Dauerbeben in der chinesischen Bankenwelt

Titelbild
Eine Frau kehrt den Schmutz weg vor der CC Bank in Peking. Es wurde bekannt, dass sich CCB Präsident Zhang Enzhao wegen Betrugsverdacht in Untersuchungshaft befindet.Foto: FREDERIC J. BROWN/AFP/Getty Images
Von 24. März 2005

Chef der China Construction Bank wegen Korruption zurückgetreten

Während die China Construction Bank (CCB) ihren Börsengang in Hongkong und Shanghai plant, ist ihr Präsident, Zhang Enzhao, überraschend zurückgetreten. Laut chinesischen Medien befindet sich Zhang wegen Korruptionsverdachtes in Untersuchungshaft.

Der Rücktritt des 59jährigen Top-Bankers kam für viele unerwartet. Angeblich aus „privaten Gründen“ werde er das Amt des Präsidenten der China Construction Bank niederlegen, erklärte Zhang Enzhao am 16. März vor dem Aufsichtsrat der Bank. Laut chinesischen Medien wurde Zhang jedoch wegen Korruption suspendiert. Die chinesische Finanzzeitschrift Caijing enthüllt in der neusten Ausgabe, dass Zhang nicht nur Immobilienfirmen in Shanghai Vorzugskredite gewährt und dafür Provisionen eingeheimst hat, sondern bereits am 9. Dez. letzten Jahres wegen Bestechlichkeit in einem Zivilverfahren angeklagt wurde. Ihm wird vorgeworfen, 1 Mio USD an Bestechungsgeldern von Fidelity National Financial (FNF), einer US-amerikanischen Firma, in Verbindung mit dem Kauf einer Management-Software für Bankengeschäfte angenommen zu haben.

Zhang Enzhao, seit Anfang vergangenen Jahres auch Aufsichtsratschef der Sino-German Bausparkasse, einem Joint-Venture zwischen CCB und Bausparkasse Schwäbisch-Hall, wurde im Januar 2002 Präsident der China Construction Bank, nachdem sein Vorgänger Wang Xuebing ebenfalls wegen Korruption verhaftet worden war. Der 59jähriger Banker war zu Chinas „Finanzmann 2004“ nominiert worden. Noch am 7. März war der CCB-Chef auf dem Volkskongress vom Chef der chinesischen Bankenaufsicht für den erfolgreichen Abbau der faulen Kredite der Bank gelobt worden. Wenige Tage später kam Zhang in Untersuchungshaft.

Die faulen Kredite der chinesischen Banken bedrohen zunehmend deren Existenz. Bis Ende 2006 werden auch die WTO-Übergangsfristen für China enden, damit wird auch die Schutzmauer für das instabile Bankensystem im Reich der Mitte vor den internationalen Wettbewerbern entfallen. Um die Löcher zu stopfen, haben Bank of China und China Construction Bank, eine der vier großen Staatsbanken Chinas, im vergangen Jahr eine Finanzspritze in Höhe von 45 Mrd. UDS aus den Devisenreserven des Landes erhalten. Beide Banken sollten zur Aktiengesellschaft umstrukturiert und im kommenden Herbst an die Börse in Shanghai und Hongkong gebracht werden.

Der Korruptionsfall des Präsidenten der CCB wirft wieder die Frage auf, wie sicher oder unsicher das chinesische Bankensystem für die Investoren ist. Um die Wogen schnellstens zu glätten wurde Guo Shuqing, bisher stellvertretender Direktor der Bank of China ,am Tag nach dem Rücktritt des CCB-Chefs zum Vorsitzenden des Parteikomitees bei der CCB ernannt, und zwar direkt von der Parteizentrale. Damit sollte ein Signal gesetzt werden, dass die Partei die unselige Situation mit der eiserner Faust unter ihre Kontrolle bringen will.

Jedoch stinkt der Fisch nicht nur am Kopf. In einer Wirtschafts-Sendung berichtet der chinesische Fernsehsender CCTV am 19. März über einen weiteren Betrugsfall. Schauplatz sind zwei Zweigstellen der CCB in der Provinzhauptstadt Changchun, wo die Geldanlage in Höhe von umgerechnet 30 Mio. EUR von über 30 Firmen spurlos verschwunden ist. Ein stellvertretender Geschäftsführer und eine Mitarbeiterin der CCB wanderten wegen Beihilfe beim dem Finanzbetrug lebenslang in Haft.

Für die als Sumpf bekannte Bankenwelt Chinas ist das kein Einzelfall. Neulich wurde das spurlose Verschwinden von 8 Mio. USD von einer CCB Filiale in der Provinz Jilin bekannt. Eben so spurlos verschwunden sind zwei Mitarbeiter der selben Bank, die für den Vorgang verantwortlich gemacht werden. Sie hätten sich wahrscheinlich ins Ausland abgesetzt, berichtete People´s Daily im vergangen Monat.



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