Chinesisches Regime zwingt Bürgern Überwachungsapp auf

In Urumqi wurde ein Teil der Bevölkerung von der Regierung aufgefordert, eine neue App zu installieren, die sämtliche Daten vom Telefon an die Regierung schickt und überprüft. Bei "falschen" Daten droht Verhaftung.
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Wenn die App installiert ist, wird jede auf dem mobilen Gerät gespeicherte Datei zur Überwachung an einen Regierungsserver gesendet.Foto: Alexander F. Yuan/Getty Images
Von 23. April 2018

Als im vergangenen Juli bekannt wurde, dass die Bewohner von Xinjiang im Nordwesten Chinas eine Überwachungsapp auf ihren Mobiltelefonen installieren mussten, wurde der Open Technology Fund (OTF) darauf aufmerksam. Der OTF ist ein von der US-Regierung finanziertes Programm zur Erforschung und Entwicklung von Internetfreiheitstechnologien.

Am 9. April veröffentlichte das OTF eine Analyse der technischen Möglichkeiten der App. Diese zeigte die große Bandbreite, mit der die App die Aktivitäten eines Telefonbenutzers verfolgen und überwachen kann.

Die Behörden im Tianshandistrikt von Urumqi City, der Hauptstadt von Xinjiang, hatten eine Mitteilung herausgegeben, in der es heißt, dass alle Bewohner mit einem Android Telefon eine neue App installieren müssten, berichtete Radio Free Asia (RFA) im Juli 2017. Die App heißt Jingwang Weishi, was auf Chinesisch „Verteidiger eines sauberen Internets“ bedeutet.

Die App wurde in Zusammenarbeit mit der Polizei von Urumqi und einem chinesischen Technologieunternehmen entwickelt. So heißt es in einer Kopie der Mitteilung, die RFA erhalten hatte.

Die App sei in der Lage, „schädliche Audio-, Video-, Foto-, E-Book- und andere elektronische Dateien“ im Zusammenhang mit „Gewalt, Terror und illegalen Religionen“ zu erkennen, heißt es dort. Die App fordere den Benutzer dann auf, die Dateien zu löschen. Löscht der Benutzer sie nicht unverzüglich, sei „der Benutzer gesetzlich verantwortlich“.

Harte Überwachung in Urumqi

Die Region Xinjiang ist seit langem Gegenstand eiserner Unterdrückung durch das chinesische Regime. In den letzten Jahren wurde die Gewalt zwischen der ethnischen Minderheit der Uiguren und den Han-Chinesen, welche die ethnische Mehrheit in China bilden, mit harten Polizeitaktiken beantwortet.

Die Bewohner von Xinjiang werden in ihrem täglichen Leben überwacht – von der ständigen Sicherheitspräsenz in öffentlichen Bereichen bis hin zur Anforderung, ihre ID-Informationen für den Einkauf in Geschäften zu registrieren.

In den letzten Monaten wurden Bewohner in „politischen Erziehungszentren“ festgehalten. Hier wurden sie gezwungen, Propagandamaterial des Regimes über die Vision der chinesischen Identität zu sehen, so Human Rights Watch.

Die neue App ist die neueste Form der Überwachung durch Hightech-Innovationen. Die Erwähnung von „Terror“ in der Mitteilung könnte ein Hinweis darauf sein, dass das chinesische Regime die Uiguren – von denen die Mehrheit Muslime sind – als terroristische Bedrohung bezeichnet, was die Rechtfertigung des Regimes für die Verfolgung der ethnischen Gruppe und die Unterdrückung ihres Glaubens war.

Im Juli hatte RFA berichtet, dass 10 Frauen kasachischer Abstammung nach dem Herunterladen der App verhaftet wurden. Die Polizei sagte, ihr Verbrechen sei das Veröffentlichen von unangemessenen Inhalten, auf WeChat, einer beliebten chinesischen Social-Media-Plattform.

App überprüft sämtliche Inhalte

Die OTF führte eine Sicherheitsüberprüfung der App durch und stellte fest, dass sie Informationen über das Telefonmodell, die Teilnehmer-ID, Dateinamen und andere Spezifikationen extrahieren konnte. Auf diese Weise kann ein Dritter das mobile Gerät und seine Inhalte einfach verfolgen.

Wenn die App installiert ist, wird jede auf dem mobilen Gerät gespeicherte Datei zur Überwachung an einen Regierungsserver gesendet.

Die App durchsucht den externen Speicher des Geräts nach Dateien, zeichnet die Namen, Größen, Pfade und andere Spezifikationen auf und vergleicht sie dann mit einer Liste von Identifikatoren vom Server. Wenn die App eine „verdächtige“ Datei identifiziert, fordert sie den Benutzer auf, diese zu löschen.

Die OTF stellte auch fest, dass die an den Regierungsserver gesendeten Informationen im Klartext waren, was bedeutete, dass „jemand mit einem trivialen Maß an technischem Wissen“ die Daten leicht abfangen und manipulieren konnte.

„Solche Techniken könnten leicht auf die chinesische Bevölkerung oder andere repressive Umgebungen ausgedehnt werden“, warnte die OTF.

Die Organisation veröffentlichte die Liste der gezielten Identifikatoren der App in der Hoffnung, dass Technologieexperten dabei helfen könnten, festzustellen, welche Arten von Inhalten die App als „gefährlich“ eingestuft hat.

Das Original erschien in der englischen EPOCH TIMES (deutsche Bearbeitung von tp).

Originalartikel: Chinese Regime Forces Xinjiang Residents to Download Spying App, Which Has Ability to Track and Censor Users, Report Says

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