„Sanchi“-Untergang in China: Experten warnen vor Umweltkatastrophe von historischem Ausmaß

Nach dem spektakulären Tankerunglück vor der Küste Chinas warnen Experten vor einer Umweltkatastrophe von historischem Ausmaß. Die "Sanchi" war am 6. Januar mit 136.000 Tonnen Leichtöl an Bord auf hoher See mit einem chinesischen Frachter zusammengestoßen und sofort in Brand geraten.
Titelbild
Ein Löschboot vor dem brennenden Öltanker SANCHI vor der Küste von Shanghai.Foto: XinHua/dpa
Epoch Times16. Januar 2018

Nach dem spektakulären Tankerunglück vor der Küste Chinas haben die Behörden der Volksrepublik zunächst beteuert, dass die Umweltauswirkungen durch das austretende Leichtöl begrenzt seien.

Doch Experten warnten vor einer Umweltkatastrophe von historischem Ausmaß. Schließlich trete nach der Explosion und dem Untergang des iranischen Öltankers „Sanchi“ auch Ölkondensat aus, das zwar auf den ersten Blick nicht zu sehen, für die Meeresbewohner aber besonders giftig sei. Inzwischen warnen auch die chinesischen Behörden, dass sich der Ölteppich weiter ausbreitet.

Die „Sanchi“ war am 6. Januar mit 136.000 Tonnen Leichtöl an Bord auf hoher See mit einem chinesischen Frachter zusammengestoßen und sofort in Brand geraten, alle 32 Besatzungsmitglieder – 30 Iraner und zwei Bangladescher – kamen dabei vermutlich ums Leben. Nach mehreren Explosionen sank die „Sanchi“ am Sonntag. Chinesischen Medienberichten zufolge könnte ihr eigener Tank bis zu tausend Tonnen Treibstoff enthalten haben.

Seines Wissens sei noch nie soviel Ölkondensat – ein besonders hochwertiges Leichtöl – auf einen Schlag in die Umwelt gelangt, sagte der US-Berater für Öl-Katastrophen, Richard Steiner, der Nachrichtenagentur AFP. Ihm sei kein Fall bekannt, bei dem mehr als tausend Tonnen Kondensat ins Meer gelangt seien, sagte Steiner. Bei den meisten Fällen sei es sogar weniger als eine Tonne.

Selbst wenn nur 20 Prozent der Ladung ins Meer gelangt seien, entspräche dies in etwa der Menge an Rohöl, die bei der Havarie des Öltankers „Exxon Valdez“ 1989 vor Alaska ausgelaufen sei, verdeutlichte Steiner das Ausmaß der Umweltkatastrophe.

Die staatliche chinesische Meeresbehörde hatte dagegen am Wochenende noch erklärt, es seien keine größeren Umweltschäden zu erwarten. Ein hochrangiger Vertreter der Behörde sagte dem Staatssender CCTV, das Leichtöl an Bord der „Sanchi“ habe „weniger Auswirkungen auf das Meer“ als andere Ölarten. Für den Menschen seien ohnehin nur minimale Auswirkungen zu befürchten, da der Tanker so weit von der Küste entfernt sei.

Doch am Montag gab die Behörde dann eine neue Einschätzung: Das Öl breite sich aus, der Ölteppich sei „sehr viel größer“ als noch am Sonntag, hieß es. Flugzeuge entdeckten laut der Meeresbehörde drei verschiedene Ölteppiche von bis zu 18,2 Kilometern Länge, wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Diese würden sich wegen des Winds und der Meeresströmung Richtung Norden bewegen.

„Die Beseitigung der Umweltverschmutzung ist eines unserer Ziele“, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lu Kang. „Niemand möchte eine neue große Katastrophe erleben.“

Laut CCTV konnte das Feuer an der Unglücksstelle am Montag gelöscht werden. Zwei Schiffe versprühten Chemikalien, um den Ölteppich aufzulösen.

Dass das iranische Schiff sank, bevor die Ölladung komplett verbrannt war, ist für den Leiter des Pekinger Instituts für Öffentliche und Umweltangelegenheiten, Ma Jun, das Schlimmste, was nach der Havarie passieren konnte. „Das Ölkondensat ist für alle Meereslebewesen besonders giftig“, sagte Ma der Zeitung „Global Times“.

Anders als Rohöl bildet Ölkondensat keinen Teppich auf der Meeresoberfläche, sondern erzeugt unter Wasser eine giftige Säule aus Kohlenwasserstoffen. Für die Wale, Seevögel, Fische und das Plankton im Ostchinesischen Meer bedeute dies Lebensgefahr, sagte Steiner. Darüberhinaus könnten bei den Tieren chronische Krankheiten verursacht oder ihre Fortpflanzung gehemmt werden.

Selbst wenn die „giftige Phase“ des Tankerunglücks nach wenigen Monaten beendet sei, könnten die Auswirkungen auf die Umwelt „viel länger“ dauern, warnte Steiner. Da aber niemand die Umweltauswirkungen wissenschaftlich untersuche, „werden die Regierungen und Schiffseigner wahrscheinlich zu Unrecht behaupten, dass der Schaden nur begrenzt ist“.

„Vor unseren Augen entfaltet sich eine Umweltkatastrophe“, warnte am Montag auch der Meeresschutzexperte von WWF Deutschland, Stephan Lutter. Nun beginne „ein Wettlauf mit der Zeit“. (afp)



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