausgestorben sind. Auf dem Markt findet man nur noch verseuchtes Fleisch. Am ersten Oktober zum Nationalfeiertag fand man auf dem ganzen Ostmarkt der Stadt Jilin keine einzige Schweinshaxe“. Schweine, die von der Seuche angesteckt seien, zeigten Cholera-ähnliche Symptome, behaupten Tierärzte. Von dem Ausbruch der Krankheit bis zum Tod würden nur wenige Tage verstreichen, kein Medikament könne helfen.

Die mysteriöse Schweineseuche soll schon im Frühling dieses Jahresausgebrochen sein. Während die Behörden sie als Seuche bezeichnen, worüber im Ausland die Meinungen auseinander gehen, nennt das Volk die mysteriöse Krankheit einfach „Schweine-SARS“. Laut inländischen Medien waren davon im Juli Schweine in 25 Provinzen Chinas betroffen. 20 Millionen sollen nach inoffiziellen Angaben durch die Seuche bereits verendet sein. Bis jetzt waren die chinesischen Behörden nicht bereit, Detailinformationen über die Seuche zu veröffentlichen. Beim SARS-Ausbruch 2003 kam die unkontrollierte Situation erst dann ans Tageslicht, als auch das Ausland von SARS betroffen war.

Schweinzucht, ein Geschäft das nicht rentabel ist

„Als ich hinein kam, war da ein großes Zimmer mit einem Schreibtisch. Hinter dem Schreibtisch stapelten sich in einem großen Haufen die Medikamente“, berichtet Ma Xiaoming über einen Besuch in einem Schweinezuchtbetrieb. Der Schweinezüchter erzählte ihm, dass die Schweine keinen Gewinn mehr brächten, da die Tiere dauernd krank seien. Das Schlimme sei die riesige Menge Antibiotika, die ins Schweinefutter eingemischt werden. Um der Resistenz der Bakterienstämme entgegenzuwirken, werde die Dosis an Arzneimittteln ständig erhöht. „Es ist ein echter Teufelskreis entstanden“, so Ma.

Nach Ma Xioaming werde die Partei die Nachrichten über die Ausmaße der Schweineseuche blockieren, da sie Angst vor der Unzufriedenheit des Volkes hat. „Dann und wann wird die Wahrheit aber immer wieder mal rauskommen. Wenn das Volk von der Vertuschung der Seuche erfährt, wird die Wut auf die Partei noch größer.“

Unmut der Bevölkerung wächst

In die gleiche Kerbe schlägt Cheng Xiaonong. Die Auflösung der Fleischreserven könne dem Preisanstieg nicht entgegenwirken. „Diese Art Maßnahmen üben keinerlei Einfluss auf den Großteil der Bevölkerung aus. Sie sollen ausschließlich der Propaganda dienen.“ Laut Cheng steige mit der Preiserhöhung beim Schweinefleisch und anderen Lebensmitteln auch die Unzufriedenheit der Massen, die sich auch auf den 17. Parteitag übertrage. „Wenn das Volk über den Fleischpreis schimpft, schimpft es auch auf den Parteitag.“ sagt Cheng Xiaonong.



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