So funktioniert Chinas Kapitalbeschaffungs-Betrug

Titelbild
Mit welchen Tricks Unternehmen in China Kredite erschleichen brachten nun zwei spektakuläre Fälle ans Licht.Foto: AFP / Getty Images
Von und 5. Juni 2014

Die Krise bringt´s ans Licht: Zwei spektakuläre Fälle von Kapitalbeschaffungs-Betrug haben in China Aufsehen erregt. Ein Mineralienhändler und ein Autoteile-Zulieferer hatten jeweils durch gefälschte Sicherheiten Kredite in Milliardenhöhe ergaunert und diese am Ende nicht zurückzahlen können. Die beiden Fälle sind typische Beispiele für krumme Schattenbanken-Geschäfte im rezessionsgeplagten Wirtschaftswunder-Staat.

Ein Aluminium-Deal in Qingdao

Beispiel 1 fand in Qingdao statt, Chinas drittgrößtem Außenhandelshafen. Qingdao ist einer der wichtigsten Häfen von Manufaktur-Branche und Maschinenbau. Hier wird das meiste Metall umgeschlagen: Erze, Eisen, Kupfer, Aluminium.

Der mittelständische Mineralienhändler Decheng geriet nun in die Schlagzeilen. Der Aluminium-Spezialist hatte ein Problem mit dem Cashflow und dachte sich einen Trick aus: Decheng ließ sich von vier verschiedenen Lagern – und Logistikfirmen schriftliche Bestätigungen ausstellen, dass seine Rohstoffe bei ihnen lagern. Mit den vier Bescheinigungen als Sicherheit besorgte man sich bei vier verschiedenen Banken Kredite. Das Problem: Decheng hatte viermal mit derselben Ladung gebürgt.

Waren im Wert von 1 Milliarde Dollar gesperrt

Ein Insider berichtete dem „21st Century Economic Herald“, dass Decheng auf diese Weise über 1 Milliarde Yuan hamsterte (rund 125 Millionen Euro), die der Betrieb nicht mehr zurückzahlen kann. Deshalb wurden Untersuchungen eingeleitet und alle Waren, die von Decheng am Hafen von Qingdao lagerten, gesperrt. Dies waren rund 100.000 Tonnen Aluminiumoxid und 2 bis 3 Tonnen Kupfer. Das englische Fachportal MetalBulletin berichtete, dass der Wert der gesperrten Waren bereits 1 Milliarde US-Dollar beträgt (rund 735 Millionen Euro).

Der Fall Decheng erschütterte nicht nur die chinesische Metallbranche, sondern bekam auch weltweit Aufmerksamkeit: Eine Warenmenge mehrfach als Sicherheit zu benutzen, ist in vielen Unternehmen Chinas Gang und Gäbe – ein typischer Schattenbanken-Betrug, der mit Vorliebe mit Rohstoffen praktiziert wird.

Solche Tricksereien bemerkt niemand, solange das Geld rechtzeitig zurückfließt – da Chinas Wirtschaftskraft jedoch rückläufig ist und immer mehr Unternehmen Finanzierungsprobleme haben, kommen die Fakten ans Licht.

[–Immobilien-Spekulation killt Autoteile-Zulieferer–]

Beispiel 2 fand in Südwestchina statt, die Presse nannte ihn „den größten Fall illegaler Kapitalbeschaffung in der Provinz Guangxi“. Am 3. Juni berichtete die Zeitung „Daily Economic News“, dass beim Autoteile-Zulieferer Zhengling Group wegen illegaler Kapitalbeschaffung ermittelt wird. Rund 2000 Mitarbeiter (!) sollen darin involviert sein, die für die Firma rund 7 Milliarden Yuan von Banken und über 3 MilliardenYuan von privaten Geldgebern organisierten.

Bei Zhengling brach Anfang 2014 die Kapitalkette ab und die Firma geriet in die Bredouille. Spekulationsgeschäfte auf Chinas überheiztem Immobilienmarkt waren daran nicht unschuldig, denn obwohl Zhengling eigentlich Autoteile baut, stieg der Konzern 2010 in den Immobilienmarkt ein.

Und der Chef suchte das Weite …

Bis Juni 2013 lief alles rund, Zhengling hatte ein Dutzend große Grundstücke für Bauprojekte gekauft. Doch nun liegen diese brach, denn nach dem Juni 2013 wurden Chinas Banken mit Immobilienkrediten immer strenger. Zhengling konnte nicht mehr weiter bauen und die Kapitalkette brach Anfang 2014 ab. Zur gleichen Zeit begannen die Immobilienpreise in die Knie zu gehen und die Objekte an Wert zu verlieren. Im April verflüchtigte sich schließlich der Konzernchef von Zhenglin, der seitdem unauffindbar ist.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion